„Verzeiht mir, Señorita Beatriz und bitte denkt nicht schlecht von mir, weil ich so neugierig bin. Aber ich frage mich die ganze Zeit, warum euer Bräutigam in die Neue Welt gegangen ist, wenn eine solche Schönheit wie ihr, zu Hause auf ihn wartet?"
Beatriz war geschmeichelt und auch ein wenig betroffen. Sie schaute Don Carlos von der Seite an und überlegte, ob sie ihm diese Frage überhaupt beantworten sollte.
„Als Alberto in die Neue Welt ging, war ich noch ein Kind. Unsere Eltern hatten unsere Heirat bereits Jahre zuvor vereinbart. Wir haben als Nachbarn gelebt und sind praktisch miteinander aufgewachsen. Ich glaube, solange wir Kinder waren, hat er in mir nur so etwas wie eine kleine Schwester gesehen und konnte sich wohl nicht vorstellen, dass eines Tages eine erwachsene Frau aus mir wird."
Sie war rot geworden und wagte einen schnellen Blick auf ihren Busen, den Don Carlos amüsiert registrierte. Von diesen vollen Brüsten träumte er jede Nacht.
„Ich frage mich nur, warum ist er nicht zurückgekommen, nach dem er hier sein Glück gemacht hat?", fragte Don Carlos mit einem ganz kleinen Lächeln auf seiner Unschuldsmiene.
„Ihr habt die Frage gerade selbst beantwortet, er hat hier in diesem Land sein Glück gemacht!" Beatriz stand auf, drehte Don Carlos den Rücken zu und ging zu Pumba und ihrem Gepäck. Das wurde ihr doch ein wenig zu persönlich. Außerdem hatte sie sich diese Frage selbst schon oft gestellt. Warum war Alberto nicht zurückgekommen? Er schrieb seinen Eltern jedes Jahr zwei lange, sehr liebe Briefe, aber nie erwähnte er sie darin auch nur mit einem Wort.
Er sehnte sich nicht nach ihr und er wollte nicht wissen, wie es ihr ging. Hatte er am Ende eine andere? Sie hielt inne und weigerte sich, diesen Gedanken in seiner Konsequenz zu Ende zu denken. Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein!
Wie würde sie da stehen, wenn er... Nein! Das war undenkbar! Sie kannte ihn doch und wusste, welch guten Charakter er hatte! Das würde er seinen Eltern und ihr niemals antun! Das waren nur Hirngespinste und so bald sie ihn endlich traf, würde sich alles aufklären! Sie setzte sich auf eine ihrer Kisten, zwang sich ruhig zu atmen und schaute minutenlang ins Feuer.
Pumba war besorgt, so hatte sie Beatriz lange nicht gesehen. „Ist alles in Ordnung, Herrin?"
Beatriz stand auf und sah, wie Don Carlos sein Pferd bestieg. Wo wollte der denn heute Abend noch hin?
„Kann ich etwas für euch tun, Herrin?"
„Ach, halt den Mund! Mach mir mein Nachtlager zurecht!"
Sie rollte sich in ihre Decke und versuchte die trüben Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen. Erst Stunden später schlief sie ein und bemerkte nicht, wie Don Carlos zurückkam, zu Felipe ging und ihn wachrüttelte. „Nimm dir einen Mann und suche vier gute Pferde aus. Die bringst du mir dort hinüber an den alten Baum, an dem wir vorhin vorbeigeritten sind. Los!"
Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zu seinem Pferd. Langsam ritt er hinaus in die Nacht. Felipe hätte ohnehin gleich seinen Kontrollgang machen müssen und erhob sich. Er bestieg sein Pferd und ritt zur Herde. Dort traf er Rabe auf seiner Pferdewache und erzählte ihm von dem merkwürdigen Befehl des Patróns.
„Wir müssen vier Pferde zu dem alten Baum bringen. Dort wartet Don Carlos auf uns. Der Saukerl hat bestimmt einen Kunden! Er wird ihm unsere Pferde verkaufen und das Geld in die eigene Tasche stecken. Vier Pferde! Kannst du dir vorstellen, was für ein Vermögen das ist?"
Rabe hatte keine Ahnung, wovon Felipe sprach. Ihm waren solche Worte wie Geld und Vermögen vollkommen fremd. Es gab immer noch so vieles, was er in diesem Land nicht verstand. Er wusste nur, dass Felipe stinksauer war, weil Don Carlos ihm ein paar seiner Pferde wegnahm. Das konnte er gut verstehen, denn auch ihm waren die Tiere ans Herz gewachsen. Gemeinsam suchten sie in der Dunkelheit vier minderwertige Hengste aus und trieben sie langsam zu dem alten Baum. Don Carlos nahm sie in Empfang. Er war mit zwei fremden Spaniern dort und diese Männer hielten sich im Schatten des Mondes, sodass die Indianer ihre Gesichter nicht sehen konnten.
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Wie der Große Geist den Indianern das Pferd schenkte
Fiksi SejarahZwei junge Krieger hören von einem Händler eine unglaubliche Geschichte, von Männern mit Haaren im Gesicht, die in der Lage sein sollen auf großen Tieren zu reiten. Noch halten sie diese Geschichte für eine Lüge. Trotzdem machen sie sich auf die Suc...