Sechstes Kapitel

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Mein Bruder horcht mit gespitzten Ohren auf, und fragt interessiert und etwas besorgt: "Ist etwas passiert?" Ich schüttle den Kopf. "Nein, so schlimm ist es jetzt auch wieder nicht. Aber irgendwie hab ich mir das Schüler-sein etwas anders vorgestellt. Ich meine, irgendwie fühlt es sich so an, als wenn Zedernherz gar nicht Mentor sein möchte." "Du musst immer daran denken, was er mit seinem letzten Schüler durchmachen musste.", ertönt auf einmal eine helle und sanfte Stimme hinter mir. Erschrocken fahre ich herum; Lotusblüte steht hinter mir. Ich nicke und miaue: "Ja, schon... Ich mein, ich weiß nur, dass sein Schüler gestorben ist." Dann schüttle ich den Kopf und füge hinzu: "Allerdings hat mir noch nie jemand die ganze Geschichte erzählt." "Und das sollte auch besser nur Zedernherz und niemand anderes tun", meint sie mütterlich. Mürrisch schnippe ich mit dem Schwanz. "Kein keiner Tipp?", male ich. Lotusblütes Blick wird ernst. "Glaub mir, vom Schatten willst du gar nichts wissen." Sie presst die Lippen aufeinander. "Ups" Anscheinend hat sie sich wohl versprochen. Also harke ich energisch nach. "Der Schatten?" "Vergiss es, Flammenpfote", damit wendet sie sich ab, und trottet in ihren Bau am Ende der kleinen Lichtung. Fragend sehe ich meinen Bruder an, doch der schüttelt nur den Kopf. Er weiß es also auch nicht. Auf einmal vernehme ich ein lauter werdendes Rascheln aus dem Tunnel, und nur wenige Herzschläge später taucht Eisenblatt aus dem Dickicht aus Dornen und Schilfrohren auf. "Lotusblüte!", jault er mit ohrenbetäubender Lautstärke, sodass ich kurz mit den Ohren zucke. Sofort erscheint die Heilerin wieder auf der Lichtung. "Auch ich habe ein ausgezeichnetes Gehör", murrt sie. "Ja, tut mir leid, aber es ist wichtig!" Er beugt sich leicht zu ihr hinunter und flüstert ihr etwas in ihre spitzen, fast schon Luchs-artigen Ohren, woraufhin ihre Schnurrhaare stark anfangen zu zucken, und ihr Gesichtsausdruck eine Mischung aus Wut, Angst, und Verwunderung annimmt. "Pass du hier auf alles auf, Holzpfote!", miaut sie sofort. "Ach und: Du und deine Schwester, ihr bereitet auch bitte gleich ein extraweiches Nest zu!" Mit diesen Worten verschwinden sie und Eisenblatt von der Lichtung. "Kann mir mal bitte jemand erklären, was hier eigentlich vor sich geht? Ich sag's dir, Holzpfote, die verheimlichen uns etwas, und was auch immer das ist-wir werden es rausfinden!", miaue ich bestimmt. "Ach, ich weiß nicht", meint Holzpfote zurückhaltend. "Das sind ja schließlich nicht unsere Angelegenheiten." "Offensichtlich werden sie das gerade. Ach komm schon! Was ist los mit dir? Früher hattest du immer Lust auf ein Abenteuer!" "Aber das ist etwas ganz Anderes! Das früher waren doch nur Spiele! Das Hier und Jetzt ist das, was zählt, und das ist nunmal kein Abenteuer für junge Schülerin dich und mich." "Pf." Ich schnaube. "Lass uns das Bett machen." Mit hocherhobenem Schwanz stolziere ich Holzpfote hinterher, in das Lager hinter einem Felsen, unter einem Blätterdach eines kleinen Holunderbusches. Dort holen wir alles Nötige, Und sind schon bald mit dem weichen Schlafplatz fertig. Anscheinend gerade rechtzeitig, denn genau in dem Moment, in dem ich die letzte Taubenfeder vorsichtig mit den Zähnen haltend, an den Rand des Nestes lege, kommt Lotusblüte hereingelaufen, hinter ihr erscheinen drei Katzen; Eisenblatt und Beerenbart folgen ihr, einen Kater, etwas älter als ich, tragend. Vorsichtig legen sie das bewusstlose Fellknäuel in das Nest. Neugierig trete ich einen Schritt näher- und weiche gleich wieder zurück. Er sieht schrecklich zugerichtet aus. Das gesamte Fell ist von Blut durchnässt, weshalb ich gar nicht richtig erkennen kann, was eigentlich los ist. "Was..?", bringe ich nur heraus, doch keiner beachtet mich. Lotusblüte hastet hin und her, Holzpfote ebenfalls, Beerenbart ist verschwunden, und Eisenblatt tippt mich nun an der Schulter an. "Komm jetzt mit, Flammenpfote. Ich bin mir sicher, dass dir dein Bruder später alles erzählt, aber jetzt brauchen die Beiden erstmal Platz zum arbeiten." Wiederstandslos folge ich dem erfahrenen Krieger auf die Hauptlichtung, wo ich mich etwas abseits hinsetze, und die vorüberziehenden Wolken beobachte, die immer dichter werden, was das Sonnenlicht immer weniger freundlich strahlen lässt. Und mich plagen zwei Fragen: Was ist mit dem Kater passiert? Und wird uns wirklich etwas verheimlicht, oder bin ich wirklich etwas sehr voreingenommen?

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Tut mir leid, wenn die Kapitel etwas kurz sind, aber es wird von Kapitel zu Kapitel mehr, da es ja auch spannender wird (hoffentlich;))
~Shadow

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 27, 2015 ⏰

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Warrior Cats~Das dunkle VermächtnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt