12./ Träume
Die Tage vergingen doch das Geschehene ließ mich noch immer nicht los. Immer wieder drangen sich Gedanken in meinen Kopf und ließen mich selbst in der Nacht nicht in Frieden. Vor zwei Tagen war Kíli soweit genesen das er nicht mehr versorgt werden musste, so hatte ich genug Zeit für mich und versuchte meine Gedanken frei zu bekommen in dem ich mich ein wenig im Erebor umschaute.
Ich lief durch einen der vielen Gänge, er war kaum beleuchtet und schien endlos. Doch nach langem laufen sah ich eine kleine Steinbank, ich entschied mich dort hinzusetzen um erneut meine Gedanken zu sortieren. Kaum saß ich schossen mir die Gedanken durch den Kopf. Erinnerungen von früher. Von mir oder von etwas von dem ich nicht einmal wusste was es war. In den letzten Nächten träumte ich immer wieder von etwas vergangenem das aber nicht mir passiert ist oder das ich miterlebt hatte.
Sie hatten alle das gleiche Thema. Tod und Krieg.
Ich weiß nicht wie ich damit zurechtkommen soll. Diese Träume und Gedanken … sie bringen mich noch um. Seitdem ich mit meinem Vater gesprochen hatte, verfolgen sie mich täglich und ließen mich nicht los egal was ich auch versuchte. Jeder Versuch mich nochmal mit ihm zu unterhalten war vergebens. Doch ich wollte ihn noch einmal bei mir haben doch das einzige was ich noch von ihm hatte war sein Schwert. Schnell stand ich auf und machte mich auf den Weg zur Waffenkammer.
Mittlerweile fand ich mich im Erebor schon gut zurecht, deshalb dauerte es auch nicht lange bin ich dort war. Aus einem unbestimmten Grund war sich nicht abgeschlossen. Ich öffnete langsam die Tür und sah das Schwert meines Vaters, das auf einem kleinen Holztisch lag. Schnell lief ich dort hin und nahm es. Noch immer war es in zwei Hälften gebrochen, Fíli meinte sie wollten es wieder zusammenschmieden … doch irgendwie möchte ich das nicht mehr. Mein inneres sagt mir es sollte so bleiben wie es jetzt ist.
Plötzlich hörte ich hinter mir Schritte und darauf eine bekannte Stimme.
„Talja?“, ich drehte mich um und sah Fíli der verwirrt in der Tür stand „Was machst du denn hier?“.
„Ich wollte noch einmal das Schwert von meinem Vater sehen …“ meinte ich, Fíli schritt auf mich zu und sagte: „Ich bin gerade dabei alles für das schmieden vorzubereiten“.
„Was das angeht …“ sagte ich verunsichert,
„Ja?“ fragte er,
„Ich … ich möchte das es … zu bleibt …“ stotterte ich leicht,
„Zerbrochen?“ fragte er verwirrt und ich nickte,
„Mein inneres sagt mir … es sollte zu bleiben wie es ist …“ flüsterte ich als Erklärung verunsichert.
„In Ordnung.“ meinte dann Fíli, ich nickte und wandte meinen Blick wieder zu dem Schwert.
„Talja?“ hörte ich erneut von Fíli, ich blickte zu ihm und sah, dass er sich um etwas sorgte,
„Ja?“, ich blickte in seine Augen.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“ fragte er doch ein Antwort gab ich nicht sondern blickte nur zu Boden,
„Seit dem du … mit deinem Vater gesprochen hattest … bist du anders als ich dich kennengelernt hatte. Ist etwas?“ fragte er. Ich wollte ihm nicht mit meinen Problemen belasten, sein Bruder ist seit kurzen wieder gesund und ich wollte ihm nicht erneut Kummer bereiten.
„Nein … es ist schon gut.“, als ich das sagte schien er nicht sonderlich überzeugt zu sein,
„Sicher?“, ich nickte nur leicht,
„Du weißt du kannst mit uns reden“, meinte er doch ich war etwas verwirrt was meinte er mit „uns“?
„Uns?“, flüsterte ich leicht verwirrt und Fíli nickte,
„Ja mit Kíli kannst du auch reden. Er macht sich auch Sorgen. Nicht nur ich.“, ich war überrascht doch irgendwie auch glücklich das ich jemanden hatte mit dem ich reden konnte.
„Danke.“ sagte ich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.
„Ist doch selbstverständlich.“ meinte Fíli ebenfalls lächelnd.
Ich legte wenig später das Schwert wieder auf den Tisch und verließ die Kammer. Den Rest des Tages verbrachte ich damit in meinem Zimmer zu sein und in dem Buch zu lesen was mir meine Tante damals mitgab.
*~*~*~*~*~*~*~*~
Als der Tag sich dem Ende neigte entschied ich mich erneut zu der Aussichtsplattform am Eingang des Erebor zu gehen um in die Sterne zu schauen. Bei ihnen fühlte ich mich immer wohl.
Schnell ging ich aus meinem Zimmer, lief durch die ganzen Gänge und es dauerte nicht lange dann war ich schon dort, in großen Schritten überquerte ich die Treppen die hinaufführten.
Schon sah ich den klaren Sternenhimmel, ich atmete tief durch und schloss die Augen. Ich spürte eine leichte Brise auf meiner Haut und hörte etwas was wie ein Flüstern klang. Doch verstehen konnte ich nichts. Ich genoss jede Sekunde, ich fühlte mich für einen kurzen Moment sorglos und befreit.
Als ich die Augen öffnete war der Mond bereits an seiner höchsten Stelle am Himmel und eine leichte Müdigkeit breitete sich in mir aus so dass ich mich entschied wieder in meine Kammer zu gehen.
Ich machte mich wieder auf den Weg dorthin, es dauerte nicht lange schon stand ich davor, langsam machte ich die Tür auf und schritt auf meinen Schrank zu um mich umzuziehen. Danach ging ich zu meinem Bett und setzte ich mich. Die Angst erneut Albträume zubekommen kam wieder. Ich atmete tief durch, legte mich hin und schloss die Augen.
Brennende Häuser. Schreie. Menschen die um ihr Leben rennen. Ein Schatten über uns der Feuer speit. Die Sicht vernebelt durch Rauch. Eine ganze Stadt steht in Flammen und nichts scheint es zu geben was dies stoppen könnte. Wie alle anderen renne ich davon doch ohne zu wissen wovor.
„Rette sich wer kann!“ höre ich aus jeder Ecke, doch durch den Rauch konnte ich nichts erkennen. Doch plötzlich sah ich nur eins. Feuer. Schnell versuchte ich mich außer Reichweite zu begeben, doch es kam immer näher. So schnell ich nur konnte rannte ich los doch fast jeder Fluchtweg brannte. Über mir kreiste erneut der Schatten, ich erkannte wer es war. Smaug.
„Bring dich in Sicherheit! Flieh!“ rief eine Stimme, doch ich konnte nicht erkennen woher oder von wem sie stammte. Blind links folgte ich ihrem Rat. Immer mehr Feuer kam aus dem Himmel. Durch die Rauchwolken erblickte ich Menschen die auf die Bestie schossen. Jeder Versuch war vergebens. Plötzlich kam eine Feuerflut von oben und verbrannte sie alle. Schnell rannte ich weiter bis ich eine Stimme ertönte.
„Ihr könnt mich nicht besiegen!“ es war Smaug. Reflexartig fuhr ich herum. Sein Blick war genau auf mich gerichtet. „Ihr alle werdet brennen!“ brüllte er und speit Feuer. Um mich herum loderten Flammen und der Tod war allgegenwärtig.
Schreiend fuhr ich aus dem Schlaf. Benommen strich ich mir die Tränen aus dem Gesicht. Im Gang trampelte es, meine Zimmertür flog auf und knallte gegen die Wand so dass sich Risse bildeten.
„Was ist passiert!? Geht’s dir gut?“ keuchte eine Stimme, schleppend wanderte mein Blick zur Tür. Fíli stand keuchend im Türrahmen, sein Blick huschte nervös durch die Kammer, kurz darauf erschien Kíli hinter ihm, „Du hast geschrien.“ meinte er.
Starr saß ich da, unfähig etwas zu sagen. Besorgt nährten sie sich mir, Fíli setzte sich auf die Bettkante, während Kíli sich am Bettgestell abstützte. Beruhigend strich mir Fíli über den Rücken und musterte mich besorgt, „Möchtest du reden?“.
Ich schluckte, wollte antworten doch die Worte blieben mir im Hals stecken, sodass ich kein Wort herausbekam und ich weiter schwieg. Fíli meinte schließlich: „Danach wird es dir besser gehen.“.
In Fílis Augen stand Besorgnis, dann wanderte mein Blick einen kurzen Moment zu seinem Bruder, dessen Augen das gleiche wiederspiegelten. Schließlich überwand ich mich und berichtete ihnen von meinem Traum. Verwunderung stand in ihren Gesichtern geschrieben als sie sich gegenseitig ansahen.
„Ist … etwas?“ fragte ich schüchtern, Kílis Blick wanderte zu mir, „Das was du geträumt hast … ist wirklich passiert.“ meinte er schließlich und dann wurde es still.
Das Chaos tobte in mir doch ich wusste, ich konnte den beiden vertrauen und ihnen sagen was los sei.
„Jetzt sag doch bitte was los ist.“ meinte Fíli schließlich, ich nahm mein Mut zusammen und sagte:
„Ich … habe die Gabe … Vergangenes und Zukünftiges zu sehen …“, während Fíli mich verwirrt und überrascht anschaute fragte Kíli darauf:
„ Hattest du schon früher solche Träume?“, als er das sagte zeigte er keine Verwirrung wie sein Bruder sondern ehr Neugierde.
„Als … ich jünger war … doch … sie waren für mich … einfach wie normale Albträume.“ antwortete ich stotternd, „Ich halte das einfach nicht mehr aus …“, nachdem ich dies gesagt hatte begann mein Kopf zu schmerzen und hielt eine Hand an meine Stirn, ich konnte nicht mehr klar denken.
Kíli entschied sich nun auch sich auf die Bettkante neben mich zu setzten. Nun war Fíli zu meiner Linken und Kíli zu meiner Rechten. Das Gefühl der Geborgenheit breitete sich in mir aus und meine Kopfschmerzen ließen allmählich nach.
„Du wirst es schon schaffen.“ meinte Fíli schließlich, in seinem Blick wo vorher Verwirrung war stand nun Zuversicht, Kílis Blick zeigte dasselbe.
Auch etwas in meinem Inneren sagte mir das ich es schaffen werde, es war der Gedanke an meinen Vater der sagte: „Gebe nicht auf.“
„Vielen Dank …“ brachte ich nur heraus, doch beide gegangen leicht zu lächeln. Sie glaubten wirklich ich würde es schaffen.*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
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Die Seele Mittelerdes
FantasyTalja, Tocher einer Elbin und eines Zwerges. Ihre Mutter starb schon früh, ihr Vater in der Schlacht der fünf Heere, sein letzter Wunsch brachte sie zum Erebor. Dort erkannte sie später das in ihr mehr steckt als sie je geglaubt hatte. (Thorin, Fíl...