4.Kapitel

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Mein schlaf war unruhig gewesen. So wie jede Nacht. Schritte näherten sich meiner Zelle und ein Soldat blieb vor mir stehen. Seine Schlüssel raschelten, als er die Luke aufschloss.
Mit einer Handbewegung forderte er mich auf, meine Arme hinzu strecken. Ich wollte ihm zeigen, das mir egal war, was er zu mir sagte, das ich nicht aufgab. Wiederwillig streckte ich sie ihm hin. Sollte er mich doch Fesseln. Ich hatte ja sowieso nicht vor abzuhauen. Noch nicht. Ich würde den Prinzen umbringen. Ja, sie alle. Mein Atem kräuselte sich zu weißen Kringeln in der Luft, während ich mich aus der Zelle zog. Ein Lächeln umspielte den Mund des Soldaten, als er meine Schwierigkeiten sah, als ich aufstand. Das wenige Essen zeigte sich schnell. „Sie Mistkerl!", sagte ich Zähne knirschend und stellte mich auf. Der Gang war vollgestellt mit Soldaten, die gelangweilt auf und ab gingen. Einige andere Gefangenen schauten mir aufgeregt hinterher, oder wünschten mir viel Glück. „Es ist bestimmt nicht so schlimm", sagte ein Mann der mindestens siebzig war, „Ich habe es schonmal gesehen, der Schnitt ist grade" Dachte er etwa ich würde gehängt werden? Unwirsch nickte ich ihm zu und lief stumm weiter. Ein anderer Soldat trat gegen seine Zelle und gab ihm so ein stummes Zeichen seinen Mund zu halten. Stumm, aber gefährlich.

Die frische Luft tat umgewöhnlich gut. Ich saugte sie ein, als hätte ich sie Jahrelang nicht gehabt. Der Nebel hing noch über den Dächern des Schlosses. Wie ein weißes Samttuch was sich über die Dächer schlafen gelegt hatte. Nur wenige Leute waren auf den Straßen zu sehen. Der Soldat zog mich förmlich in Richtung eines Tores. Es schien der Weg in den Garten zu sein. Eine Dame knickste als wir an ihr vorbeigingen. Vermutlich war der Soldat ein hochangesehenes Tier. Ich ertappte mich dabei wie ich genervt die Augen verdrehte. Der Soldat warf mir einen bösen Blick zu. „Entschuldigen sie mein Heer.", sagte ich und viel in einen theatralischen Knicks. Dafür bekam ich einen weiteren Blick und einen Stoß in die Rippen. Ich lächelte. Es hatte sich allein wegen dem Blick des Mannes schon gelohnt ihn zu ärgern. Mein leerer Gürtel schlug stetig auf meinen Oberschenkel. Als wir an dem Garten ankamen, musste ich mich zusammenreißen um nicht laut aufzujubeln. Es gab viele Büsche und Bäume. Ich könnte es schaffen, sagte mir mein Verstand. Im Gegensatz zu anderen, sprang mein Herz nicht bei dem Anblick des Gartens. Rosen beeindruckten mich nicht. Genau sowenig wie andere schöne Ranken und Blüten. Bei dem Gedanken hier meine nächsten Stunden verbringen zu müssen, wurde mir fast schlecht. Überall standen Damen die mit Fächern wedelten oder mit Offizieren flirteten. Ich hätte kotzen können, doch dann hätte ich vermutlich den hässlichen Anblick der Fliesen ruiniert. Nicht abgesehen von den Schlägen des Soldaten. Wir gingen immer weiter in den Garten hinein und an kichernden Damen vorbei, bis wir plötzlich scharf nach rechts abbogen. Die Sonne kam langsam aber sicher hinter der Wolkendecke hervor gekrochen und schien wie Feuer auf die Leute. Doch sie schienen nicht zu verbrennen, im Gegensatz zu mir. Sie hatten hier schon zu oft gestanden um zu verbrennen. Sie hatten ein Schutzschild geschaffen. Ich hingegen lebte unter der Erden und kam der Sonne nur sehr selten nah. „Ich brauche trinken. Habt ihr was?", fragte ich und schaute mich fragend zwischen den Soldaten und der Sonne hin und her. „Du bist zum arbeiten da und nicht zum trinken!", kam als Antwort. Ich nickte. „Wollte ja nur mal fragen." Sie schleiften mich zu einem kleinen aber dennoch imposanten Häuschen am Rande des Gartens. Eine Frau stand davor und schaute auf als wir kamen. Ihr Blick bohrte sich in meinen. Ich starrte unnachgiebig zurück, in die Braun, Grünen Augen. Ihre Haare waren zu einem lockeren Knoten festgebunden, das Haargummi drohte jeden Moment auf den Boden zu fallen und im Dreck zu verschwinden. „Fräulein Helena.", sagte der Soldat mit einer gespielten Freude. Man sah es ihm an. Er zog mich nach vorne zu der Frau namens Helena. „Ich kann auch alleine laufen, aber Danke für Ihren unnötigen Kraft Aufwand.", sagte ich grimmig, während ich meine Lippen fest zu einem Strich aufeinander presste. Doch der Soldat beachtete mich nicht. Seine Hände umfassten meine Fesseln immer fester, als er sagte, „Das ist Thyra. Die Mörderin des Prinzen. Sie soll... etwas Luft schnappen.", sagte er während er seinen Mund spitzte und angewidert auf mich herabblickte. „Ich habe ihn nicht umgebracht du Trottel.", verbesserte ich ihn und suchte seinen Blick. Nur um ihn zu vernichten. Für immer. „Also", säuselte er, „Sie soll Luft schnappen, diese Mörderin. Bei dir, Helena. Sie soll arbeiten. Und sie Wort es tun, denn wenn sie sich wehrt, werden wir sie quälen. In ihrer Zelle schlummern lassen, bis sie stirbt." Bei dem Wort Mörderin wurde Helena bleich. Der Soldat wandte sich ab, gab Ihr einen Schlüssel und kehrte uns dann endgültig den Rücken. Ich stöhnte jämmerlich auf. Wollten sie etwa so tun, als wäre ich zu dumm zu glauben sie wären wirklich gegangen. Nein! Sie standen hinter Büschen und Bäumen und lauerten nur wartend darauf mich zu erwischen. Mich zu beschuldigen. Es tat mir leid, aber diesen Gefallen würde ich ihnen nicht machen. Helena zog mich mit in die kleine Hütte. An den Wänden hingen getrocknete Kräuter und lauter goldgefärbtes Gartenwerkzeug. Sie schnaubte auffällig, als sie meinen kritischen Blick beobachtete. Er durchbohrte mich, wie kein Blick zuvor. Sie sagte nicht viel, doch ihr Ausdruck genügte um mich in Unsicherheit zu bringen. Scheisse! Sie würde merken wenn ich mich umsah, nur um irgendeinen Fluchtplan auszuhecken. Meine Hände zuckten kurz zusammen, bevor Helena mir einen Korb in die Hand drückte. Sie selbst griff nach einer Kiste die Werkzeug beinhaltete. Ihr leichter schups nach draußen war wie ein Schlag in den Nacken und ihre Stumme Sprache wie ein Pfeil, der sich jederzeit durch mich durchbohrte. Wir gingen zu einem Strauch, der mit Rosen geschmückt war. Stumm fing Helena an, alte und verwelkte Blätter abzuzupfen und mir in den Korb zuschmeißen. Die Sonne viel auf uns herab und verbrannte meine Haut. Als ob sie mich Schwächen wollte, verhindern zu fliehen. Ich hatte das Gefühl, die ganze Welt wäre gegen mich. „Warum zur Hölle gibt es diesen Garten überhaupt? Er macht doch nur Arbeit.", schnaufte ich verächtlich. Ich hatte nicht erwartet eine Antwort zu bekommen, doch Helena öffnete nach kurzem schweigen den Mund und sagte, „Das Gemach des Königs, schaut auf diesen Garten. Damals, gab es hier nur Dreck und dichten, düsteren Wald." Bis der König alles eingenommen hat, dachte ich verärgert. Ich hasste diese Art Menschen. Sie waren arrogante Mistkerle. „Er verachtete sein Blick, so beauftragte er den Bau etwas, was sein Herz verzauberte. Adelsleute setzten sich zusammen und diskutierten lange was ihn beglücken sollte. Sie entschieden sich schließlich für den Garten. Er brachte dem König nicht nur eine schöne Sicht, sondern auch der Adel konnte ihn nutzen und so gebrauchen." Ihre Stimme klang wie ein Buch, ein Poet. Es klang wie eine Sage in Kurzfassung. Sie hebte ihr Stimme immer wieder theatralisch und sengte sie zu Satzenden eingeübt gefährlich. Doch ich hasste Sagen. Also sagte ich nichts und nickte nur stumm. Der König wollte also eine Sicht?! Und dazu wurde so viel Aufwand veranstaltet? Führ eine scheiss Sicht? Ich lächelte spöttisch und schüttelte dann den Kopf, wobei mir meine Haare ins Gesicht peitschten. Wie konnte er nur seine Augen verschließen? Wie konnte er nur seinen Blick von all dem Leiden auf der Welt abwenden und stattdessen auf diesen verdammten Garten schauen. Seine Schönheit?! Ich hielt meinen Blick fest auf den Boden gerichtet. Noch einen Grund mehr den Prinzen und all seine Leute zu hassen.

Thyra Dämonenfürst (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt