Reiten und Bogenschießen - Kapitel 15

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Abends am Feuer verteilte Chico Bohnen an die Männer. Er hatte sich sofort freiwillig als Koch gemeldet, als er hörte, dass die schöne Schwarze den Viehtrieb begleiten würde. Wie gewohnt half er Pumba mit dem Gepäck und bedauerte jeden Morgen, dass er ganz allein an der Spitze, weit vor der Herde reiten musste, während sie ganz am Ende lief. Traf sie endlich am Nachtlager ein, half er ihr schnell beim Abladen und gab ihr immer einen besonders großen Teller Bohnen.

Rabe und Stab konnten diese Bohnen nicht mehr sehen. Ihre Mägen rebellierten, sie hatten den ganzen Tag Blähungen und wollten endlich wieder Fleisch essen. Da es in dieser Gegend kaum Wild gab, schossen sie auf jeden Vogel, der vor ihnen aufflog. Chico war darüber nicht begeistert, denn diese Vögel bedeuteten für ihn zusätzliche Arbeit, aber die anderen Männer freuten sich über die Abwechslung in ihrem Speiseplan. Rabe war mit seinem Jagderfolg überhaupt nicht zufrieden.

Zu Fuß hätte er viel mehr Vögel schießen können. Jedes Mal, wenn sein Pferd einen Vogel aus dem Gras aufscheuchte, musste er anhalten und konnte erst dann schießen, wenn das Pferd still stand. Dadurch waren ihm bereits etliche Vögel entgangen. Es dauerte einfach zu lange, bis das Pferd ruhig stand.

Deshalb übte er verbissen, die Vögel zu treffen, während sein Pferd noch in Bewegung war. Doch so langsam er auch ritt und so oft er auch schoss, es wollte ihm einfach nicht gelingen. Er war nicht in der Lage, sich an die Bewegungen des Pferdes anzupassen. Deshalb hörte er an einem Abend erstaunt zu, als Jorge dem neuen Patrón Don Carlos von einer Schlacht in Spanien erzählte.

„Wir haben sie erwartet und uns hinter unseren Lanzen und Schilden verbarrikadiert. Die Mauren sind auf uns zu geritten, als wollten sie unsere Linie durchbrechen. Dann haben sie kurz vor unseren Lanzen ihre Pferde nach rechts herumgerissen und im vollen Galopp ihre Pfeile auf uns abgeschossen. Sie haben auf unsere Gesichter gezielt und fast jeder Schuss hat getroffen! Die Überlebenden dieses Angriffs waren auch nicht faul und haben mit ihren Armbrüsten geantwortet und so haben wir so manchen dieser Hunde aus dem Sattel geholt. Aber wenn unsere Kanonen nicht eingegriffen hätten, wäre ich heute nicht hier. Dann hätten sie uns niedergemacht."

Rabe war wie vor den Kopf geschlagen. Wer waren diese Mauren und wie hatten sie es geschafft, mit ihren Bögen im vollen Galopp zu schießen und auch noch sicher zu treffen? Er wollte Jorge unbedingt allein über die Mauren, diese merkwürdigen Feinde der Spanier befragen, ohne dass Don Carlos dabei war.

Don Carlos nahm Jorge und Beatriz an diesem Abend vollkommen in Beschlag. Er war besonders der jungen Frau gegenüber sehr zuvorkommend und versorgte sie mit Chicos Bohneneintopf, schenkte ihr Wasser ein und stellte eine Menge Fragen. Besonders der unauffindbare Bräutigam von Señorita Beatriz interessierte ihn.

Rabe mochte Don Carlos nicht. Dieser hochmütige Spanier schaute durch jeden Indianer hindurch, als wäre er gar nicht da. Besonders ekelhaft fand er sein kriecherisches Verhalten Beatriz gegenüber. Er konnte einfach nicht verstehen, warum dieser Mann sich einer Frau gegenüber benahm wie ein Hund.

Er war doch nicht ihr Sklave, wie Pumba! Jorge war kein richtiger Sklave, das hatte er bereits herausgefunden, aber ganz frei war der alte Mann auch nicht. Für einen Mann aus dem Grasland war dieses merkwürdige Beziehungsgeflecht der Spanier nur schwer zu durchschauen.

Gerade wollte er zu seinem Pferd gehen, da packte Beatriz eine Seitenflöte aus und spielte am Feuer ein wunderschönes Lied. Pumba saß auf einer Kiste und schlug mit den Händen wie auf einer Trommel an einer Seite der Kiste den Takt dazu. Jeder konnte hören, dass die beiden sehr gut miteinander harmonierten und Don Carlos wunderte sich, dass Beatriz nicht jeden Abend für sie spielte. Er setzte sich in ihre Nähe und himmelte sie an, während Rabe die Gunst der Stunde nutzte.

Wie zufällig setzte er sich zu Jorge und reichte dem alten Mann einen gebratenen, aber kalten Vogel.

„Vielen Dank, Rabe! Woher wusstest du, dass mir die Bohnen zu den Ohren herauskommen?"

Wie der Große Geist den Indianern das Pferd schenkteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt