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Er lächelte sein charmantes Lächeln und musterte sie forschend mit seinen leuchtend blauen Augen.
Echèque bereute ihre Frage keineswegs.
"Als abweisend würde ich das nicht bezeichnen",
flüsterte Bond gespielt beleidigt zurück.
"Verzeih mir bitte, wenn du das so verstanden hast"
Echèque lächelte jetzt auch wieder. Was blieb ihr auch anderes übrig, als ihm zu verzeihen? Es war zu spät. Sie hatte schon vergessen, was sie sich vorgenommen hatte und würde das später sicher bereuen. Im Moment war sie ihm einfach hoffnungslos verfallen. Ihr Verstand konnte sie auch nicht mehr retten, wenn es um ihn ging.
Bond schlug vor, dass sie zusammen etwas essen gehen könnten und Echèque stimmte zu. Sie war erleichtert, dass dieses Thema geklärt war, obwohl sie in dem Moment nicht realisierte, dass es das eigentlich nicht war, und hakte sich bei ihm ein.
Sie ging mit ihm lächelnd durch den Garten auf das Splendide zu. Genau wie gestern. Nur dass heute kein Schweigen mehr zwischen ihnen stand.
Gemeinsam traten sie durch dir Tür des Restaurants im Splendide und Echèque spürte, wie sich mancher Gast nach ihnen umdrehte und tuschelte. Sie ignorierten es beide, als sie auf den hintersten Tisch im Raum zusteuerten und Bond ihr, wie ein wahrer Gentleman, den Stuhl zurückschob, bevor er sich setzte.
"Wie charmant", bemerkte sie neckend.
"Übertreffe ich deine Erwartungen?", konterte er.
Sie schaute sich das Restaurant nun genauer an. Die Tapete war mir einem klassischen Gold schimmernden Muster verziert. Die Vorhänge waren in dem wunderschönen Rot-ton, der großen im Casino gehalten und die Kronleuchter aus Kristall funkelten im warmen Licht, dass von ein paar Lichterketten an der Wand
ausgestrahlt wurde. Mit ihren Fingern zeichnete Echèque die Maserung der dunkelbraunen Tischplatte nach. Als sie den Kopf hob, sah sie wie die neugierigen Blicke mancher Gäste auf ihr und ihrem geheimnisvollen Begleiter ruhten, und wandte sich ab.
Echèque sah ihr Spiegelbild im Fenster und eine glücklichere Version ihrer selbst grinste ihr entgegen. Sie konnte damit gar nicht aufhören.
Peinlich berührt bemühte sie sich um ein gefasstes Auftreten, als der Kellner kam und sie ihr Essen bestellten. Bond suchte den Wein aus und zusammen aßen, tranken und lachten sie.
Echèque hatte sich lange nicht mehr so verstanden gefühlt. Sie hatte sich lange nicht mehr in der Anwesenheit eines anderen Menschen so wohl gefühlt, wie mit ihm. Wie mit James Bond.
Je öfter sie diesen Namen hörte oder an ihn dachte, desto besser gefiel er ihr. Der Name hatte diesen bestimmten Klang, wenn man ihn aussprach. Er war so stimmig.
Es war einer jener Namen, die man einmal hört und nie wieder vergisst. James Bond.
Sie würde ihn nie vergessen.
Echèque bemerkte wieder, wie der Blick eines Gastes auf ihnen ruhte.
"Er schaut immer zu uns rüber", murmelte sie, den Blick noch auf den stämmigen Mann mit braunen Haaren, der am anderen Ende des Raumes saß, gerichtet.
Bond drehte sich ebenfalls in die Richtung und wirkte für einen Moment etwas angespannt.
Dann drehte er sich wieder zu ihr herum.
"Warum sollte er auch nicht? Bei so einem schönen Anblick. Er muss schrecklich eifersüchtig auf mich sein"
"Ach hör bloß auf", winkte sie ab.
"Er würde mich jetzt wahrscheinlich am liebsten umbringen", scherzte er. Dann senkte er seine Stimme.
"Doch das nehme ich gerne in Kauf"
Warum musste er immer so charmant sein? Er sollte damit aufhören sie nervös zu machen. Wie überzeugt er doch von sich selbst war. Nachdenklich stocherte sie mit ihrer Gabel in ihrem Essen herum. Dann blickte sie ihn plötzlich an.
"Du versuchst mich doch tatsächlich um den Finger zu wickeln", antwortete Echèque.
"Ich bin nur höflich", erwiderte er. Und so wie er das sagte, hätte Echèque es ihm fast geglaubt.
"Den meisten Frauen gefallen solche Anmerkungen", sagte er betont beiläufig.
So war das also. Echèque würde das nicht einfach so auf ihr sitzen lassen. Was wollte er ihr damit sagen? Dass er jede haben konnte? Wie konnte man nur so arrogant sein?
"Dann tut es mir schrecklich leid, dich enttäuschen zu müssen. Dein Ego muss jetzt sehr angeschlagen sein"
Anstatt zu antworten, lächelte er vor sich hin. Echèque konnte es kaum fassen. Gegen ihn hatte sie einfach keine Chance. Geschlagen führte sie ihr Essen an ihren Mund.
Während sie schweigend weiteraßen fiel Echèque auf, dass sie immer nur über die anderen Menschen sprachen und kaum über sich selbst. Sie hatte wieder nichts über ihn herausgefunden. Wer er überhaupt war. Das wusste sie nicht. Es ging immer nur um die anderen. Und diese anderen kannte sie nicht. Sie interessierten sie nicht. Und Bond wiederum gab nie etwas über sich preis. Als hätte er irgendetwas zu verbergen.
Es kam ihr so vor, als wären es schon hundert Jahre her, als er ihr gesagt hatte, dass sie besser nichts über ihn wissen sollte.
Echèque störte es, dass er immer noch daran festhielt. Während des schönen Abends, den sie miteinander verbrachten. Dass er ihr immer noch nichts erzählen wollte. Sie konnte nicht von ihm erwarten, dass er alles über sich selbst preisgab, jedoch machte ihr die Tatsache, dass er so schweigsam war, zu schaffen.
Wie sie sich wieder verhielt. Später würde sie das sicher bereuen.
Trotzdem wollte sie ihn zur Rede stellen. Ein weiteres Mal. Jedoch bemerkte sie plötzlich, dass er seinen Blick wieder auf einen Punkt in der Ferne geheftet hatte. Es war genau wie gestern bei ihrem Baccara-Spiel. Derselbe Gesichtsausdruck.
Echèque meinte wieder diesen Hass in seinen Augen aufblitzen zu sehen, folgte aber dieses Mal seinem Blick, um endlich herauszufinden, wem oder was er galt. Zu ihrer Enttäuschung musste sie jedoch feststellen, dass sie in der Dunkelheit nichts erkennen konnte. Was befand sich da draußen? Langsam war sie diese Geheimnistuerei satt. Es machte sie schon richtig wütend. Er spielte doch nur mit ihr.
Und wenn er wie die anderen Männer war?
Sie hatte einfach kein Glück was Männer betraf. Wer braucht schon die Liebe? Für Echèque bedeutete Liebe einfach nur Schmerz. Das hatte sie schon lange vorher eingesehen.
Doch jetzt war es leider zu spät. James hatte Eindruck auf sie gemacht. Seine Art, sein Humor und natürlich auch sein Aussehen. Und er war geheimnisvoll. Das machte ihn so interessant. Er war anders.
Natürlich.
Wie leicht sie doch zu beeindrucken war.
Doch im Moment störte sie seine geheimnisvolle Seite gewaltig. Echèque machte sich schon daran ihn zu fragen was los sei, als Bond den Kellner rief, hastig bezahlte und "Du musst mich entschuldigen" murmelte. Dann verließ er mit schnellen Schritten das Restaurant.
Fassungslos starrte Echèque auf den Stuhl vor ihr.
Er hatte sie zum Abschied nicht einmal angesehen.

As Time Goes By - James Bond 007Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt