8 | Regenschauer als Eisbrecher

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Kaum, dass ich meine verheerenden Worte ausgestoßen hatte, taten sie mir wahnsinnig Leid.

Evan war höchstwahrscheinlich psychisch mehr als labil, und ihm den Umstand vor Augen zu führen, der ihn zu dem gemacht hatte, der er nun war, war einfach nur grausam.

Ohne nachzudenken, schnappte ich mir meine Tasche und brach durch das Stuhlchaos zur Tür.

Dabei verhakte ich mich mehrmals in irgendwelchen Ornamenten, die ich aus ihren Stammplätzen entführte, als ich einfach weiterrannte.

Ein hässlicher Steinbuddha zerschellte hinter mir auf dem Boden, aber ich bündelte meine gesamte Konzentration darauf, die Tür zu erreichen.

Evans Auto raste gerade auf die Ausfahrt des Parkplatzes zu, und ich sah nur eine Möglichkeit ihn jetzt noch aufzuhalten.

Ich sprang auf die Straße, direkt vor Evans Auto, der eine scharfe Vollbremsung vollführen musste.

Ich hatte die Augen zusammengekniffen, als das Auto auf mich zugerollt war, und nun, da jegliche Gefahr gebannt war, konnte ich sie getrost wieder öffnen.

Wow, das war knapp gewesen.

Zwischen mir und der Stoßstange des Autos waren nur noch wenige Zoll.

Evan riss die Autotür auf, und rannte auf mich zu.

"Sonst geht's dir noch gut?", fauchte er. "Du kannst verdammt froh sein, dass mein Job meine Reflexe trainiert hat, sonst hätte ich dich jetzt vom Asphaltboden abkratzen können."

Ich lachte zittrig. "Darauf hab ich vertraut."

Nein, hatte ich nicht. Ich hatte einfach nicht nachgedacht.

"Du bist verrückt." Evan schüttelte langsam den Kopf. "Wer macht so etwas?"

Jemand, der ein wahnsinniges schlechtes Gewissen hat.

"Ich wollte mich entschuldigen." Es war besser, wenn ich gleich zum springenden Punkt kam.

"Du bist verrückt", wiederholte er matt.

Ich holte tief Luft. "Es tut-"

Evan hob abwehrend die Hände. "Bitte entschuldige dich nicht. Das zwingt mich, die Entschuldigung entweder anzunehmen oder abzulehnen, und für keine der beiden Optionen hab ich jetzt die Nerven."

Er lehnte sich müde gegen das Heck seines Auto.

Ich fragte mich langsam, warum sich Piper und die anderen nicht schon längst um uns versammelt hatten.

Vermutlich wollten sie nicht intervenieren, und sahen sich das Ganze versteckt hinter den feinen Schnurvorhängen des Restaurants an.

"Ich dachte, ich wäre bereit", seufzte er, sein Gesicht in den Händen.

"Auf was?"

Er machte eine ausladende Handbewegung. "Auf das alles hier. Auf die gespielte Harmonie, auf das, dass meine Eltern so tun, als wäre ihr Sohn kein Mörder."

Mein Herz zog sich vor Mitleid zusammen, und ich machte vorsichtig ein paar Schritte auf ihn zu.

Ganz langsam und behutsam, als näherte ich mich einem wilden und verletzten Tier, ließ ich mich auf die Motorhaube neben ihn sinken.

"Evan, jeder, der den Crash gesehen hat, weiß, dass nicht du den Unfall ausgelöst hat." Ich versuchte meiner Stimme einen beruhigenden Klang zu geben, und er sah hoch.

"Ich habe ihn getötet." Seine Hände zitterten, ebenso wie seine Stimme. "Er hatte einen leichteren Unfall, aber nur durch mein Zutun ist er-"

️Ich starrte hilflos auf meine Schuhspitzen.

The Best ManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt