Ich grinste in mich hinein, als die U-Bahn anhielt und ich die Treppen hoch rennen konnte. Nur noch über die Straße, ich sah ihn schon auf der Treppe sitzen. Meinen kleinen Engel. Mit einem gebrochenen Flügel. Trotzdem so wunderschön.
Er schien abgelenkt mit seinem Handy und ich genoss den Augenblick noch ein bisschen länger, während ich zwei Meter von ihm entfernt stand. Ich hätte noch ewig so stehen bleiben können – Er war so ein gutaussehender Kerl. Er wirkte zwar kalt und distanziert, aber wenn man sich die Zeit nahm, ihn ordentlich kennen zu lernen – so wie ich – dann konnte man ihm seine Sehnsucht und seine Ungeduld regelrecht ansehen, so wie er da saß.
Als er aufsah, weil er sich angestarrt fühlte, war das stille Anschmachten leider vorbei. Ich trat zu ihm rüber, während er hektisch aufstand und in meine Arme sprang. „Ich hab dich sooooo vermisst!“, jammerte er gespielt und lachte dann. Ich stimmte in sein Lachen ein und küsste ihn liebevoll auf die Lippen.
Selbst jetzt, nach 3 Jahren fühlten sich seine Küsse an wie das Paradies in einem Vakuum. Wann immer seine Lippen meine berührten, stand die Welt für Sekunden still oder ich nahm sie nur noch wie durch Watte und drei Filter war. So kitschig das vielleicht klingen mag, aber ich merkte regelrecht, wie ich mich jedes Mal wenn ich ihn sah, weiter in ihn verliebte.
„Ich dich auch, Flo“, schnurrte ich gegen seine Lippen und musste erstmal wieder Luft holen, der Typ raubte mir den Verstand. „Wie war der erste Schultag?“, fragte ich ihn und legte meine Arme um seinen Hals. Höhentechnisch war er mir weit überlegen. Aber er war ja auch anderthalb Jahre älter als ich. Ich wuchs noch. Hoffentlich..
„Joa..so wie erste Schultage halt sind: Langweilig und nervig. Oh, nein warte, sind so nicht alle Schultage?“, murrte er und ich lachte auf. „Ja, das stimmt wohl. Vor allem ohne dich sind sie die Hölle.“ Er wurde rot und sah an mir vorbei auf den Boden. „Danke, Frodobärchen.“, sein Lächeln verwandelte sich plötzlich in ein Grinsen, weil er wusste, dass ich diesen Kosenamen nicht ausstehen konnte. Weder von meiner Oma, bei der dieser Spitzname „Maxilein“ abgelöst hatte, nachdem sie gehört hatte, dass Flo mich öfters Frodo nannte, noch von Flo. Ich ließ ihm ja einiges durchgehen, aber diesen Namen musste ich ihm noch irgendwie austreiben. Ich grummelte nur ein leises „Du mich auch, Fluff.“ und wusste, diese Runde ging unentschieden aus.
„Na komm, der Bus kommt.“, sagte ich und zog ihn mit zu dem ankommenden Fahrzeug. Dort eingestiegen, konnte Flo gerade noch einen Zweiersitz ergattern und wir setzten wir uns hin und fuhren zu mir. Viele Wege führten nach Rom, bzw. zu mir. Ich war zwar mit einer U-Bahn angekommen, aber mit dem Bus kam ich genauso wieder nach Hause. Sehr praktisch.
Im engen, stickigen Bus stank es dezent nach Schweiß, Parfum und Essen. Ach ja, und nach Gummi und Metall. Ich hasste diesen Geruch so sehr. Zum Glück waren es bis zu mir nur 5 Haltestellen. Ich war heilfroh, als ich mit Flo an der Hand endlich aus dem Bus steigen konnte und wir auf eine Seitenstraße zuliefen. „Ich hab vorgestern, nachdem du weg warst, noch ein bisschen umgestalten in meinem Zimmer. Aber natürlich nur so weit, wie meine Eltern erlaubt haben.." Manchmal beneidete ich Flo darum, älter zu sein und ein Fick darauf geben zu können, was seine Pflegeeltern sagten. Klar hatten sie die Verantwortung für ihn, aber er bog sich seine Pflichten und Regeln schon so wie er sie haben wollte. Ich bewunderte das.
„Mum? Dad?“, rief ich und hoffte inständig, dass niemand antwortete. „Ich bin weder deine Mum, noch dein Dad, aber du bist nicht alleine.“, schallte es aus der Küche von meinem großen Bruder. Eigentlich war er mein Halbbruder, aber das war mir egal. Er setzte sich für mich ein und half mir und deshalb war er ein vollwertiger Bruder für mich. „Na, wenn du es nur bist..“, murmelte ich so laut, dass er es noch verstand und zog dann meine Schuhe aus. Er trat aus der Küche und sah uns beide an. Flo und er waren fast gleich alt, es unterschied sie nur ein Monat und mein Bruder war der Jüngere. Von der Größe her hatte er Fluff aber schon um einen Kopf überholt. „Ach? Hi, Flo!“Flo schmunzelte und hielt ihm seine Faust hin, worauf Jonas seine gegen Flos schlug.
„Jo, Hi!“, murmelte er dabei und nickte ihm kurz zur Begrüßung zu. Jonas, mein älterer Bruder und Natascha, meine jüngere (Halb-)Schwester waren die Einzigen, zu denen er genauso nett war wie zu mir. Bei meinen Eltern gab er sich wenigstens noch Mühe. Aber ansonsten hatte er keine weiteren Freunde, mit denen er sich verstand, zu denen er also nicht abweisend und kalt war. Meine Geschwister konnten sich da echt geehrt fühlen und das wussten sie auch.„Ihr geht ins Zimmer? Oder seid ihr auf dem Sprung?“, fragte Jonas und ich meinte: „Nein, wir waren heute schon genug draußen. Wir machen es uns jetzt im Zimmer gemütlich und-“, mein Bruder unterbrach mich an genau dieser Stelle und meinte stichelnd: „Seid nicht zu laut, klar?“ Bevor einer von uns etwas sagen konnte, verschwand er wieder in die Küche. Mir war klar, dass er sicher nicht unsere Gaminglautstärke meinte. Er kannte uns aber auch einfach schon zu gut..
Ich nahm Flo's Hand und zog ihn mit in mein Zimmer, bevor er doch noch was erwidern würde oder bevor ich noch einen Einfall hatte. Hinter uns schlossen wir die Tür und ich schuppste ihn auf mein großes Himmelbett. Sein Lachen klang an meine Ohren und machte mich noch glücklicher, als ich eh schon war. Ich warf mich daneben und kuschelte ihn fest. „Ich liebe dich, Flauschkugel.“, murmelte ich an seinen Hals.
Er prustete los: „Deine Spitznamen werden auch immer skuriler, oder??“, fragte er und ich zuckte nur mit den Schultern: „Du bist halt so vieles für mich.“, antwortete ich nur. Seine Haut war so schön weich und warm und sein Parfum roch so gut. Es erinnerte mich an vergangene Nächte und ich schmunzelte noch breiter.
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Ich bin leider total beschäftigt, deshalb bekommt ihr hier mal die Vormerkung von Tora :) Ich zieh btw. um und mal sehen wie das mit dem Kapitelschreiben dann so hinhaut :0
Hey Bugs :D
Erstmal ein Hallo, haben jetzt lange nichts von uns hören lassen, hatten beide ziemlich viel Stress. Jetzt aber hier das neue Kapitel. Danke für eure Reviews.
Viel Spaß mit dem Kapitel. ♥
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Die Suche nach dem Bug
FanfictionStell dir vor, du hättest jahrelang kaum jemandem wirklich vertrauen können. Aufgewachsen in einem Heim, in Pflegefamilien vermittelt worden, in denen du dich nie so richtig zuhause gefühlt hast und dann noch einen schweren Unfall, seit welchem du d...