17 | Das Blatt wendet sich

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Als Georgie, Katherine und Izzy am nächsten Morgen um Punkt zehn Uhr eintrafen, wurden sie unter großem Hallo begrüßt.

Sie hatten ein Taxi aus London genommen, das geräumig genug war, um den Rollstuhl zu transportieren, an den Georgie die nächsten paar Tage gefesselt sein würde.

Meine zweitjüngste Schwester trug einen riesigen Verband um das Bein und Piper und David nahmen sie sofort in Gewahrsam und rollerten mit ihr in Richtung Hintergarten.

Katherine und ich fielen ein wenig zurück, während Izzy und Kieran das Brautpaar in spe beobachteten, wie sie sich liebevoll um Georgie kümmern.

"So was von bereit für Kinder", entschieden sie einhellig.

"Wo ist sie jetzt?", fragte Katherine, die offenbar nur bekannte Gesichter im Empfangskomitee ausgemacht hatte, das sich nun langsam in alle Himmelsrichtung zerstreute um den letzten Tag vor der Hochzeit zu genießen.

"Amelia weilt im Salon mit einer Hochglanzzeitung und beschießt jeden mit ihrer unüberbrückbaren Arroganz, wenn man ihr zu nahe kommt." Ich verdrehte genervt die Augen. "Wäre es nicht wegen Margaret, das Mädchen würde schon längst wieder vor der Tür stehen."

"Was ist mit Evan?", fragte Katherine jetzt und packte mich am Arm, als ich riskiert hatte, einer Schar schnatternder Verwandten zu nahe zu kommen.

"Ich weiß es nicht", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Ich hab ihm beim Frühstück zuletzt gesehen und da hat er Amelia mit kühler Gleichgültigkeit behandelt."

Kitty zog ein nachdenkliches Gesicht. "Ich werde nicht schlau aus ihm", sagte sie ehrlich. "Seit ich ihn kenne, versuche ich Licht in seinen seltsamen Charakter zu bringen, aber jedes Mal, wenn ich denke, sein Verhalten entschlüsselt zu haben, tut er wieder etwas, das keiner von uns erwartet hätte."

Ich seufzte und legte meinen Kopf an ihre Schulter. "Er ist keine deiner Schildkröten."

"Zum Glück." Sie lachte leise, bevor sie wieder das Thema wechselte. "Und wie gehen wir jetzt weiter vor? Es ist klar, dass diese Kuh nicht bis Morgen bleiben kann, weil es Piper und David unglücklich macht und sie immerhin im Mittelpunkt stehen sollten."

"Margaret ist so stur", knurrte ich und trat nach einem Gartengnom, der plötzlich aus dem Gras vor mir aufgeragt war. "Sie liebt Lucas wie einen Sohn und sie kann es nicht verstehen, dass Evan ihn so hasst."

"Sie scheint sich wirklich in die Idee einer allgemeinen Versöhnung verbissen zu haben", stimmte Kitty mir zu und in diesem Augenblick traten wir wieder auf den weiten Hintergarten, in dem inzwischen reges Treiben herrschte.

Und dass, obwohl die Arbeiter noch dabei waren die Bühne für morgen aufzubauen.

Auch Katherine schien dieser Umstand sehr zu missfallen. "Können die sich nicht woanders hinpflanzen? Wir haben hier noch einiges zu tun."

Izzy und Kieran begannen die Menschenmassen in Richtung Vordergarten zu treiben, wo sie versprachen, ein Krocketspiel aufzubauen.

Ich küsste Izzy auf den Haaransatz, als sie an mir vorübereilte. "Du bist ein Schatz, Iz."

Kieran rief mir in seiner typisch irischen Art hinterher, dass er eigentlich für Gaelic Football gewesen sei, dessen Spielregeln der Dame des Hauses doch leicht zu barbarisch gewesen waren.

Ich konnte nur lachen, als er sich über die britische Verklemmtheit echauffierte, während er einen riesigen Leinensack mit Schlägern über den Rasen zog.

Ich war froh, dass sich seit gestern nichts zwischen uns verändert hatte. Offenbar war ihm selbst entfallen, dass er in irgendeiner Weise Interesse an mir gezeigt hatte. Oder aktives Verdrängen war einfach seine Art der Verarbeitung.

The Best ManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt