Der kalte und harte Boden, kam mir mittlerweile vor wie ein federweiches Bett. Ich kratzte mit den Fingernägeln am Boden entlang um sie zu kürzen. Bei den Dämonen war es wenigstens nicht so langweilig und nervig.
Überall hörte man den letzten Ruf der sterbenden die in ihre Zelle eingingen oder jammernde Gefangene. Sollten Sie doch die Klappe halten während sie starben! Ich nahm leise Schritte wahr, die mich daran erinnerten, das ich heute noch nichts gegessen hatte. Ich fletschte die Zähne, als der Soldat vor meiner Zelle stehen blieb. Seine Fackel erhellte einige Ecken der ansonsten düsteren Stelle. Der Soldat schob eine kleine Luke auf um mir das Essen hinein zu schieben, was aus alten angegessenen Hühnerkeulen und ekel- erregendem Brot bestand.
Grade als der Soldat seine Hand wieder aus meiner Zelle nehmen wollte, streckte ich mein Arm blitzartig nach vorne. Meine Finger umschlossen seinen Arm und hielten ihn beißend fest. „Wenn ihr mir das nächste mal, kein besseres Essen gebt, überlege ich mir vielleicht doch noch auszubrechen und eurem verdammten Prinzen das Messer in die Kehle zu rammen. Und wenn ich den Schnitt nicht grade mache, dann wird es schmerzvoll. Also überlegt es euch gut." Langsam lies ich wieder locker und betrachtete genüsslich den geschockten Blick des Soldaten.
Schnell zog er seinen Arm zurück und nahm mit zitternden Händen die Fackel in die Hand. Ich lachte. Wie einfach Angst einschüchtern doch war, zumindest als Mörderin. Ich nahm etwas angewidert den stinkenden Fleischbrocken in die Hand. Meine Zähne bissen in das zähe und trockener Fleisch. Hauptsächlich Knorpel und ander Überreste die die Adeligen liegen lassen haben. Nach einem kurzen Blick auf das Brot, stopfte ich es durch einer der Gitter aus der Zelle. Lieber verhungerte ich, als ein verschimmeltes und steinhartes Brot zu essen.
Am liebsten hätte ich bei dem Anblick auf den leeren Teller gekotzt. „Mistkerle! Diese scheiss Mistkerle!", presste ich durch die Zähne hindurch. Ich schleuderte den Teller gegen die Wand. „Arrogante Aschlöcher!" Dieses mal schrie ich es förmlich aus mir heraus. Ich merkte nur halb wie die anderen wimmernden Gefangenen bei meinem Schrei zusammenzuckten und verstummten. Nein, vielmehr spürte ich die Müdigkeit die sich wie eine beschissene Wolke über mich schob. Nein! Warum jetzt? Vor ein paar Minuten noch, war ich hell wach. Nein, nein, nein! Ich wollte nicht schlafen, wollte nicht ruhen. Ich wollte aufstehen und fliehen. Jeden abmurksen, der sich mir in den Weg stellte. Ich vermisste die Klinge in meiner Hand. Ein ständig vertrautes Gefühl. Ich lies mich fallen
und schloss erschöpft die Augen. Irgendetwas war komisch, doch ich wusste nicht was.Der lederne Griff schmiegte sich wie Seide an meine Haut. Ich fühlte den Gürtel, der mir schlaff von der Hüfte hing. Um mich herum war es dunkel, doch es war mir egal. Verwirrt, schwirrte mein Blick in Richtung des stetigen Geklimper um mich herum. Ich kannte es irgendwo her. Ein düsteres Lachen ertönte. Es kam mir nur zu bekannt vor. Am liebsten wäre ich sofort wieder aufgewacht. Schneller Schlaf, ohne Müdigkeit. Ganz eindeutig. Es war kein einfacher Traum. Es war ein Ruf. Er suchte mich heim um mit mir zu sprechen. Er, der Dämonenfürst. Mist! Ich hatte in dieser scheisse einsamen Zelle ganz vergessen, das er der Fürst war und somit ohne ledegliche Zustimmung des anderen in ihn hinein dringen und sich wortlos mit ihm verständigen konnte. Ich hasste es!
Ich drehte mich langsam zur Seite. Grauer Nebel tanzte um uns herum. Auch der Boden war Grau. Grau. Überall wo ich hinsah, war grau. „Mädchen", sagte eine tiefe und zugleich hässlich liebliche Stimme vor mir. Ich nickte. „Hoheit", murmelte ich in mich hinein, auch wenn das ansonsten so garnicht meine Art war. „Ich habe dich gebeten mir einen Gefallen zu tun. Einen kleinen Gefallen." Er betonte das Wort klein besonders, wobei ich merkte, das ich nichts Gutes erwarten konnte. „Und du hast ihn nicht erfüllt. Es war ein kleiner Gefallen mit großer Wirkung. Ich dachte du bist bereit. Ich dachte, du wärst stark. Nicht so ein Schwächling. Aber wie wir sehen, habe ich mich wohl in Dir getäuscht. Du hast versagt" Ich hielt es kaum aus seine süße und zugleich spöttisch, bittere Stimme weiterhin zu hören. Wär er nicht der Fürst gewesen, hätte er mit ein paar saftigen Schlägen rechnen können, aber so, konnte ich nichts tun. Du Trottel du bist in einem Traum, wie hättest du ihn den bitte schlagen können? Trotzdem. „Ihr habt mich zu etwas unmöglichen gezwungen und nein, es war kein kleiner Gefallen!" Hätte ich jetzt gerne geschrien, doch dann hätte ich bestimmt nur noch mehr verloren als gewonnen. Also sagte ich, „Ich habe versagt. Ich kann Euch gewiss nicht widersprechen, doch glaubt mir, es war sicher kein kleiner Gefallen. Nicht für nur eine einzige Person" Stände ich ihm wirklich gegenüber und er könnte mich ernsthaft verletzen, hätte ich vielleicht dreimal überlegt, bevor diese verdammten Worte meinen Mund verließen.
Aber so hatte ich erstmals eher wenig zu befürchten, denn außer reden, konnte er mir nichts antun. Wir standen uns nicht real gegenüber, nein, es war ein Traum. Eine Art Halluzination. Am liebsten, wäre ich jetzt aufgewacht und wieder einsam in meiner Zelle gewesen, aber damals, als ich zu ihm kam, hatte ich mich ihm unterworfen. War zu einem seiner Untertanen geworden. War seine einzige Auftragsmörderin und unterwarf mich seinen scheiss Befehlen. Meine Hand zuckte zusammen und ich wurde das Gefühl nicht los, mir einen Krampf zugelegt zu haben. "Du solltest ihn umbringen. Sowie du es tausende Male davor auch schon getan hast. Jedes Mal wenn du eine weitere Trainingsstunde hinter dir hattest, hatte ich das Gefühl meinem Ziel ein Stückchen näher zu kommen. Die Königsfamilie aus zu löschen. Und das, Mädchen, geht nur wenn wir den Prinzen ermorden. Des Königs einzigen Sohn" Ich blieb stehen wo ich war und bewegte mich keinen Zentimeter. Wohin auch? Es gab nichts, weder einen Boden, noch einen Himmel. Das hieß ich wusste weder wo oben, noch wo unten war. Ich nickte und sagte, „Ja, ihr habt recht Eure Hoheit." Und das meinte ich auch so wie ich sagte. Die Menschen vom Königshaus waren Abschaum und nichts weiter. Ich hasste sie, alle. Doch mochte ich ihn wirklich lieber? Nein, aber die Dämonen wollten das was ich wollte. Ich verstand sie und zudem, war ich an sie gebunden und wenn ich versuchen würde abzuhauen, dann würden sie es mir zu spüren geben. Wie ein Pferd, was zu langsam war, oder plötzlich widerstrebend stehen blieb, bis es die Sporen zu spüren bekam. „Mädchen!", blaffte er in meine Richtung. Am liebsten hätte ich mir bei jedem „Mädchen" die Ohren zugehalten. „Du scheinst vergessen zu haben, wie wichtig deine Aufgabe war um den König zu stürzen" Ich atmete energisch aus. „Ja das weiß ich", sagte ich mit einem Hauch von Bitterkeit in der Stimme. „Nein! Du weißt gar nichts! Oder bist du diejenige der jemand genommen wird, aus Spaß!", schrie er und unwillkürlich musste ich zusammen Zucken, was ich sonst nie tat. Aber seine Stimme zeigte mir, das ich im unterworfen war. Ja ich war eine Mörderin und tötete. Aber nicht für mich, sondern für ihn. „Nein,", sagte ich, während ich von meinen Zehen zu meinen Fußballen hin und her wippte. Aber er hatte recht. Sie waren arroganten und Grauenhaft. Sie töteten. Ich auch, aber ich tat es nicht um anderen zu zeigen wie stark ich war. Ich tat es, weil es meine Pflicht war. Weil es das war was mich ausmachte. Nicht weil ich anderen zeigen musste wie toll ich war. Sollten Sie doch denken was sie wollen. Es war mir scheiss egal. Die Prinzen jedoch, taten es um sich zu behaupten. Es war ein Ritual. Jeder Prinz, musste an dem Tag seiner Krönung, einen Dämon töten. Schaffte er es nicht, musste die Krone an einer der Geschwister oder einen der Lords abgegeben werden. Es war ein scheußlich dummes Ritual. Wer jagte, bezahlte irgendwann. Sie taten es immer wieder. Es geschah nicht ein oder zweimal, sondern immer wieder. Nur wer dumm war, konnte glauben, das die Dämonen es sich anschauen würden, bis sie alle tot waren. Bis es sie nicht mehr gab. Und jetzt war die Zeit gekommen, um sich zu rächen. Um die Nächste Jagt zu verhindern. „Also, Mädchen. Verhindere es! Bringe ihn um! Und zwar bald, oder glaubst du Narr es wird noch lange dauern bis zu seiner Krönung?" Nein, das glaubte ich nicht. Schließlich konnte ich rechnen. Zumindest die Grundlagen kannte ich. „Vielleicht ist es Euch noch nicht aufgefallen, Hoheit, aber ich habe weder Waffen noch bin ich frei. Ich sitze in einer Zelle. Und sonst nichts!" Ich sprach nicht grade freundlich oder so wie man mit einem Fürsten redete. Ich sprach so wie es mir gefiel. „Pass auf was du sagtest!", zischte er mich an. „Ich bin nicht gekommen, um Dir Manieren beizubringen. Und erst recht nicht um Dir Hilfe zu erteilen. Wenn du eine Mörderin bist, kommst du auch problemlos aus einer Zelle heraus.", spöttete er. Ich straffte die Schultern um auch nur irgendwie größer und stärker zu wirken. Er hatte recht. Ich hätte es schaffen müssen, und vielleicht tat ich es ja auch. Ich brauchte nur noch einen verdammten Plan. „Thyra. Ich gebe dir vier Wochen Zeit, um den Prinzen zu ermorden. Wenn du es bis dahin nicht schaffst, stirbst du selbst." Ich schnappte nach Luft. War es jetzt vollkommen durch geknallt? Wie sollte ich all das in vier scheiss Woche schaffe. Ich nickte und presste verbissen ein Lächeln hervor. „Wenn ihr es Euch so wünscht, Hoheit." Es hätte mich beruhigt, meine Waffen am Gürtel zu spüren, aber das tat ich nicht. „Wenn du es in vier Wochen nicht geschafft hast, mir seine Leiche zu bringen, werde ich dich ohne zu zögern eigenhändig töten. Also Mädchen, nimm es ernst." Ein schlauer Schachzug. In dem er sich auf die sichere Seite stellte und mich einfach dazu zwingen konnte alles zu geben um selbst zu überleben. Ich lächelte, doch es war nicht echt. Es war kalt, eiskalt. Ich verabscheute ihn dafür, mir damit zu drohen. Vier Wochen, waren lang im Gegensatz zu sonst. Aber ebenfalls im Gegensatz zu sonst, musste ich nicht aus einer Zelle fliehen, Waffen klauen und noch dazu Wachen umbringen, eine weitere Last. Wenn nicht mein eigenes Leben im Spiel stehen würde, wäre ich vielleicht nicht ganz so überzeugt davon, sofort einen Plan zu hecken wie ich hier abhauen konnte. Und zwar so schnell wie nur irgendwie möglich. „Habe ich dein Wort?!", bellte er. Eigentlich war die Frage sinnlos, denn wenn ich selbst nicht sterben wollte, dann musste ich ihm mein Wort geben. Ob ich wollte oder nicht. Scheisse!, dachte ich und kaute gedankenverloren an meiner Unterlippe. „Du hast es", presste ich wütend hervor. Am liebsten, hätte ich ihm noch ein Wort entgegen geschleudert, wie Aschloch oder Mistkerl. Aber das wäre so, oder so mein Untergang gewesen, also zügelte ich meine Zunge und blieb still stehen. Ich wusste das Gespräch war vorbei. „Ich habe dein Wort", flüsterte er und seine Stimme schallte immer und immer wieder durch die Dunkelheit um mich herum. Ich habe, Ich habe, Ich habe dein Wort, dein Wort. Es hörte sich an wie Gelächter. Mein Fuß stampfte energisch auf, ich konnte nicht anders als meine Zähne zu blecken. Sollten Sie doch alle lachen und sich denken ich wäre ein halber Werwolf, aber Werwölfe gab es nicht! Sie waren Mythen, eine Sage. Ich lächelte. Meine Hände bebten. Das Leben, war kein Kinderspiel und deswegen liebte ich es.
_____________Ein Steiniger Boden! Wie kam man auf die Idee einen bescheuerten Steinig, spitzen Boden zu machen? Um andere zu quälen? Um sich so wenig Arbeit zu machen wie möglich? Faulheit! Ich setzte mich auf und rieb meinen Rücken in den mehrere Steinspitzen gepikst hatten.
Genervt atmete ich aus. Um mich herum war wieder dieses Gequengel losgegangen und ich hörte wie einige Gefangenen hustete. Vermutlich spuckten sie grade Blut aus und schmeckten einen eisigen Geschmack im Mund. Ich war froh nicht an ihrer Stelle zu sein, denn ich hasste den Geschmack von Blut. Auch wenn jeder Dämon schonmal Blut getrunken hatte, war es nie an meinem Interesse, zu wissen von wem und warum sie es taten. Ich war einfach nur froh, nicht einer von ihnen sondern ein Mensch zu sein. Dieser eisige Geschmack, war widerwärtig. Und ohne zu wissen was, erinnerte er mich an etwas. Er kam mir bekannt vor, ohne das ich wusste woher.
Bei der Erinnerung von Eisen und seinem Geruch, gefror mir das Blut in den Adern. Ich konnte nicht anders, als leise zu würgen. Ein Mann, in einer Zelle schräg gegenüber, die ziemlich alt und verdreckt aussah, kippte leblos gegen das Gitter und sackte tot zu Boden. Ich zog die Augenbrauen nach oben und schaute kritisch zu ihm herüber. So wurde man hier also behandelt. Ich lies ein gespieltes zittern über meinen Rücken fahren und zog mich in einer meiner dunklen Ecken zurück.
Kalter Wind zog durch die Steinwände und blasste gegen mein Rücken. Plötzlich viel es mir wieder ein. Wie ein Mehlsack der sobald man ihn los ließ, schwer zu Boden klatschte und aufstäubte. Ich musste raus hier. Außer ich wollte in vier Monaten tot in einer Schlucht liegen, so wie alle Dämonen die tot waren. „Scheisse!", entfuhr es mir, lauter als beabsichtigt. „Verdammter Scheiss!", schrie ich noch lauter. Meine Füße traten hämmernd auf das Zellengitter ein. Ich hörte Schritte die sich schnell meiner Richtung näherten. Mist! Jetzt hatte ich doch wieder einen Riesen Aufsehen erregt. Das brachte mir nichts außer Minuspunkte. Hätte ich mich still verhalten, hätten sie vielleicht alle irgendwann vergessen wer ich war und was ich wollte, aber so war es unmöglich. „In einer der letzten Zellen! Schnell!", hörte ich einige Soldaten schreien.
So schnell wie möglich, quetschte ich mich in die hinterste Ecke und kauerte mich auf dem Boden zusammen. Vielleicht übersahen sie mich so und gingen an mir vorbei. Die Schritte wurden langsamer. „Er oder Sie hat sich bei dem Klang unserer Stimmen versteckt.", kicherte einer der Soldaten belustigt und klimpernde dabei gelangweilt mit einem der Schlüssel an seinem Bein. „Angsthase!", schrie ein anderer höhnisch, doch ich war nicht dumm und wusste, das sie dem anscheinenden Ausbrecher oder Unruhestifter dabei Angst einjagen wollten. Wie gerne ich nur „Dumme Feiglinge", geschrienen hätte, doch ich tat es nicht.
Die Schritte wurden langsamer, bis sie schließlich ganz verstummten. „Bewacht den Gang doppelt so gut wie sonst!", dröhnte die Stimme des Hauptwachmanns durch den Gang. Ich hörte Waffen die aus ihren Scheiden gezogen und Pfeile die eingespannt wurden. Ich setzte mich langsam wider auf. Wie ich hier rauskommen sollte, war mir unklar. Die Zellen waren schlau gebaut, was mich verwunderte, den selbst hier waren die Menschen zu dumm und übersahen immer wider bestimmte Stellen.
Aber diese Zellen, waren relativ sicher. Das lag zum einen daran, das die Zellen Tür nur ein kleines Loch war, zum anderen, das der Gang so dünn und schmal war. Dadurch war es fast unmöglich, sich durch den Gang vorbei zu schmuggeln, ohne entwischt zu werden, und da der Gang in einer Sackgasse endete, konnte man nicht hintenrum irgendwie entkommen. Ich schnappte auf. „Mist!" Ich hatte verloren. Entweder ich konnte den Prinzen in den nächsten Wochen das Leben nehmen, oder es würde mir an seiner Stelle so gehen.
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Thyra Dämonenfürst (Band 1)
FantasiEin Mädchen. Eine Mörderin. Eine letzte Chance. Thyra, ist Mörderin der Dämonen, als diese tötet sie für Ungeheuer. Doch als sie den Prinzen des Landes Dash umbringen soll und dabei scheitert, schwebt sie in Lebensgefahr. Entweder sie tötet den Pri...