13 | Familienbande

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Piper hatte einmal gesagt, wenn man nicht wissen würde, dass meine Schwestern und ich adoptiert wären, man würde uns glatt für Klone halten.

Es war also keine Überraschung, dass die Scott-Malhams zweimal hinsehen mussten, als am Morgen darauf die Delegation meiner Schwestern durch das Tor bog.

Ich hatte schon im Eingangsbereich auf sie gewartet, Piper neben mir, und wir stürmten jetzt los, um sie in die Arme zu schließen.

Katherine, die Älteste von uns, hatte ich schon ewig nicht mehr gesehen, mindestens zwei Monate, da sie im Augenblick ein Sommersemester auf den Galapagos-Inseln einlegte.

Georgie und Isabelle, siebzehn und sechzehn, und beide noch schulpflichtig, bildeten die Nachhut.

Eine Massenumarmung brach aus, als Piper und ich uns unter lautem Geheul auf meine Schwestern warfen.

"Lexi, lass mich los, ich ersticke", würgte Katherine, als ich meine Arme um ihren Hals geworfen hatte und sie an mich drückte.

"Und?", fragte ich grinsend. "Was machen die Schildkröten?"

Katherine war Verhaltensforscherin und machte gerade einen Exkurs bei den Galapagos-Schildkröten. Ihr gefiel ihre Arbeit äußert gut, und ich war immer wieder überrascht, wie wir beide nur so gegensätzlich sein konnten.

Sie war wahnsinnig rational und ging an jede Sache mit dem fachlichen Verständnis heran, während man bei mir von Glück sprechen konnte, wenn ich das Marmeladenglas beim dritten Versuch aufbekam.

"Geht ihnen wirklich großartig", grinste Katherine. "Hab ich dir schon erzählt, dass ich eine nach dir benannt war?"

Ich strahlte. "Wirklich?"

"Ja, sie war die einzige, die im Zaun hängen geblieben ist, als wir sie nach dem Ausbrüten zum Stand getrieben haben."

Ich versuchte, nicht allzu beleidigt dreinzuschauen.

Zum Glück schritten Margaret und David in diesem Augenblick die Marmortreppe hinab, und während ich Georgie und Isabelle in die Arme schloss, gelang es Katherine einen wunderbaren ersten Eindruck zu machen, indem sie beide mit wohl gediegenen Worten begrüßte.

Ich schnaubte leise. Zu ungern erinnerte ich mich an den ersten Abend, als Piper und ich hier angekommen waren und ich Parallelen zwischen Downton Abbey und hundert anderen weltlichen Dingen gezogen hatte.

So sehr ich meine Schwestern liebte, Katherine löste manchmal wirkliche Komplexe in mir aus.

Ich stellte meine Schwestern der Reihe nach vor und erklärte David, welche Rollen sie in den Vorbereitungen einnehmen würden.

"Katherine hat ein großartiges Auge für Blumenarrangements, ich habe überlegt sie für die Dekoration der Stühle einzuteilen, die auf dem Platz vor der Trauerweide stehen."

David nickte begeistert. "Gut, ich hatte mir schon Sorgen gemacht, wir würden niemals bis dahin kommen."

"Georgie wird die musikalische Gestaltung des Abends in die Hand nehmen."

Meine siebzehnjährige Schwester hatte vor kurzem einen wichtigen landesweiten Musik-Talentwettbewerb gewonnen, ich konnte mir also nicht vorstellen, dass es jemanden Geeigneteres für die Zusammenstellung einer läppischen Hochzeitsband gab.

Margaret wirkte wahrlich erfreut, dass auch dieses noch übergroße Fragezeichen sich in Luft aufgelöst hatte.

Und bei Georgies durchaus exquisiten Musikgeschmack würde das Ganze auch noch ein voller Erfolg werden.

The Best ManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt