Rosarote Brille

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Johanna schloss die Augen und bereitete sich schon auf ihr frühes Ende vor, als ein Schuss erklang.
Mit lautem Schrei kippte Nadia nach hinten und alsbald sich ihre Knie von Johanna lösten, öffnete diese die Augen wieder und richtete sich auf um zu sehen was geschehen war.
Kauernd sowie zitternd lag Nadia auf der Seite und hielt sich die Schulter. Zwischen den Fingerritzen der Krankenschwester spritze Blut hervor.
„Scheissbullen!", jammerte Nadia und Tränen sammelten sich in ihren Augen.
„Dani, schnapp sie dir und bring sie in die Notaufnahme. Und sieh zu, dass sie dir nicht entwischt!", erklang Michaels Stimme und Johanna sah, wie ihre Kollegin an ihr vorbei lief und Nadia am unverletzten Arm packte und hoch zog.
„Nadia Niederhauser, ich verhafte Sie wegen versuchten Mordes an Kriminaloberkommissar Philipp Stehler, schwerer Körperverletzung an Kriminalkommissarin Johanna Schimke, sowie den weiteren geplanten, versuchten Morden an Michael Naseband und Alexandra Rietz!", sprach Dani eiskalt hinunter und ignorierte auch den frustrierten Schrei von Nadia, die sich loszureißen versuchte, doch Dani zog sie unbeeindruckt hinter sich her.
„Mein Freund wird euch alle kriegen!"
„Ihr Freund ist unten im Polizeiwagen gefesselt mit Handschellen. Ein Kollege passt von uns auf! Ihr Spiel ist vorbei!", knurrte Michael zurück und als Johanna sich umdrehte sah sie, wie Robert seine Waffe einsteckte und auf sie zukam.
Seine blauen Augen sahen sie besorgt an und er kniete sich neben ihr hinunter, während sie sich aufsetzte und an die Wand lehnte.
Dabei sah sie die blutige Jeans und schmeckte das Blut an ihren Lippen.

„Wenn das so weitergeht, muss ich mir einen riesen Vorrat an Kleider kaufen. Blut lässt sich einfach nicht rauswaschen", keuchte Johanna mit einem Lächeln und hörte, wie Michael nach Hilfe rief.
„Mit deinem Gesicht könntest du Freddy Krüger momentan aber auch Konkurrenz bieten", murmelte Robert mitfühlend und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„N' Horrorfilmfan und noch ein Kenner. Das hört man gerne...Guter Schuss im Übrigen. Und zur rechten Zeit. So wie die drauf war, hätte die mir das Skalpell sicher zwischen die Augen gerammt. Danke, du hast mir gerade das Leben gerettet!" Das Danke von Johanna war sanft und freundlich ausgesprochen, worauf Robert ebenso ein Lächeln nicht verkneifen konnte.
„Ich kann mich nur bedanken", begann er, „ohne deine Nachricht hätte Nadias Freund mich und Max kalt erwischt."
„Hat er irgendwas gesagt?", fragte Johanna neugierig und Robert zuckte mit den Achseln.
„Nur dass er seiner Freundin helfen wollte. Scheint selbst auch nicht gerade mental auf der Höhe zu sein und dann noch die rosarote Brille auf...Im Gegensatz zu Nadia ließ er sich jedoch problemlos festnehmen. Er hat den Angriff auf Philipp gestanden und wir haben die Bisswunde neben seinem Tattoo gefunden. Der Alptraum ist vorbei!"
Johanna atmete erleichtert durch und verzog das Gesicht, da das Adrenalin sich langsam in ihrem Körper abbaute und die Schmerzen immer mehr sich in die Knochen fraßen.
„Autsch...ich wünschte, ich hätte der Tante mehr verpasst als nur einen abgebrochenen Zahn und eine Beule...", zischte sie und winkte ab, als Robert besorgt eine Hand auf ihre Schulter legte.

„Die Ärzte machen unten einen Raum für Johanna bereit damit sie untersucht werden kann", erklang Michael, der sich neben Johanna auf die freie Seite kniete.
„Jetzt weiß ich was du gemeint hattest mit „ich zeige vollen Einsatz".", lächelte der Älteste und Johanna zog eine Augenbraue hoch. „Hatteste gemeint ich hätte bei Vorstellungsgespräch gefunkelt?"
„Natürlich nicht. Ich irre mich nie wenn es um gutes Personal für mein Team geht. Bis auf ihren Fußball Geschmack, den kann ich leider nicht beeinflussen...", grinste Michael. „Immer noch sauer dass ich für die Guten von Nordrein-Westfalen bin?", kicherte Johanna und Robert sah sie fragend an. „Echte liebe", sagte sie und Robert stöhnte rollend mit den Augen. „Ne Dortmunderin, na klasse", seufzte er und Michael zuckte mit den Achseln. „Kann man nichts machen. In gewissen Dingen muss man es mit Akzeptanz versuchen. Aber nun bringen wir unsere Heldin mit dem miesen Fussballgeschmack runter.", entgegnete Michael Robert, dieser nickte und beide Männer legte je einen Arm unter Johannas Kniekehlen und hoben sie hoch.
„Oh wow, doppelter Escort. Was will ich mehr?", flüsterte Johanna und spürte, wie ihre Sinne langsam schwanden.
„Okay, bringen wir sie schnell runter!", beschloss Michael und beschleunigte mit Robert zusammen das Tempo.

K11 - Die Jagd ist eröffnet // German fanfiction //Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt