Kapitel 8

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Lange Zeit liege ich auf den dunklen Steinen, mein Blick ist auf den Punkt gerichtet, an dem ich Talas Schweifspitze verschwinden gesehen habe. Sie kommt nicht zurück. Warum nicht? Doch als ich aufblicke sitzt sie direkt neben mir. Ich zucke überrascht zusammen. Ihr Blick ruht auf dem Eingang des Tunnels. Ich muss wohl eingeschlafen sein. Ich wrichte mich auf und schüttel meinen Pelz. Gähnend geselle ich mich zu ihr und beginne ausgiebig meinen Pelz zu putzen. Schon wieder, aber es beruihgt mich. Sie seufzt, richtet sich auf und läuft unruhig im Kreis. Im nächsten Moment bleibt sie stehen und spitzt die Ohren.

"Worauf wartest du?"

Sie würdigt mich keines Blickes und erwidert steif: "Wer sagt das ich auf etwas warte?"

Ich frage mich, ob ich auf diese Frage antworten soll, oder nicht. Sie seufzt und läuft erneut unruhig im Kreis: "Die Frage ist nicht auf was", sie hält inne und reckt die Nase in die Luft. Enttäuscht lässt sie sie wieder sinken und läuft weiter: "sondern auf wen."

"Wie kannst du hier jemanden erwarten?"

Sie wischt meine Bemerkung ungeduldig mit der Pfote weg und läuft weiter.

"Na gut, dann warten wir auf - jemanden", ruhig setze ich mich wieder hin und hefte meinen Blick auf die Kurve, um einen möglichen Besuch schnell zu sehen. Meine Ohren sind gespitzt und alle meine Sinne darauf konzentriert irgendein Anzeichen von neuen Wölfen aufzunehmen, oder Halbwölfen, oder sonst irgendwem. Das ist allerdings nicht so leicht, da Tala die ganze Zeit nervös durch die Gegend läuft und unruhig hin und wieder ein paar Worte knurrt oder wütend mit ihrer Pfote ein paar Steine durch die Gegend kickt. - "Wie kannst du nur so lange da sitzen?!", scharf schneidet ihre Stimme, mal wieder, durch die Stille.

"Ich beweg mich einfach nicht."

Wütend knurrt sie ein paar Worte, die ich nicht verstehe und fügt dann lauter hinzu: "Ich meine wie kannst du in solch einer Situation nur so ruhig da sitzend und, und nichts tun?"

"Ich tu sehr viel. Hören, riechen, atmen..."

"Du sollst mich nicht zum Narren machen", knurrt Tala wütend und lässt sich ein Stück von mir entfernt auf den Boden sinken, nur um kurze Zeit später wieder aufzuspringen. Stille. Nichts regt sich, immer noch nicht. Schon lange Zeit sitze ich hier, immer noch mit dem Blick auf die Kurve zum Eingang gerichtet und mit gespitzten Ohren. Tala richtet sie einen Moment auf, dann läuft sie weiter auf und ab, wie schon unzählige Male zuvor.

"Wie festgeklebt hockst du da."

Mit der Zeit wird sie immer giftiger, und ich immer ruhiger. Ihre Stimme wird mit jedem neuen Wort, welches sie sagt spitzer und schneidender, und ihr Körper mit jedem Atemzug verspannter. Ich drehe meinen Kopf ein wenig in ihre Richtung, ohne meinen Blick von dem Punkt, auf den sie schon Ewigkeiten gerichtet sind, abzuwenden. "Ich habe es früher immer sehr genossen zu beobachten. Tu ich immer noch. Lange habe ich der Sonne reglos zu gesehen , wie sie jeden Morgen wieder über uns steigt und unseren Weg erleuchtet." Wehmütig denke ich an diese Zeiten zurück. Warum kann es nicht wieder so sein wie früher? Tala ist stehengeblieben und ihr Blick brennt sich in mein Fell. Star beobachte ich weiterhin den Tunnel.

"Komisch, du und dein Bruder seid echt sehr unterschiedlich. Ihr seid verschieden wie Feuer und Wasser, und doch-", sie kneift die Augen zusammen und mustert mich. "Und doch ist eure Ausstrahlung beruhigend. Dabei verkörpert sie etwas ganz anders."

Tala scheint auf eine Reaktion meinerseits zu warten, doch ich bleibe still. Meine Ohren zucken einmal kaum merklich nachdenklich.

"Wie Feuer und Wasser. Weißt du Paco, Mingan strahlte immer eine gewisse Tapferkeit und einen enormen beschützer Instinkt aus, er hat das Zeug zum Anführer und sobald man in die großen dunklen Augen sah, dann erkannte man die Geborgenheit, die Liebe, die Tatkraft und die Sanftheit, die sich hinter der starken Maske verbirgt. Und selbst wenn die Maske nur stelten fällt, dann weiß man doch, dass ihr unteres immer da ist. Und das gibt einem das Gefühl der Ruhe und Geborgenheit. Und du, du bist so - anders. So ruhig und durchdacht. Ich sehe dich an und sehe einen schlauen Wolf, der denkt bevor er Handelt und der keinen Blutdurst besitzt und einfach nur ein Leben für sich führen kann, wie jeder anderer, obwohl er das Potenzial zu einem großen Anführer hätte. Doch, er will es nicht. Er bist bescheiden, Gutherzig und Unvoreingenommen." Ihr Blick bohrt sich in meinen Pelz und scheint ein Loch zu hinterlassen. "Er könnte ganz groß rauskommen, könnten den Krieg aufhalten, der Gewalt ein Ende bereiten, doch er tut, nichts. Warum?!"

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