Fünftes Kapitel

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Am nächsten Morgen wache ich nur durch den Ruf meines Mentors auf. "Flammenpfote!", wütend steckt Zedernherz seinen hellbraunen Kopf in den Bau. Seine braunen Augen mustern mich mürrisch und er zuckt mit einem Ohr. "Schnell jetzt!", seine Stimme hört sich gehetzt an. Schnell springe ich auf, aber Blicke mich noch einmal um. Erst bin ich verwirrt, aber dann fällt mir wieder auf, dass ich jetzt ja seit gestern eine Schülerin bin! Stolz trabe ich an Zedernherz vorbei ins Lager- und bleibe verwirrt stehen. Es ist noch stockdunkel, kein einziger Strahl Sonne ist am Horizont zu sehen. Verwirrt drehe ich mich zu meinem Mentor um. "Was..?", frage ich ihn noch leicht verschlafen. Er schnippt mit der Schwanzspitze. "Das muss schneller gehen! Wenn das jetzt ein Überfall aufs Lager gewesen wäre, dann wärst du jetzt wahrscheinlich tot." Ich mache gerade den Mund auf und will etwas erwiedern, da besinne ich mich doch wieder und nicke nur. "Gut. Da wir jetzt schon beide wach sind, können wir ja jagen gehen. "So früh?", frage ich. "Ja, die Beute ist schon früh unterwegs, meistens sogar die Meiste, da so keine große Gefahr für sie existiert.", erklärt er nur kurz und dreht sich um. "Komm mit", miaut er mit einem andauernden beißendem Unterton in der Stimme. Ich Folge ihm still und wir verschwinden im Wald. "So, da das nun dein erstes mal Jagen ist, zeige ich dir erstmal wie du dich anschleichst." Er kauert sich hin und streckt seinen Schwanz balancierend aus. Ich mache es ihm nach und kauere mich hin. Er schaut zu mir und korrigiert mich. Er wirkt leicht genervt, aber ich ignoriere es einfach. "Du musst deinen Schwanz zur Balance benutzen. Ja, so. Und jetzt zeig mir, wie du dich an deine Beute heranschleichen würdest." Ich schiebe mich vorwärts, ziehe mich mit den Krallen durch den kahlen Boden. Dabei streife ich blattlose Büsche und vertrocknete Farne, was bestimmt irre laut ist. Ich stehe auf und Blicke fragend zu Zedernherz. Der guckt mich nur musternd an, und meint: "Das ist noch viel zu laut. Versuche, den Hindernissen auszuweichen, und schiebe dich mehr mit deinen Hinterläufen voran, anstatt dich nur vorwärts zu ziehen. Das ist mit der Zeit auch nicht gerade gesund für deine Krallen." Wir üben noch eine ganze Weile, bis irgendwann der erste Sonnenstrahl mein Fell berührt. "Gut, jetzt Versuchs doch mal an einem echten Ziel. Riechst du etwas?" Ich schnuppere in der Luft herum, aber finde nicht sofort etwas. "Es hilft meistens, das Maul leicht zu öffnen.", meint er und wirkt leicht ungeduldig. Ich nicke und mache es, wie er es gesagt hat. Und tatsächlich rieche ich sofort eine... Maus? "Ich glaube da hinten ist eine Maus." Er nickt. Anscheinend hat er sie schon längst entdeckt. "Eine Spitzmaus, um genau zu sein. Die sind besonders schnell und aufmerksam. Und nicht so fett wie die Wühlmäuse. Aber doppelt so lecker und fast genauso sättigend.", erklärt er, ohne mich anzusehen. "Jetzt versuche, sie zu fangen." Ich schlucke, und schleiche mich so leise wie möglich an. Ich komme dem Geruch nach immer näher. Da entdecke ich sie: Sie sitzt auf dem Boden und kaut an irgendetwas rum. Ich setzte zum Sprung an, stoße mich ab, und- ich erwische nur noch den Schwanz. Die Maus entkommt. Ich zische genervt und drehe mich zu Zedernherz um. Doch da ist kein Zedernherz. Verwirrt gucke ich in alle Richtungen. Doch nirgendwo ist mein Mentor zu sehen. Auf einmal höre ich ein leises Knacken, und fahre herum- doch zu spät. Ich werde umgeworfen und mir wird eine Pfote auf die Kehle gepresst. Ich schnappe nach Luft, und schlage wild um mich. Auf einmal gibt der Druck nach, und ich kann mich keuchend und husten befreien. Zedernherz steht mit diesem unergründlichen Blick vor mir und mustert mich eingehend. "Du wärst schon wieder tot", miaut er leicht abschätzend. *Wenn das weiter so geht, bin ich bald zwar abgehärtet, muss aber unendlich viele Schocks durchleben.*, denke ich leicht genervt und rolle fast schon mit den Augen. Stattdessen zucke ich einfach nur mit den Schnurrhaaren. "Okay, lass uns zurück ins Lager. Allerdings Fang ich besser noch kurz was." Bei ihm geht das unglaublich schnell und sieht so einfach aus. Anschließend kehren wir mit einer Wühlmaus und einem großen Spatzen ins Lager zurück. In der Mitte des Lagers kommt uns Flammenstern entgegen und miaut: "Zedernherz, Flammenpfote! Ich habe euch schon gesucht. Seid ihr früh losgegangen?" Ich gucke zu meinem Mentor hoch. Der erwidert: "Ja, Flammenstern" Auch wenn Zedernherz stur ist und manchmal auch unberechenbar, Respekt vor Flammenstern hat er eine Menge. "Nun gut, ich glaube, Blitzzahn wollte euch für die Sonnenhoch-Patrouille einteilen. Wir nicken und Flammenstern geht weiter. "Wir machen dann bis zur Patrouille nichts. Ich bin dann wieder da." Mit diesen Worten verschwindet er wieder aus dem Lager. Ich zucke mit der Schwanzspitze. Immer muss er abhauen. So habe ich mir das nicht wirklich vorgestellt. Alle Schüler, bis auf Schilfpfote, die noch etwas Schnupfen hat, und meinen Bruder Holzpfote, der ja jetzt hier lernt, Heiler zu werden, sind alle Schüler beim Training. Ich seufze, und beschließe, Holzpfote zu besuchen. Ich tappe durch das Lager, bis zu dem kleinen von Schilf umgebenen Weg, der auf die Heilerlichtung führt. Ich durchquere ihn und denke: *Der muss mal wieder ordentlich gemacht werden.* Denn die Schilfhalme kratzen durch mein Fell und es bleiben kleine, schwarze Fellbündel im Gewächs hängen. Auf der Lichtung angekommen, die zwar viel kleiner ist, als unsere Hauptlichtung, aber dennoch nicht ohne, erblicke ich meinen Bruder sofort. Sein hellbrauner Pelz sticht deutlich aus den gelben und grünen Kräutern und Pflanzen hervor. Ich schleiche mich leise an, und als ich nah genug bin, springe ich auf ihn drauf. Er zuckt zusammen und faucht erschrocken. Als er mich erkennt, miaut er: "Das ist nicht lustig, ich hätte fast einen Herzschock bekommen." Ich Rolle belustigt mit den Augen und setzte mich, den Schwanz um die Pfoten geringelt. Dann miaue ich ernster, und etwas niedergeschlagen: "Wir müssen reden..."

Warrior Cats~Das dunkle VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt