Don Bosco - Kapitel 8

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Don Bosco ließ seine Vaqueros nicht aus den Augen. Er hatte seinen riesigen Sombrero in den Nacken geschoben und stieg aus Höflichkeit von dem Zaun herunter, um die beiden Männer und die junge Frau zu begrüßen. Dabei klirrten seine Sporen. Er deutete eine kleine Verbeugung vor dem Pater und der jungen Dame an. Den alten Haudegen mit seiner Augenklappe beachtete er nicht.

Pater Diego trat einen halben Schritt vor. „Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr Don Bosco seid? Wir haben in der Schmiede gehört, dass ihr die Pferde des Vizekönigs nach La Margarita ins Innere des Landes bringen werdet. Da wir ebenfalls in diese Richtung wollen und einen erfahrenen Führer suchen, würden wir uns gern anschließen, wenn es euch recht ist. Könnt ihr uns zumindest sicher über die Berge bringen?"

„Natürlich kann ich euch mitnehmen, aber ihr werdet noch warten müssen. Einige Schiffe haben mit dem Entladen der Pferde noch nicht einmal angefangen und es kommen immer neue Schiffe dazu. Wenn ihr Glück habt, bekommt ihr eine Unterkunft in Veracruz und könnt dort warten bis ich alle Pferde zusammen habe. Wenn ihr keine Unterkunft bekommt, werdet ihr genau wie wir im Freien übernachten müssen."

Pater Diego lächelte den Mann an. „Macht euch um uns keine Gedanken, der Herr sorgt für die Seinen." Er war froh, dass er eine so gute und sichere Reisebegleitung in die Hauptstadt gefunden hatte und mit seiner Bibel würde ihm die Zeit des Wartens nicht lang werden.

Noch ein paar weitere Tage in Veracruz zu bleiben, war auch Jorge, dem alten Soldaten, ganz recht. Ihm hatten die Spelunken in der Stadt gefallen. Dort würde er sicher etwas zu trinken bekommen und auch eine Unterkunft für sich und seine Schutzbefohlene finden.

Beatriz fand sich nur widerwillig damit ab. Sie wollte endlich ihren Bräutigam sehen. Alberto war der Sohn eines Freundes ihres Vaters. Die beiden Väter hatten die Hochzeit ihrer Kinder bereits vor vielen Jahren beschlossen. Aber warum war Alberto nicht hier in Veracruz, um sie abzuholen? Hatte ihr Brief ihn nicht erreicht? Beatriz verdrängte die Sorgen aus ihrem Kopf und wandte sich Don Bosco zu.

„Ich habe noch ein wenig Gepäck und eine Sklavin. Das wird doch keine zusätzliche Mühe machen?"

Don Bosco schob seinen Hut noch weiter in den Nacken und schaute Beatriz und ihre beiden Begleiter zum ersten Mal etwas länger an. Die junge Frau war recht hübsch, mit ihren langen, blonden Haaren und ihrem sehr weiten, dunklen Reitkleid. Der große, hagere Kerl war bestimmt ein alt gedienter Soldat. Er trug ein altes, deutsches Bastardschwert, einen Anderthalbhänder aus dem letzten Jahrhundert und konnte ganz sicher damit umgehen. Mit seiner Augenklappe sah er verwegen aus.

Der merkwürdigste in diesem Trio war der blasse Pater mit seinem spärlichen dunklen Bart. Noch nie hatte Don Bosco einen Geistlichen in einer so schmutzigen Kutte gesehen. War das etwa getrocknete Kotze auf seinem schwarzen Habit? Wie es aussah, lagen die schmutzigen Flecken in mehreren Schichten übereinander. Der Mann stank schlimmer als seine eigenen Füße, wenn er die Stiefel nach einem langen Ritt auszog.

„Ich kann euch nur drei Pferde und ein Muli geben. Wir brauchen unsere wenigen Packpferde selbst. Was ihr nicht mitnehmen könnt, werdet ihr hier lassen müssen."

Beatriz konnte es nicht fassen. Was erlaubte sich dieser Kerl? Sie brauchte doch ihre Aussteuer und die Geschenke ihrer Eltern für ihren Bräutigam! Auf ihre Kleider und vor allem auf ihr Hochzeitskleid konnte sie doch nicht verzichten! Das Gepäck einfach hier zu lassen, war nicht akzeptabel.

„Ihr habt hier doch so viele Pferde! Die können mein Gepäck doch problemlos tragen!"

Der Mann brummte genervt. „Die Pferde sind noch nicht einmal zugeritten. Sie haben eine beschwerliche Schiffsreise hinter sich und ich habe keine Zeit ihnen beizubringen, was ein gutes Packpferd wissen muss."

Wie der Große Geist den Indianern das Pferd schenkteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt