6.Kapitel

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Meine Beine klappten zusammen, als ich mich in die Ecke meiner stinkenden Zelle kauerte. Ich schlug mit der Faust auf die Wand ein, als könne sie zersplittern, doch der harte Stein blieb wie er war. Der Teller der mit gegenüber auf dem Boden lag, war ausnahmsweise leer. Ich hatte es heruntergewürgt, denn es wäre dumm geschwächt abzuhauen. Trotzdem schmeckte es abscheulich und alt. Ich hörte Soldaten, die Geduldig auf und abgingen, deren Schritte ein leises tick, tick hinterließen, was mich irgendwie unfassbar aggressiv machte. Verdammte Idioten, ihr alle!, dachte ich während ich mir regelrecht wünschte nicht zu existieren und jegliche Existenz zu verlieren, im Boden zu versinken, geschluckt von einem Vulkan, oder sowas in der Art.
Alles -Meinetwegen auch Erfrierungen oder Verbrennungen- , aber nicht dass! Das klagen der anderen Gefangenen brachte mich dazu wach zu bleiben und meine Augen unmöglich zu schließen. Meinen Gedankenstrom niemals zu stoppen. Unmöglich. Schreie. Laute die eher tierisch klangen als auch nur irgendwie Menschlich. Verdammter Dreck! Ich bewegte meinen Fuß in Richtung Teller und lies in hinab schleudern. Der Teller zerbrach und Keramikstückchen lagen verteilt auf dem Boden. Ich stützte mich ab um ein weiteres Mal hineinzutreten, doch das die scheiss Splitter so weit verteilt worden waren, war mir eher nicht bewusst gewesen. Das Stück grub sich in meine Hand und Blut verteilte sich darauf. Mit der anderen Hand nahm ich den Keramik mit zwei Fingerspitzen und zog. Der Geruch an Eisen lies mich husten und eine Erinnerung erblasste. Ich konnte sie nicht erkennen, nichts und niemanden, aber ich konnte Gefühle spüren. Da war ein Schrei, er war ohrenbetäubend laut und lies mich innerlich fasst zusammenzucken, bevor ich ihn unterdrückte. Noch einer und wieder, während er sich gefühlte tausendmal abspielte, drehte ich mich im Kreis, stampfte auf, nur um irgendwie alles zu verdrängen, einzusperren.  Eisen, ich hatte keine Ahnung ob ich diesen Geruch wirklich roch, oder ob er Teil meiner Fantasien war, oder ob beides zutraf. Blut spritzte und ich erkannte Umrisse einer Frau, sie lag erschöpft am Boden und drehte sich immer und immer wieder auf die Seite. Was war das für ein Mist? Vielleicht einer meiner Morde der mich heimlich zurückverfolgte? Ich konnte, nein, wollte es nicht glauben. Noch nie war mir sowas passiert, wenn ich jemandem meine Klinge in die Brust rammte, oder die Kehle aufschlitzte, sah ich nur das Messer, nur den Sieg. Ich schaltete alles aus, bis auf die kalte Seite meines Herzens, bis auf das, was man Gefühllos nannte. Aber scheisse nochmal, noch nie war der Mord mir wie ein Albtraum gefolgt, nie. Was sollte das? Ich keuchte auf und lies mich sinken. Alles in mir vibrierte, meine Knochen, meine Haut und mein Kopf. Und sowas vor einer Flucht?! Ich musste durchhalten, wenn ich es schaffen wollte. Wobei ich immer noch der festen Überzeugung war, gleich am Galgen zu hängen und all den Leuten ins Gesicht zu spucken, die mich spöttisch, oder grinsend anstarrten. Auch wenn ich an ihre Stelle höchstwahrscheinlich nichts anderes getan hätte. Schweiß rann mir den Rücken hinab, formte sich zu einem Fluss und nässte meine eh schon stinkenden Klamotten komplett. Doch eigentlich konnte ich mich glücklich schätzen nicht die Dämonen an mir zu haben. Sie würden mir ein Messer unter die Kehle halten mich zurechtweisen und quälen. Zumindest waren dies meiner ersten Gedanken für diese Situation. Ich hielt inne und schärfte meinen Verstand. Und was war wenn die Dämonen diejenigen war, die mir diese Illusion in den Kopf brachten? Scheiss Dämonenfürst!, war das einzige was mir in den Sinn kam. Was sollte das? Wollte er mich warnen? Mich einschüchtern? Ich rutschte in die Ecke und legte mich auf den Boden. Die Kälte die von ihm ausging, frass sich in mein Körper und lies mich nicht mehr los. Stimmen erklangen und rissen mich aus meinen Gedanken. „Um keine Umstände Fräulein Helena. Sie werden alleine losziehen, oder sie wären so nett und würden mir eine Bescheinigung des Königs geben." Die Stimme des Mannes klang schneidend, ungeduldig. So verlief also ihr toller Plan. Für einige Minuten war alles still, bis Helena leise die Stimme erhob. „Wie sie meinen, mein Heer. Ich denke dennoch das sie nicht so ein Drama machen müssen. Also, falls Sie gestatten. Die Erlaubnis." Verdutzt hielt ich inne, was so garnicht meins war und trotzdem, Helena brachte mich immer wieder dazu Dinge zu tun, die unter meiner Würde waren. Vielleicht war diese Frau ja doch nicht so dumm wie ich dachte. Während ich mich an das Gitter stürztet um mehr zu verstehen, verschmierte ich das Blut und verfärbte die Gitterstangen noch dunkler als sie eh schon waren. „Nun, wie Ihnen beliebt. Dennoch werden wir Ihnen Wachen mitschicken die diese Göre im Zaum halten werden, sobald sie unerträglich wird und ich vermute dies wird nicht lange dauern." Mein auf schnaufen war kaum zu überhören, als der Soldat redete. Niemand konnte mich bändigen! Mein Griff wurde immer stärker und verwandelte sich zu einem klammern. Als wären die Gitter das einzige, was mich daran erinnerte wer und wo ich war. Als wären sie das einzige was mich daran hinderte eine Wutanfall zu bekommen. Am liebsten hätte ich gegen die Gitterstäbe geschlagen und geschrien, alle niedergeschlagen, die mich anfassten, so wie immer und trotzdem hielt ich mich irgendwie zurück. „Wir werden sie rechtzeitig bringen.", sagte der Soldat während seine Schritte sich wieder entfernten. Bescheuerter, idiotischer, Mistkerl!

Thyra Dämonenfürst (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt