Rabe grinste in die Runde. „Stab und ich werden euch zeigen, wie man auf diesen Tieren reitet. Ihr werdet euch schneller bewegen als der Wind! Ihr werdet euch auch nicht länger von Wurzeln, Würmern, Insekten und Eidechsen ernähren, sondern jeden Tag Büffelfleisch essen. Wir werden euch beibringen, im vollen Galopp Büffel zu erlegen. Glaubt mir, auf die Frauen kommt eine Menge Arbeit zu! Sie werden sehr viel Fleisch schneiden und sehr viele Felle gerben. Von heute an wird sich euer Leben vollkommen ändern."
Rabe war unglaublich stolz. Er hatte noch immer nicht bemerkt, was da hinter seinem Rücken vor sich ging.
Stab hingegen sah, wie Schlangenhand mit seinen Freunden leise diskutierte. Er war sich ganz sicher, die bereiteten etwas vor. Zu gern hätte er Rabe gewarnt, doch wenn er mit den Händen sprach, dann konnte auch jeder andere sehen, was er sagte. Also stieß er ihn nur kurz an und deutete auf Schlangenhand. Doch Rabe sah nur kurz auf den wütenden Krieger und ignorierte Stabs Warnung.
Weiße Antilope saß an ihrem Platz in der Nähe des Raben und fühlte sich sehr unwohl. Sie verstand kaum ein Wort und überall war dieser Gestank! Die Menschen waren so schmutzig, so anders, so unzivilisiert und so wild! Es war einfach nur schrecklich und Weiße Antilope wünschte sich weit, weit weg von diesem Ort.
Sie beobachtete einen Hund, der zwischen den Menschen hin und her lief und nach Abfällen suchte. Direkt neben einem Kind hockte er sich hin und schiss in den Sand. Niemand beachtete den dreckigen Köter, niemand jagte ihn davon. Sie konnte es nicht fassen und weil sie wusste, dass Kinder sich alles in den Mund stecken, erwartete sie, dass auch dieses Kind gleich von dem frischen Kackhaufen naschen würde.
Mit einem harten Blick erzählte Rabe weiter. „Die Spanier wissen viele Dinge, von denen wir nichts wissen. Aber es gibt auch viele Dinge, die wir wissen und von denen die Spanier keine Ahnung haben. Wir haben oft erlebt, dass sie vollkommen hilflos waren und fast gestorben wären. Dabei hätten sie nur auf das Land hören müssen. Sie waren schrecklich dumm und sehr bösartig.
Aber nicht alle Spanier sind bösartig und gemein. Am Strand von Veracruz haben wir einen sehr freundlichen Spanier kennengelernt. Mit ihm und den Pferden sind wir gemeinsam durch das Land gezogen. Genau an diesem Strand haben wir auch diese beiden schönen Frauen zum ersten Mal gesehen."
Rabe schenkte ihnen ein stolzes Lächeln.
„Unterwegs hat Felipe uns das Reiten beigebracht und uns viel über die Pferde erzählt. Aber ich glaube, selbst wenn ich einmal so alt bin wie Adlereule, werde ich niemals so viel über diese herrlichen Tiere wissen, wie dieser Pferdemann." Freundschaftlich legte Rabe dem Gefährten die Hand auf die Schulter und Felipe lächelte.
Pumba schaute sich in ihrem neuen Dorf um und ihre Gedanken schweiften ab. Diese Menschen lebten vollkommen anders als die Spanier. Sie aßen nicht von einem Teller und sie trugen auch keine Kleider aus gewebtem Stoff. Sie aßen Büffelfleisch, aber auch Schlangen, Eidechsen, Würmer, Insekten und noch viel häufiger Wurzeln und Früchte. Sie trugen Felle oder gingen nackt, aber in ihren Augen waren es keine dummen Wilden.
Sie sah so viel Klugheit in den Augen und freute sich auf die Zukunft. Ein Mädchen rückte leise näher und bat darum, ihr Kind einmal zu halten. Pumba lächelte und gab ihr den Kleinen Chico für einen Moment. Glücklich sah sie, wie sorgsam die Kleine mit ihrem Sohn umging und wie sie ihn hielt. Für einen Moment hatte sie nicht zugehört und erst als der Kleine Chico wieder in ihren Armen lag, folgte sie wieder den Worten des Raben.
„... bewahrte uns dieser mächtige Zauber davor, dass die Spanier in unsere Herzen schauen. Er war wirklich sehr nützlich und hat unser Leben mehr als nur einmal gerettet. Doch jetzt brauchen wir die Zauberkreuze nicht länger. Der Händler hat uns damals gesagt, dass wir sie unserem Eulenmann geben sollen und dass er wissen wird, was er damit tun muss."
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Wie der Große Geist den Indianern das Pferd schenkte
Fiksi SejarahZwei junge Krieger hören von einem Händler eine unglaubliche Geschichte, von Männern mit Haaren im Gesicht, die in der Lage sein sollen auf großen Tieren zu reiten. Noch halten sie diese Geschichte für eine Lüge. Trotzdem machen sie sich auf die Suc...