Kapitel 58

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Nach stundenlangen Fotos machen, Autogramme geben und für die Reporter posiere, werden wir endlich abgeholt und zur Aftershowparty gefahren. Hier sind wieder nur ausgewählte Leute dabei und wir müssen nicht mehr so extrem darauf achten wie wir uns benehmen. Auch wenn man sich etwas zusammenreißen sollte. Denn betrunken und halbnackt vor potenziellen neuen Arbeitgebern zu tanzen, ist vielleicht nicht Karrierefördernd. Trotzdem möchte ich heute Abend Spaß haben. Das ist ja nicht verboten. Nachdem Julian und ich ein paar Shots intus haben, tanzen wir etwas, wo sich die Anderen irgendwann auch hinzugesellen. Auf einmal spüre ich jemanden dicht hinter mir. ,,Na du geile Sau", flüstert Harry mir mit seiner rauen Stimme ins Ohr. Grinsend drehe ich mich um. ,,Hola, schöner Mann. Wohin des Weges?" ,,Zu Eurer Begleitung, wenn Ihr erlaubt", erwiedert er und nickt in die Richtung von Julian. ,,Ausnahmsweise." ,,Wie gnädig." Kichernd deutet Harry eine Verbeugung an. ,,Du siehst übrigens wunderschön aus, Mila." ,,Danke. Und dein Anzug ist... nunja...", fieberhaft suche ich nach dem passenden Wort. ,,Ähm extravagant trifft es glaube ich ganz gut." Harry trägt einen seiner üblichen bunten Anzüge. Dieser ist weiß und überall mit bunten Blumenranken verziert. Aber es passt zu ihm. Das ist eben sein Stil. ,,Ein besseres Kompliment kann mir heute keiner mehr machen", grinst er und läuft dann an mir vorbei zu Julian.

Die Nacht ist schon weit vorangeschritten und Nick, Orlando, Ryan und ich haben beschlossen den Abend noch gemeinsam an der Hotelbar ausklingen zu lassen. Julian und Harry sind bereits vor drei Stunden zurück ins Hotel gefahren und ich will gar nicht wissen, was die treiben. Ich werde vermutlich sowieso spätestens morgen über jedes kleine Detail aufgeklärt. Ich hoffe bloß, die sind nicht auf unserem Zimmer. Ziemlich alkoholisiert leere ich mein Bierglas und ordere direkt ein neues. ,,Deer, was sagst du dazu", spricht mich Nick auf einmal an. ,,Keine Ahnung, hab nicht zugehört." Genervt verdreht er die Augen. ,,Sooorryyy, das Bier ist mir halt wichtiger." ,,Danke dafür." ,,Gerne doch." ,,Ich finde du setzt deine Prioritäten richtig", stellt sich Orlando auf meine Seite. ,,Danke", seufze ich und nehme einen großen Schluck. ,,Das merke ich mir." ,,Okay", erwieder ich bloß.

Ziemlich angetrunken stolper ich durch den Flur und versuche krampfhaft mein Lachen zu unterdrücken, um die anderen Gäste nicht zu wecken. Das ist aber gar nicht so leicht, wenn man die eigentlich unlustigen Witze von Orlando einfach nicht mehr aus dem Kopf kriegt. Bestimmt zum dritten Mal versuche ich meine Zimmertür zu finden und laufe promt dran vorbei. Schließlich schaffe ich es davor stehen zu bleiben und bereits nach dem fünften Mal meine Karte richtig durchzuziehen. Doch kaum habe ich sie geöffnet kommt mir lautes Stöhnen entgegen. Das darf doch nicht wahr sein. Auf der Stelle drehe ich mich wieder um und ziehe ganz schnell die Türe zu. Und jetzt? Wo soll ich jetzt bitte schlafen? Als hätte mir jemand kaltes Wasser über den Kopf geschüttet, ist der Nebel des Alkohols verflogen. Unentschlossen laufe ich durch die Flure und bleibe schließlich an Nicks Zimmer stehen. Hoffentlich schläft er noch nicht. Ich hebe meine Hand um zu klopfen, in gleicher Sekunde merke ich aber, wie jemand hinter mich tritt. ,,Ich bin nicht da drin", grinst Nick amüsiert, als ich mich zu ihm umdrehe. ,,Ach was, du Schlaumeier." ,,Ist alles okay? Du wolltest doch auf dein Zimmer." ,,Ja, aber leider sind dort Harry und Julian zugange. Und da werde ich definitiv nicht stören." ,,Oh man, du Arme. Hast du Lust mit aufs Dach zu kommen?" ,,Aufs Dach?" Das Hotel hat doch gar keine Dachterasse. ,,Komm mit. Da ist es echt schön." Nick führt mich zum Aufzug und wir fahren auf die oberste Etage. ,, Dürfen wir da überhaupt lang?" frage ich verunsichert, als Nick eine Tür mit der Aufschrift Privat öffnet. ,, Natürlich", winkt er ab und mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Okay, theoretisch könnte ich umdrehen, aber er hat mich neugierig gemacht. Nick klettert bereits eine Leiter hoch, die zu einer kleinen Luke führt. Nach ein wenig klettern komme ich an die frische Luft. Tatsächlich befindet sich vor mir eine Dachterrasse mit einem fabelhaften Blick über Hollywood. Sie ist nicht groß und auch nicht komplett ausgebaut, weswegen sie vermutlich für Gäste nicht zugänglich ist. Aber das ist für uns unwichtig. Ich setze mich neben Nick, der es sich bereits auf dem Boden gemütlich gemacht hat. ,,Ich habe die Terrasse vor zwei Jahren entdeckt. Niemand, außer du jetzt, weiß davon." ,,Ich fühle mich geehrt", grinse ich und lehne mich gegen seine Schulter. ,,Kann ich heute Nacht vielleicht bei dir schlafen? Ich weiß nicht, ob ich nochmal in das Zimmer möchte." ,,Aber klar doch, Deer. Ich kann dich doch nicht auf dem Flur schlafen lassen." Leicht tätschelt er mir den Kopf, als wäre ich ein kleines Kind. Doch ich gehe darauf nicht ein sondern schließe müde die Augen. ,,Vielleicht musst du mich gleich tragen", murmel ich. ,,Ausnahmsweise."

Ein Traum wird wahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt