Kapitel 35

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Geschafft vom heutigen Tag, schleppe ich mich in die Maske. Wir haben heute eine Regenszene gedreht, was bedeutet, dass ich den gesamten Tag klatschnass rumlaufen musste. ,,Alles in Ordnung?", fragt Jake und beginnt meine nassen Haare zu ordnen. ,,Mmh", gebe ich nur von mir und schließe die Augen. Schlafen. Ich will einfach nur noch schlafen. Nachdem ich fertig umgezogen bin und meine Haare trocken sind, mache ich mich schnurstracks auf den Weg zum Wohnwagen. Essen kann ich mir auch später besorgen. Erstmal brauche ich mindestens eine Stunde Schlaf. Wie in Trance ziehe ich meine Sachen aus und streife mir einfach nur ein viel zu großes Shirt von Julian über. Seufzend lasse ich mich auf die weiche Matratze sinken und kuschel mich in die warme Decke ein. Genau das, was ich jetzt brauche.

Völlig weggeschlagen wache ich auf. Hat es eben an meiner Tür geklopft? ,,Mila?", ruft jemand. ,,Moment", krächze ich und gähne einmal herzhaft. Mit müden Augen schaue ich auf den Wecker. Anderthalb Stunden habe ich geschlafen. Und das hat verdammt gut getan. Seufzend raffe ich mich auf und öffne die Türe. Jake steht davor und schaut mich mit großen Augen an. ,,Oh, habe ich dich geweckt?" ,,Mmh. Ist aber nicht schlimm. Was ist denn?" ,,Ich hatte mich nur gewundert, weil du nicht beim Essen warst. Da wollte ich nach dir schauen." Leicht muss ich lächeln wegen Jakes süßer Fürsorge. ,,Danke, aber bei mir ist alles okay. Gibt es noch was zu essen?" ,,Bestimmt. Aber vielleicht solltest du dir noch was anderes anziehen." Mein Blick geht an mir runter, und ich bemerke, dass ich nur in Shirt dastehe." ,,Du hast Recht. Gibt mir zwei Minuten." Ich schließe die Tür wieder und ziehe mir rasch Unterwäsche an. Dazu ein bequemer Pulli und eine Leggins. Zum Schluss flechte ich meine Haare zu einem schnellen Zopf und öffne dann erneut die Türe. Immernoch steht Jake davor. ,,Bereit?" ,,Ja. Ich bin am verhungern", rufe ich theatralisch und springe die Stufe runter. ,,Na dann, nicht, dass du noch von Fleisch fällst", grinst er und wir machen uns auf den Weg.

Nachdem ich gesättigt und zufrieden bin, will ich aber noch nicht schlafen gehen. Also gehe ich einfach los und setze mich abseits des Sets in die Natur. Einfach mal die Stille genießen und abschalten. Am Set ist es oft so stressig und laut. Natürlich macht mir die Arbeit großen Spaß, aber es sind eben viele Leute da und deswegen ist die Geräuschkulisse recht hoch. Dann ist es schön, wenn man einfach mal nur den Wind rauschen hört. ,,Wusste ich doch, dass ich dich hier finde." Genervt verdrehe ich die Augen. Ich mag ihn wirklich, aber gerade will ich mit niemanden reden sondern einfach nur die Ruhe genießen. ,,Hey", erwieder ich und zwinge mich zu einem Lächeln. ,,Willst du lieber alleine sein?" ,,Ist schon okay. Solange du mich nicht zuquascht." ,,Ich doch nicht", grinst er schief. ,,Ich hab mich dran gewöhnt, dass du nervig bist." ,,Hör auf immer so frech zu mir zu sein", beschwert er sich und piekt mir in die Seite. ,,Wirst du wohl aufhören", weise ich ihn scherzhaft zurecht. ,,Ich entschuldige mich aufrichtig", meint er ironisch und streichelt über die Stelle, wo er mich zuvor gepiekt hat. Danach lässt er seine Hand aber einfach dort liegen. Sofort durchströmt mich ein unwohles Gefühl. Jedoch versuche ich mir nichts anmerken zu lassen. Vielleicht meint er das einfach nur freundschaftlich. ,,Mich interessiert da mal ne Sache", beginnt er auf einmal. ,,Hau raus", antworte ich, hoffe mich so ablenken zu können. Seine Hand dort fühlt sich einfach nicht gut an. ,,Wie ist es eigentlich Nick zu küssen? So ohne Gefühle kann ich mir das gar nicht vorstellen." Warum fragt er sowas? Das hat ihn doch einfach nicht zu interessieren. ,,Es ist halt normal. Mein Job. Julian küsse ich schließlich auch. Und klar ist Nick echt heiß, aber er hat eine Frau und ein Kind. Bei sowas fühlt man dann halt eben nichts." ,,Hattest du eigentlich schon mal einen Freund?" Leise seufze ich. Eigentlich geht es Jake wirklich nichts an. Aber ich will auch nicht unhöflich sein. ,,Nein. Und momentan will ich auch keinen." ,,Warum?" ,,Ich habe alles was ich brauche. Und einfach keine Zeit und Lust für eine Beziehung." ,,Würdest du es nicht mal versuchen?" ,,Nein, Jake", antworte ich mit Nachdruck. ,,Auch nicht, wenn du Gefühle hättest?" Genervt sehe ich ihn an. ,,Ich habe keine Gefühle für irgendwen. Was soll das Ganze?" ,,Du hast es also nicht gemerkt", stellt er enttäuscht fest. ,,Was gemerkt? Rede endlich Klartext." ,,Meine Gefühle für dich. Ich mag dich echt gerne Mila. Mehr als nur Freunde." Tief atme ich aus. Passiert das gerade wirklich? ,,Jake, ich kann diese Gefühle nicht erwiedern. Schlag dir das bitte aus dem Kopf." Verzweifelt greift er nach meinen Händen. ,,Das kann ich nicht." Das geht mir zu weit. Schnell ziehe ich meine Hände aus seinem Griff und springe auf. ,,Du bist doch durchgeknallt." ,,Wieso kannst du meine Liebe nicht erwiedern?" Das wird langsam echt gruselig. Auch Jake steht auf. ,,Weil ich dich nicht liebe. Das geht nunmal nicht auf Knopfdruck. Und du kannst mich überhaupt nicht lieben, dafür kennst du mich nicht gut genug." ,,Das stimmt doch gar nicht. Ich weiß das du mich liebst." Langsam gehe ich zurück, als er näher kommt. ,,Du solltest jetzt besser gehen." Meine Stimme zittert leicht. ,,Wieso? Hast du Angst vor mir?" ,,Verdammt ja. Du führst dich auf wie ein Irrer." Ich weiche noch einen Schritt zurück und knalle mit dem Rücken gegen einen Baum. Mit großen Augen sehe ich mit an, wie er näher kommt. Unbeweglich stehe ich da, nicht fähig auch nur irgendwas zu tun. Was ist los mit ihm? So kenne ich ihn gar nicht. ,,Vielleicht lernst du mich lieben." ,,Hör auf damit", rufe ich und versuche die Tränen zu unterdrücken. Erinnerungen kommen hoch. Erinnerungen an Christian und seine kranken Sachen, die er getan hat. ,,Ich nehme mir, was mir zusteht." ,,Dir steht gar nichts zu." Dicht vor mir bleibt er stehen, drückt mich fester gegen den Baum. ,,Bitte", wimmer ich. Mit seiner Hand packt er mein Kinn und zwingt mich ihn anzusehen. ,,Du wolltest es so. Es wäre auch ohne Zwang gegangen. Weißt du, wie lange ich das schon machen will?", raunt er gegen meine Lippen. Bevor ich weiß was passiert, presst er seine Lippen auf meine. Verzweifelt versuche ich ihn wegzudrücken, aber er ist zu stark. Als ich eine Hände unter meinen Pulli spüre, kommt Leben in mich. Mit voller Wucht ramme ich ihm mein Knie zwischen die Beine. Meine Sicht und verschwommen, das Adrenalin gibt mir ungeahnte Kräfte. So fest ich kann, stoße ich ihn weg. ,,Du Miststück, dafür wirst du bezahlen", keucht er schmerzerfüllt und sinkt auf die Knie. Dann setzt mein Fluchtreflex ein. Schneller als ich es jemals geschafft habe, renne ich los. Getrieben vom Angst und Adrenalin stolper ich durch die steinige Landschaft. Die Bäume verschwinden und die ersten Umrisse vom Set sind zu sehen. Atemlos renne ich weiter. Meine Lunge sticht und meine Beine brennen, aber ich bleibe nicht stehen. Vielleicht verfolgt er mich. Tränenüberströhmt stoppe ich jedoch, als ich die ersten Wohnwagen sehe. Wo soll ich überhaupt hin? In meinem Wohnwagen wird er doch zuerst suchen. Wer weiß, was er mit mir anstellt. Getrieben von der Angst, dass er mich einholt renne ich wieder los. Schließlich halte ich am ersten Wohnwagen an, der mir bekannt vorkommt.

Ein Traum wird wahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt