Eine kalte Schnauze stößt mich unsanft in die Rippen. Atem streift Fell. Murrend versuche ich sie abzuschütteln, doch sie kommt erneut.
"Paco! Wach auf!", ertönt ein zischen an meinem Ohr. Schläfrig hebe ich den Kopf: "Was ist los?" Verwirrt sehe ich mich um, meine Orientierung ist mir echt keine große Hilfe. Ich blinzle, gegen meine zufallenden Augen an, doch dieser Kampf ist vergeblich.
"Paco!"
Erneut schlage ich die Augen auf. Eine verschwommene Gestallt steht vor mir. Ich kann ihn durch seinen Geruch als Waban identifizieren, da meine Augen noch immer nicht offen bleiben wollen. Ich stehe auf und strecke mich, damit die Müdigkeit sich von mir löst, aber ich bekomme sie nicht abgeschüttelt. Der Mond strahlt durch das Loch in der Höhlendecke.
"Was ist?"
"Du musst los, hol Hilfe, du musst Richtung Lager, nach Hause und Verstärkung hohlen!"
Plötzlich bin ich hellwach: "Was ist passiert?"
Alles in mir sträubt sich.
"Paco", gequält sieht Waban mich an. Du musst ins Lager zurück, so schnell wie nur möglich."
Verwirrt erwieder ich seinen Blick. Er fast sich und seine Augen sehen undendlich tief und leer aus, wie sonst.
"Warum? Was ist mit den Aderen?"
"Beeil dich!"
"Aber was ist-", Waban schiebt mich schon Richtung Höhlenausgang.
"Waban was ist los?"
"Du musst ins Lager, wir dürfen unser Zeit nicht vertrödeln, bitte Paco, du musst schnell nach Hause."
Ich kann sein Gesicht nicht sehen, während er mich durch den dunklen Tunnel stößt. Doch ich riche seinen Angstgeruch, etwas, dass ich von Waban so gar nicht kannte. Und es bereitet mir eine heiden Angst.
"Aber, aber, Tohon hat doch gesagt, dass, dass ...." "Tohon würde dir jetzt genau das Gleiche sagen wie ich es tue. Lauf! Nach! Hause! Paco! Und hohl Verstärkung!"
Ich sehe ihm in die Augen. Erneut hat er diesen gequälten Ausdruck, vermischt mit Trauer, Scham und einer Art Selbstverachtung. Als ich diesen Gefühlsschwarm aufnehme setzt mein Herz einen Schlag aus. Es hat mich so überrumpelt, dass ich benommen zurück weiche.
"Paco!", ich bleibe stehen und drehe mich um, ein dunkler Schatten liegt über Wabans Gesicht, so dass ich es nicht erkennen kann: "Wir, wir sind doch jetzt sowas wie Freunde, oder?"
Ich nicke perplex - sind wir? Anscheind schon.
Waban richtet seinen Blick zu Boden: "Wir sehen uns oder, als ... Freunde?"
Ich nicke wieder, dann stolper ich los, wie in Trance. Meine Verwirrung wächst immer und immer weiter. Und was war das für eine Frage? Natürlich sehen wir uns, wahrscheinlich sogar schon morgen.
Endlich kann ich meine Aufmerksamkeit und meine Beine soweit unter Kontrolle halten, dass ich durch den Wald preschen kann, ohne zu stolpern oder mich plötzlich in einem Dornengebüsch wieder zu finden. Meine Sinne verraten mir den Heimweg und ich verlasse mich voll und ganz auf sie. Noch immer ist der Schock von Wabans Verhalten bis in mein Mark verankert und ich muss diesen Gedanken, oder besser gesagt diese Erinnerung immer wieder aus meinem Kopf schieben. Noch nie hab ich auch nur eines dieser Gefühle so ausgeprägt gesehen, vielleicht ganz selten mal einen kleinen Ansatz aber so dolle? Dasan hat ihn so erzogen, wie er selbst war; kalt, gefühllos niemals schwäche zeigen – oder doch nicht? Jetzt ist das nicht so wichtig! Ich muss Verstärkung holen! Ich beschleunige mein Tempo. Der Sonnenaufgang bricht an.
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You are different!
Fantasy„Du bist anders!" „Ich nenne dich Paco, dass heißt weißer Seekopfadler. Das sind ganz besondere Seekopfadler." „Er kann nicht töten, er ist nutzlos!" „Jeder Wolf ist für die Jagd gemacht." „Dein Blut ist verschmutzt. Wir müssen dich töten. Aber ma...