Warten und Hoffen

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Michael Naseband rannte eiligst die Treppen zum ersten Stock des Münchner Allgemeinklinikums hinauf und stieß dabei beinahe eine Krankenschwester um. Hastig entschuldigte er sich und lief weiter, bis er eine junge Frau im Wartebereich erblickte. Schwarzes, langes Haar, höckerige Nase, eine moderne Hornbrille und ziemlich unkonventionelle Kleidung.

Sie wurde von seiner langjährigen Kollegin, Alexandra Rietz, getröstet und Michael sah der blonden Oberkommissarin deutlich an, wie viel Mühe sie sich gab, selbst die Fassung zu bewahren.

„So hattest du dir deinen ersten Einsatz bestimmt nicht vorgestellt, was Schimke?", begann Michael und machte so auf sich aufmerksam. Tatsächlich sahen die beiden Frauen ihn an und die Angesprochene, die neue Kriminalkommissarin Johanna Schimke, nickte langsam.

„Nicht unbedingt, nein", entgegnete sie heiser und atmete kurz durch, „also entschuldige den Regenbogenpullover und die zerrissenen Jeans. War meine Kleidung für nach der Arbeit heute Abend. Die blutverschmierten Sachen habe ich", sie räusperte sich, „bereits einem Kollegen der KTU übergeben, der bereits hier war!"

Aufmunternd, strich Alex ihrer neuen, jungen Kollegin über den Oberarm und Michael nickte langsam.

„Robert und Dani sind in Philipps Wohnung und leiten vorerst die Ermittlungen, bis wir wissen, wie es um Philipp steht. Natürlich wollen sie über jegliche Neuigkeit informiert werden. Wir bleiben erst mal hier und warten ab...und wir bräuchten deine Aussage." Der letzte Teil von Michaels Erklärung war beinahe geflüstert, doch Johanna nickte sofort.

„Natürlich.", fügte sie ihrer Geste hinzu und erblickte im Augenwinkel, wie Alex ihr Handy zur Aufnahme hervorholte.

Da ansonsten niemand in dem Raum war, konnten sie die Aussage im Warteraum aufnehmen.

„Philipp rief mich an kurz nachdem ich aufgewacht war. Sein Wagen wäre ausgestiegen und da wir zusammen heute Dienst hätten wäre er froh, wenn ich ihn aufgabeln könnte", begann Johanna, „Es liegt ja auf meinem Weg, also habe ich sofort zugesagt und machte mich ganz normal fertig gemacht. Ich fuhr hin und wartete zuerst im Auto.

Da er aber nicht runterkam begann ich mir Sorgen zu machen und hörte auf mein Bauchgefühl; ging hoch und noch bevor ich klingeln konnte, erblickte ich das Blut auf der Fußmatte und wie die Türe einen Spaltweit offen war. Ich zog die Waffe, öffnete die Türe und...nach Sicherung der Räume fand ich ihn im Wohnzimmer. Blutüberströmt und schwer atmend. Er hatte Abwehrverletzungen an den Armen, eine Schnittwunde am Kopf und zwei Messerstiche. Einer im Brustbereich und einen im Bauch. Ich habe sofort alles gepackt was ich zur Blutstillung gebrauchen konnte, rief den Notruf und kümmerte mich um ihn.

Die Fahrt hierhin ist verschwommen, ich hätte eigentlich nicht mit dem Wagen hinterherfahren sollen. Doch die Sanitäter brauchten jeden erdenklichen Platz den sie hatten, um richtig arbeiten zu können. Ich kam erst richtig wieder zu mir, als eine Schwester gut auf mich zusprach und mir empfahl, die Kleidung zu wechseln und das Blut abzuwaschen...kurz danach war dann schon Alex hier."

„Konnte dir Philipp noch was sagen?"

„Nein, leider nicht. Seine Lunge war dabei zu kollabieren...an Reden war da kaum zu denken", antwortete Johanna, Michael ehrlich und hörte, wie Alex neben ihr tief seufzte.

„Gott sei dank, hast du auf dein Bauchgefühl gehört. Wer wüsste, was sonst passiert wäre", sagte die Ältere dennoch sanft, als Johanna leicht wässerige Augen bekam und auch Michael klopfte ihr zustimmend auf die Schulter.

„Ist er noch im OP?"

Johanna sowie Alex nickten auf Michaels Frage. „Jedenfalls gemäß letztem Stand als ich angekommen bin. Das ist aber auch schon wieder ‚ne halbe Stunde her.", erklärte die Blonde und Michael verschränkte die Arme.

K11 - Die Jagd ist eröffnet // German fanfiction //Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt