Viertes Kapitel

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Ich folge Zedernherz lautlos durch den Wald. Wir durchstreifen den größten Teil des Territoriums schweigend, und ich beobachte staunend die großen Bäume, die taunassen Farnbüschel, und den glitzernden Bach, der die eine Grenze markiert. Nun endlich wir die Stille von Zedernherz Stimme durchbrochen. "Das", er nickt zum Fluss, "ist die Grenze zum LuftClan. Überschreite sie nicht, es ist uns nicht gestattet, das Territorium eines anderem Clans ohne Erlaubnis dessen eher hochrangigen Mitglieder zu durchqueren, geschweige denn zu betreten." Er hört sich weise an, doch irgendwas scheint nicht zu stimmen. Doch es scheint ihm anscheinend auch keine so große Freude zu machen, nun Mentor zu sein. Er hatte erst einen Schüler, das weiß ich. Doch weiß ich auch, das dieser gestorben ist. Wie und wann weiß ich nicht, aber es muss schon eine Weile her sein. Auf einmal werde ich aus meinen Gedanken, oder eher Überlegungen gerissen, da ich merke, wie sich die Körperhaltung von Zedernherz verkrampft, und er meint: "Wir müssen schnell weiter, komm." Er wendet sich gerade ab, und will gehen, da ertönt eine männliche Stimme hinter uns, tief und grollig. "Zedernherz... So sieht man sich wieder." Die Stimme hört sich leicht spottig an. Wir drehen uns beide um. Dort am Bachufer, auf der anderen Seite allerdings, steht ein muskulös gebauter Kater, mit durchdringenden Bernsteinaugen und dunkelbraun, rötlich getigertem Pelz. Zedernherz zischt angespannt: "Lass mich in Ruhe, Eichenkralle!" Ein selbstzufrieden scheinender Ausdruck breitet sich auf dem Gesicht des Katers mit dem Namen Eichenkralle aus. "Wieso denn? Wir haben uns doch so lange nicht mehr gesehen." Zedernherz wendet sich einfach ab, und geht. Ich folge ihm schweigend, und spüre den brennenden Blick des Katers im Rücken, während wir im Dickicht verschwinden. Eine Weile geht das so weiter, bis Zedernherz sich auf einmal plötzlich umdreht, und mich umwirft. Zu übberrascht, um irgendwas zu tun, was sowieso nicht funktioniert hätte, spüre ich schon seine Pfote an meiner Kehle. Unfähig mich zu bewegen, liege ich da, unter diesem muskulösen Körper meines Mentors, und werde halb zerquetscht. Da lässt er auch schon wieder von mir ab, und meint, mit den Schnurrhaaren zuckend: "Na dann... Morgen kurz nach Sonnenaufgang treffen wir uns am Frischbeitehaufen. Du findest den Weg doch bestimmt alleine zurück, oder? Ich muss nämlich noch etwas sehr wichtiges erledigen, bis morgen." Und ohne eine Antwort, oder gar eine Reaktion abzuwarten, verschwindet er lautlos im Dickicht. Das alles war seltsam. Zedernherz ist seltsam. Diese Eichenkralle ist gruselig, und ich habe keine Ahnung, wohin Zedernherz auf Einmal so schnell hinmuss. Ich vertraue einfach auf mein Gedächtnis und meine Orientierung und trottete langsam zurück ins Lager. Mein Magen knurrt, und als ich eine Wühlmaus rieche, oder zumindest etwas, was man essen kann, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Ich beschließe, dem Geruch zu folgen, denn wenn Zedernherz meint, so  schnell abhauen zu müssen dann muss ich das wohl selber in die Pfoten nehmen, und es einfach einmal versuchen. Am kann schon sagen, dass ich ungeduldig bin, aber was spricht schon gegen einen kleinen Bissen Maus? Also nähere ich mich dem Geruch. Als ich fast angekommen bin, höre ich auf einmal ein Rascheln, und der Geruch entfernt sich rasch. *Das War dann wohl nichts*, denke ich enttäuscht und beschließe, doch lieber zum Lager zurückzukehren. Ich trotte durch den Wald, während es schon fast ganz dunkel ist. Am Lager angekommen, verspüre ich einen so starken Hunger, dass ich stürmisch durch den Eingang in Form eines Dornen- und Rankentunnels laufe und zum Frischbeutehaufen stürme. Einige Katzen sind noch wach und liegen im Lager rum, jedoch sind es nur noch drei. Rosenblüte schreckt auf. "Was ist passiert, Flammenpfote?", fragt die junge Kriegerin erschrocken. "Oh nichts. Ich hatte nur Hunger." Gierig wende ich mich dem Haufen zu, und sehe aus den Augenwinkeln nur, wie sich die anderen Katzen wieder beruhigt hinlegen und ausatmen. Bis auf eine. Lorbeerensplitter kommt zu mir hinüber. Der schon erfahrene und etwas ältere Krieger setzt sich neben mich und meine Spitzmaus, die nur noch übrig war. Während ich sie hungrig hinunterschlinge fragt er mich mit seiner tiefen, kratzigen Stimme: "Und wo ist Zedernherz, wenn ich fragen darf?", sein Tonfall hört sich leicht misstrauisch, aber auch besorgt an. Ich schnippeln mit dem Schwarz und antworte, ohne aufzublicken: "Ich weiß es nicht." Und ehrlich gesagt möchte ich es auch gar nicht wissen. Was, wenn er zu der Katze an der Grenze gegangen ist? Ach Quatsch, warum sollte er? Was weiß ich denn schon. Ich denke lieber nicht länger darüber nach, schließlich War dies der erste Tag als Schülerin für mich. Und das lass ich mir nicht verderben. Ich habe die Spitzmaus verschlungen, und trotte müde an Lorbeerensplitter vorbei in den Schülerbau und lasse mich in mein Nest fallen. Schnell bin ich eingeschlafen.

Warrior Cats~Das dunkle VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt