11./ Schmerzhaftes Wiedersehen
Ich stand wie angewurzelt da und konnte in diesem Moment nicht klar denken. In diesem Moment lag das Schwert meines geliebten Vaters vor mir. Ein Schweigen lag in dem Raum, bis Fíli etwas von sich gab, seine Stimme klang anders, so als hätte er ein schlechtes Gewissen:
„Wir … wollten es wieder zusammenschmieden … und es dir dann geben.“,
Als er das sagte blickte ich zu ihm, in mir trafen so viele Gefühle aufeinander das ich Angst hatte ich würde platzen. Erneut betrachtete ich das Schwert, dass auf dem Boden lag, wieder schossen mir Erinnerung durch den Kopf und auch viele Fragen.Fílis erneute Frage ob alles in Ordnung sei holte mich aus meinen Gedanken, doch seine Frage konnte ich in diesem Moment selbst nicht beantworten. Ich hatte gerade nur einen Wunsch … ich wollte zu meinem Vater.
Nach langem Schweigen blickte ich zu Fíli,
„Fíli …“ flüsterte ich schon fast und Fílis Blick sagte mir, dass er sich sichtlich Sorgen machte,
„Fíli … ich … was ist mit … wie ist mein Vater gestorben …“, ich bekam fast kein Wort raus, mein Hals fühlte sich an als ob er jeden Moment zugeschnürt werden würde.
„Er … er starb noch auf dem Schlachtfeld … Azog hatte ihn … schwer verwundet … wir ...“, meinte Fíli und seine Stimme wurde etwas unsicherer,
Ich unterbrach ihn, “Und dann …?“, ich war den Tränen nahe und meine Stimme schien mich auch schon fast zu verlassen.
„Wir … wir konnten ihn nicht mehr retten …wir … haben … ihn unterm Berg begraben ...“, meinte er schließlich und ich verspürte den Drang dort zu sein.
„ …bitte…bring mich dort hin …“, mein Blick war mittlerweile auf den Boden gerichtet und ich kämpfte mit den Gefühlen die mich drohten umzubringen.
„Ich …“, Fílis Stimme sagte mir das er sich nicht sicher war, ob er es sollte oder nicht,
„Bitte Fíli …“, dann brach meine Stimme gänzlich ab, ich blickte einen kurzen Moment zu Fíli,
sein Blick wechselte immer wieder unsicher vom Boden zu mir, schließlich seufzte er und meinte nickend, „Ich tu´s…“.Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, verließen wir die Waffenkammer und gingen unendlich viele Treppen hinunter. Mein Blick war nur zum Boden gerichtet und mein Körper begann etwas zu zittern.
Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit unten angekommen waren, standen wir vor einer großen massiven Steintür, in ihr waren unendlich viele Runen eingemeißelt, doch nichts davon konnte ich lesen, man benötigte sehr viel Kraft um diese Tür aufzubekommen, doch Fíli schaffte es und je weiter er sie öffnete desto schlimmer wurde mein zittern, der Gedanke das Grab meines Vaters zu sehen brach mich um den Verstand.Nachdem Fíli die Tür gänzlich geöffnet hatte, betraten wir langsam die riesen Grabstätte.
Ich betrachte die vielen Gräber bis mir eins besonders ins Augen fiel, es war ebenfalls mit Runen verziert. Dort stand geschrieben: „Talion, Beschützer der Söhne Durins “.
Nun stand ich vor dem Grab meines Vaters und die Tränen konnte ich nicht mehr zurückhalten, ich hatte das Gefühl meine Beine würden jeden Augenblick nachgeben.
In diesem Moment spürte ich nur eins … Schmerz. Ich hörte wie Fíli sich mir nährte und spürte wie er sorgend eine Hand auf meine Schulter legte, einen kurzen Moment schaute ich zu ihm, ich sah das er sich sehr sorgte und meinen Schmerz verstand, doch ich verspürte den Drang … alleine zu sein … und mit meinem Vater ein letztes Mal reden zu können.
„Fíli … ich …“ flüsterte ich, doch Fíli sprach meinen Satz zu Ende, „ … du möchtest kurz alleine sein … oder?“, seine Stimme klang noch immer sorgend aber auch verständnisvoll, ich sagte nichts weiter sondern nickte nur mit dem Blick auf das Grab gerichtet.Ohne ein weiteres Wort zu sagen erfüllte er mir den Wunsch und entfernte sich von mir.
Nun stand ich da. Alleine vor dem Grab meines Vaters. Nie konnte ich mich richtig verabschieden, zumindest kein Abschied für immer. Ich würde alles dafür geben ihn ein letztes Mal zu sehen und in die Arme schließen zu können.
Erneut fanden Tränen den Weg aus meinen Augen und ich konnte ein schluchzen nicht unterdrücken, so viel hatte ich ihm zu sagen, doch eine Antwort würde ich nie erhalten.
Dennoch wollte ich ihm alles erzählen, vielleicht würde er es ja hören.Ich kniete mich vor das Grab, da ich Angst hatte meine Beine würden bald endgültig nachgeben.
„Vater … du weißt nicht wir sehr du mir fehlst. Seit dem du fort bist… hat sich vieles für mich geändert … mein ganzes Leben hat sich verändert. Als du dich verabschiedet hattest … dachte ich nie, … dass es für immer sein würde. Warum … musste ich dich auf die gleiche Art wie Mutter verlieren …“, meine Stimme erstarb erneut und Tränen folgten,
„Ich hoffe … du bist jetzt bei Mutter … und … ich hoffe das ich dich nicht enttäusche … und du … stolz auf mich bist …“, es kam keine Antwort, wie erwartet.
Langsam richtete ich mich auf und legte eine Hand auf das Grab,
„Ich liebe dich, du warst der beste Vater den man nur haben konnte.“, dann drehte ich mich um und entfernte mich langsam.„Talja …“, ruckartig drehte ich mich um, die Stimme klang wie die meines Vaters,
„Vater …?“ fragte ich etwas verängstigt und ungläubig das das wirklich mein Vater gewesen war und ich es mir nicht eingebildet hatte.
„…Komm zu mir …“ sagte die Stimme die nun eindeutig meinem Vater gehörte, mein Herz begann heftig zu schlagen und mein Körper begann erneut zu zittern, als ich mich wieder langsam dem Grab nährte.„Va ...Vater?“ fragte ich mit zitternder Stimme,
„Ich bin hier …“, die Stimme klang sanft und beruhigend, doch ich konnte mich nicht beruhigen, in meinem Kopf waren so viele Gedanken, dass ich nicht klar denken konnte.
„Wie ist das möglich? Wie … wieso kann ich mit dir sprechen?“, ich war fassungslos und auch geschockt. Was passiert hier gerade??
„Erinnerst du dich noch an das was deine Mutter einst gesagt hatte?“, ich versuchte klar zu denken und mich zu erinnern. Dann viel es mir wieder ein,
„Ich … sie … meinte ich habe …eine … Gabe …“, meine Stimme zitterte noch immer und meine Beine fühlten sich an als ob sie mein Gewicht nicht mehr lange halten könnten.
„Das ist sie.“, meinte er schließlich und meine Verwirrung wurde immer größer,
„Wie … wie meinst du das?“.
„Deine Gabe ist es, Dinge zusehen die Vergangenheit oder Zukunft sind. Du kannst mit mir reden, da deine Seele mit Mittelerde vernetzt ist, so kannst du auch mit nicht mehr lebenden sprechen.“, nun verstand ich nichts mehr,
„Ich … ich versteh … das alles nicht…“ sagte ich verwirrt.
„Das wirst du … bei Zeiten. Es gibt einen Grund warum ich mit dir sprechen wollte.“,
„We … Welchen?“, mein Herz schlug noch immer heftig, ich hatte das Gefühl es würde gleich aus meiner Brust springen.
„Gebe nie auf und habe keine Angst vor den Dingen die kommen werden. Dein Schicksal hat großes mit dir vor, ich habe es gesehen.“, als er das sagte, wusste ich nicht was ich sagen sollte, ich wollte nicht glauben das das wirklich gerade passiert und das das wirklich mein Vater war der zu mir spricht.
„Welches Schicksal?“
„Das wirst du selbst herausfinden. Denke daran. Lass dich nie von deiner Angst besiegen und gebe nie auf, egal wie hoffnungslos es auch scheint.“, seine Stimme wurde immer leiser.
„Nein, Vater verlass mich nicht erneut!“ rief ich ängstlich.
„Ich bin immer bei dir.“, dann verschwand seine Stimme.Nun war ich wieder allein. Um mich herum alles ruhig, doch plötzlich hörte ich das Geräusch schneller Schritte von schweren Stiefeln und kurz darauf stand Fíli neben mir.
„Alles in Ordnung? ... Was ist passiert?“, sagte er ganz außer Atem.
„Ich … ich habe mit meinem Vater gesprochen …“, sagte ich noch immer geschockt und ungläubig, auch Fíli schien nicht ganz zu verstehen.
„Wie … gesprochen?“, fragte Fíli mit verwirrter Miene,
„Ich … ich habe mit ihm gesprochen … und … und er hat mir auch geantwortet.“
„Bist du dir ganz sicher?“, als er das fragte überlegte ich selbst ob es nicht Einbildung gewesen war, doch etwas in mir sagte das es Wirklichkeit war, also nickte ich.Fíli war noch immer verwirrt, dass sah man ihm an doch er wollte mir wohl nicht widersprechen.
„Es tut mir leid das zu sagen. Aber wir müssten jetzt gehen, denn eigentlich dürfen wir nicht hier sein.“, meinte er schließlich und ich gab nur trauriges Nicken von mir.
Schon waren wir wieder dabei die Grabstätte zu verlassen, Fíli schloss die Tür hinter uns und wir gingen erneut die vielen Treppen hinauf, es war wahrscheinlich schon mitten in der Nacht, also war es unwahrscheinlich das wir jetzt noch jemanden begegnen würden.Doch die Annahme war falsch denn als wir die Treppen, die zur Grabstätte führten geschafft hatten, stand Thorin vor uns, seine Miene zeigte, dass er nicht erfreut war.
„Was hattet ihr dort unten zu suchen? Fíli du weißt das es nicht erlaubt ist ohne besonderen Grund dort zu sein.“, seine Stimme klang gereizt.
Fìli nickte, „Ich weiß Onkel … aber wir hatten einen Grund …“, während Fíli ihm erklärte warum wir dort waren, waren meine Gedanken noch immer bei dem Gespräch mit meinem Vater.
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Die Seele Mittelerdes
FantasíaTalja, Tocher einer Elbin und eines Zwerges. Ihre Mutter starb schon früh, ihr Vater in der Schlacht der fünf Heere, sein letzter Wunsch brachte sie zum Erebor. Dort erkannte sie später das in ihr mehr steckt als sie je geglaubt hatte. (Thorin, Fíl...