Kapitel 59

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Mit fetten Augenringen und schlechter Laune sitze ich am Frühstückstisch. Nick ist schon abgereist und auch Ryan hat sich auf den Weg gemacht. Nur Orlando leistet mir noch Gesellschaft. Julian und Harry haben beschlossen, auf meinem Zimmer zu frühstücken. Somit blieb mir nichts anderes übrig als Übergangsweise zu Orlando zu ziehen. Ich hab mir nur kurz ein paar Sachen rausgeholt, meinem besten Freund den Mittelfinger gezeigt und bin wieder abgedampft. Da unser Flug erst heute Abend geht, muss ich noch ein bisschen Zeit totschlagen. Und das geht am besten mit shoppen oder im Wellnessbereich. Orlando muss erst in drei Stunden los und wir haben uns eine Massage gebucht. Perfekt um etwas zu entspannen. Genüsslich schiebe ich mir das Rührei in den Mund. Das Essen hier ist einfach göttlich. ,,Du musst mich unbedingt Mal besuchen kommen. Flynn hört gar nicht mehr auf von dir zu reden. Ständig fragt er, ob du Mal kommen kannst." ,,Dann richte ihm aus, dass ich die nächste Möglichkeit nutzen werde euch zu besuchen." ,,Der wird vor Freude in die Luft gehen." Die Aussage bringt mich zum grinsen in hebt meine Stimmung etwas. ,,Bist du fertig?", frage ich mit Blick auf seinen leeren Teller. ,,Ja. Ich hab mich schon längst überfressen. Lassen wir uns etwas verwöhnen, oder?" ,,Aber sowas von", stimme ich zu.

,,Ich sag's dir Mila, der hat Kraft in seinem Becken." ,,Julian. Es reicht. Ich will das alles nicht wissen, okay? Es reicht mir was ich letzte Nacht gesehen und gehört habe. Ich will nicht wissen was ihr für perverse Dinge im Bett macht." ,,OK, ok, ist ja schon gut. Dann bin ich jetzt still." ,,Na endlich", seufze ich erleichtert auf. Er bietet mir einen seiner Kopfhörer an, den ich dankend annehme. Und so sitzen wir nebeneinander, höre Musik, schauen aufs Rollfeld und warten darauf, dass unser Flug losgeht. Ich lasse die gesamten letzten Monate nochmal Revue passieren. Meine riesige Freude, als ich die Zusage zur Rolle erhalten habe. Die Ankunft vom Script, der ich sehr hingefiebert habe. Dann mein letzter Musicalauftritt, das Koffer packen. Diese unglaubliche Vorfreude auf das Bevorstehende. Ein Kribbeln breitet sich in meinem Bauch aus, als ich an die Zeit zurück denke. Dann, als ich endlich in den Flieger steigen durfte und vor Aufregung fast geplatzt bin. Mein erstes Treffen mit Link und die Ankunft am Set. Wie ich die Chaoten kennenlernte, die jetzt, trotz des Altersunterschieds, zu unfassbar guten Freunden geworden sind. Der erste Dreh am Set. Und dann läuft alles immer schneller in meinem Kopf ab. Wie ich mich einlebte, vor der Kamera besser geworden bin, die ganzen Erinnerungen, die ich hoffentlich niemals vergessen werde. Doch die positiven Erinnerungen sind natürlich auch mit negativen verbunden. Jake kommt zurück in mein Gedächtnis und das, was er mir angetan hat. Ich bin ganz gut drüber hinweg gekommen, schließlich hat er mich nicht richtig vergewaltigt oder mir weh getan. Trotzdem ist das nicht zu tolerieren und ein absolutes No-Go. Und ich bin froh, dass Dough so gut reagiert hat und ihn direkt gefeuert hat. Ich lege meinen Kopf auf Julians Schulter und schließe müde die Augen. Der Schlafmangel von gestern macht sich bemerkbar. Gleich im Flugzeug werde ich erstmal ein paar Stunden schlafen.

Müde stehe ich neben Julian am Flughafen und warte darauf, dass seine Mutter uns abholt. Auch wenn ich fast den ganzen Flug verpennt habe, fühle ich mich nicht wirklich besser. Ich brauche etwas Gutes zu Essen und dann mein Bett. Gedankenlos starre ich aus dem Fenster und schaue mir die bekannte Landschaft an. Und kann es kaum erwarten später noch zu meinen Pferden zu fahren. Ich liebe sie einfach über alles und selbst wenn ich nur ein paar Tage weg war möchte ich am liebsten direkt zu ihnen, um auszureiten oder einfach nur mit ihnen in der Sonne auf dem Paddok zu liegen und die Zeit zu genießen. Für mich gibt es nichts schöneres. Diesbezüglich kommt das Musical auch erst an zweiter Stelle, auch wenn es direkt dahinter kommt und ich die Bühne liebe. Aber meine Pferde sind alles für mich. ,, Fährst du später noch zum Stall?", reißt mich Julian aus meinen Gedanken. ,,Ja. Willst du mitkommen?" ,,Ja warum nicht. Bisschen frische Luft nach dem langen Flug schadet ja nicht." ,,Okay. Aber ich muss erst noch was Essen und dringend ein paar Stunden schlafen." ,,Ja das hört sich gut an", grinst mein bester Freund und lehnt sich wieder zurück an seinen Sitz.

Ein Traum wird wahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt