Frodo
Ich liebte es, wenn Flo in meinen Haaren spielte. Aber der Hunger war fast überwältigend. Wir standen also auf und liefen rüber in die Küche, wo mein Bruder am Tisch saß, sein Smartphone in der Hand und eine Tasse Tee neben sich. Er hatte so eine komische Teemanie. Keine Ahnung. Jedenfalls roch es dadurch in der ganzen Küche nach Weihnachten. Und das im Sommer. „Manchmal frag ich mich ja, ob du dann auch zu Weihnachten sommerlichen Tee trinkst oder...“, meinte ich. Er sah auf und grinste. Er griff nach der Tasse, nahm einen Schluck und sagte: „Ich trink doch nur Weihnachtstee, weil ich mir ja irgendwie ‘ne Freude machen muss. Heute war der erste Schultag und ich hab jetzt schon keinen Bock mehr.“ Ich lachte und Flo stimmte mit ein. „Dito. Ich weiß gar nich, was die komischen Kinder in meiner Klasse darstellen sollen.“, fügte Flo an und verdrehte seine Augen.
Mein Bruder warf mir einen fragenden Blick zu, aber ich schüttelte nur den Kopf. Er wusste, dass ich mir ziemlich oft Sorgen um Flo machte und versuchte, dafür zu sorgen, dass er genug positiven Kontakt zu Menschen hatte, was mir allerdings nur selten wirklich gelang.
„Was wollen wir machen?“, fragte Flo, der von dem Blickaustausch nichts mitbekommen hatte, „Nudeln? Mit Sauce Bolognese?“ Ich wand ihm wieder meine volle Aufmerksamkeit zu. “Jo, klar. Nudeln gehn immer.”, meinte ich zustimmend und nahm ein Glas Fertigsauce aus der Kiste, wo wir die ganzen Konserven lagerten. Die Nudeln allerdings… mein Blick glitt den Schrank nach oben. “Ist einer von euch Bohnenstangen mal so lieb und holt die Nudeln vom Schrank runter?”, fragte ich und verschränke meine Arme vor der Brust. Manchmal regte es mich sehr als auf, dass ich anscheinend keine Gene für einen großen Körper geerbt hatte und ständig die Leute in meiner Umgebung fragen musste, ob sie mir Sachen oder Klamotten von oben raus holten...ugh.
Mein Bruder wollte schon aufstehen, da streckte sich Flo mit Leichtigkeit hoch und nahm eine der Boxen mit Nudeln vom Schrank, welche er dann auf die Anrichte stellte. Ich nickte dankend und öffnete die Packung schonmal. Damit ich das nachher nicht machen musste.
Flo füllte Wasser in den Topf, stellte ihn auf den Herd und ich kippte die Nudeln rein. Mein Bruder wollte mich noch aufhalten, aber da waren die Nudeln schon in dem kalten Wasser.
“Alta.. warum machst du eigentlich immer den dritten Schritt vor dem ersten?!” Er seufzte und lachte kurz. Ich runzelte die Stirn, weil ich nicht wusste, was ich falsch gemacht haben sollte. Bis Flo mich sanft darauf hinwies, dass das Wasser erst kochen muss, bevor man die Nudeln reinschmeißt. Ich wurde rot. “Ehm…...ja? Das.. das weiß ich? Ich...das...das wird ein Experiment!”, versuchte ich mich sofort zu verteidigen, was aber leider vergebens war. Mein Bruder meinte nur: “Ja, du kannst Experiment heißen, Max.” und lachte.Ich verschränkte die Arme. “Also Mum hat das bestimmt auch schon mal so gemacht. Das geht schon irgendwie.” Mit Mum meinte ich übrigens nicht meine leibliche Mutter, sondern die von meinen Geschwistern.
Ja, meine Geschwister sind von der selben Mutter. Auch wenn Natascha jünger ist und Jonas älter als ich. Meine leibliche Mutter ist nur kurzzeitig an der Seite meines/unseres Vaters geblieben. Dann war ich alt genug, also 5 Jahre alt und sie verschwand. Mein Vater kam wieder mit seiner Ex zusammen und ein Jahr später kam dann Natta zur Welt. Ja, und deshalb hatte ich einen Bruder und eine Schwester von der selben Mutter und ich war mittendrin. Wir waren schon eine seltsame Familie..
Jedenfalls mochte ich Anna, also die Mutter meiner Geschwister, sehr. Klar war sie manchmal streng, aber nie ohne Grund. Sie sagte, was sie von Sachen hielt, aber sie war nie verletzend dabei. Ich war ziemlich glücklich mit ihr als Mutter. Mehr als mit meiner leiblichen Mutter. Und Dad ging es jetzt auch wieder besser als damals, als meine Mutter Daniela sich einfach von ihm trennte und mich, damals ja erst 5 Jahre alt, bei ihm zurückließ.
Flo sah mich beruhigend an. “Ja, passt schon, Frodo. Mach noch Salz rein und dann stell den Herd an.” Ich musste lächeln. Er ließ es nie zu, dass ich mich unnötig schlecht fühlte. Flo war schon toll. Mein großer Flo. Meiner ganz allein. Meine leuchtenden Augen lagen auf ihm und ich lächelte selig. Jonas beobachtete uns einen Moment und griff dann zwischen uns, um selbst den Herd aufzudrehen. “Turteltäubchen..”, murrte er nur und setzte sich dann wieder an den Tisch und trank seinen Tee weiter nachdem er noch seine Beine an sich ran, auf den Stuhl, gezogen hatte. Ich musste dumm grinsen und den Blick senken. Ich spürte die Röte auf meinen Wangen. “Du bist doch nur neidisch.”, grummelte ich und sah zu meinem Bruder rüber.
“Ja? Sicher bin ich neidisch! Auch wenn ich natürlich ein Mädchen suche, aber ich will auch jemanden haben, der mit mir kocht und mich dümmlich angrinst, okay?” Er verzog das Gesicht und starrte in seine Tasse. Das Grinsen auf meinem Gesicht wurde zu einem Ausdruck von Mitgefühl. “Heeey.. dat Wird schon. Du hast ‘n tollen Charakter und bla. Außerdem solltest du nicht schnell eine find’n, sondern eine, die ordentlich is un’ zu dir passt. Dann hält dat auch lange. So wie bei Flo und mir. Wir ham dat auch nich geplant, weißte?”, erklärte ich und sah zu Flo auf.
All die Zeit, in der ich ihn im Krankenhaus besucht hatte und… mich langsam aber sicher immer mehr in ihn verliebt hatte..
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So ihr Lieben :) Lang genug habt ihr gewartet, aber jetzt ist es endlich da! :3
Ein neues Kapi bei "Die Suche nach dem Bug" :DDieses Mal wieder von Tora und ich hoffe es taugt :)
LG Heide :x
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Die Suche nach dem Bug
FanfictionStell dir vor, du hättest jahrelang kaum jemandem wirklich vertrauen können. Aufgewachsen in einem Heim, in Pflegefamilien vermittelt worden, in denen du dich nie so richtig zuhause gefühlt hast und dann noch einen schweren Unfall, seit welchem du d...