Eleven

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Ich hielt die Büsche zurück und gewehrte Richard Einlass in mein 'Versteck'. Ich war hier sehr oft, hier konnte ich über alles nachdenken.

"Wow! Das ist umwerfend", sagte er begeistert.

Hinter den Büschen lag ein kleiner Teich. Von außen konnte man ihn nicht einsehen, er war vollkommen von Büschen umzingelt. Da dieser Teil sehr außerhalb vom Rest des Parks war, kam auch keiner hierher. Zumindest hatte ich noch keinen gesehen und ich war ziemlich oft hier gewesen, bis ich nach London gezogen war. Aber auch wenn ich bei meinen Eltern wohnte, verbrachte ich hier viel Zeit. Es war bereits 16 Uhr, trotzdem war es noch sehr warm.

"Ich habe noch nie jemanden mit hier her genommen. Du bist der erste."

"Dann fühle ich mich geehrt und schätze es noch mehr."

Ich lächelte ihm, wie so oft, zu und setzte mich dann, was er mir gleich tat.

"Ich komme hier oft her, wenn ich nachdenken muss. Hier hat man einfach seine Ruhe. Man vergisst sich hier. Seine Sorgen, seine Probleme, einfach alles. Manchmal sitze ich hier einfach stundenlang und sehe auf den Teich. Und wenn ich wieder nach Hause gehe, dann habe ich meine Probleme mit mir ausgemacht. Ich bin dann entspannt, einfach ich selbst ohne Sorgen."

Ich merkte, wie Richard mich von der Seite musterte.

"Es gefällt mir, wenn du so unbeschwert redest."

Beinahe flüsterte er diese Worte, so, als ob er Angst hätte, jemand anderes könnte sie hören. Als ob sie nur für meine Ohren bestimmt waren und für keinen sonst. Er drehte seinen Kopf in Richtung Teich. Wir saßen lange nebeneinander, genossen die Ruhe und redeten über Gott und die Welt. Bei ihm fühlte ich mich verstanden. Ich musste mich nicht verstellen. Vielleicht war das ein entscheidener Aspekt, weshalb ich mich in seiner Nähe so wohl fühlte. Die Sonne war untergegangen und der Vollmond schien auf den Teich.

"Weißt du, was ich schon immer mal machen wollte?"

"Erzähl schon", antwortete er neugierig.

"Bei Vollmond hier schwimmen gehen."

Er schien kurz zu überlegen und sprang dann auf.

"Das lässt sich einrichten."

Er machte sich daran, sein Shirt auszuziehen.

"Was wird das, wenn es fertig ist?"

Leicht irritiert schaute ich ihn an.

"Na los, zieh deine Hose und dein Shirt aus, ich werde dir schon nichts weggucken. Wir gehen schwimmen!"

Lachend warf er sein Shirt an die Seite. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Sein Bauch bestand aus Muskeln, seine Oberarme waren kräftig und man sah, dass er trainierte. Trotzdem war er kein Muskelprotz. Es war einfach perfekt.

"Möchtest du da noch weiter rumsitzen und mich anschauen?" Frech grinste er mir entgegen.

"Pah", erwiderte ich gespielt eingeschnappt. Was der kann, kann ich schon lange, dachte ich. Was war schon dabei? In Windeseile zog ich also meine Hose und mein Shirt aus und stand nun nur noch in Unterwäsche vor Richard. Seine Kinnlade klappte gleich drei Etagen tiefer. Ich war, ohne egoistisch klingen zu wollen, stolz auf meine Figur und fühlte mich mehr als wohl.

"Was ist, wollen wir schwimmen gehen oder möchtest du mich noch weiter anstarren?" Diesmal grinste ich ihn frech an.

"Okay, okay, 1:1 würde ich mal sagen." Lachend schüttelte ich den Kopf. Dieser Mann war einfach unfassbar. Ich steuerte auf den Teich zu und wollte mich gerade mit der Kälte des Wassers vertraut machen, als mich zwei kräftige Arme hochnahmen und über die Schultern schmissen. Ich schrie auf, versuchte mich aus dem Griff zu befreien, jedoch ohne Erfolg. Anscheinend stachelte das Richard noch mehr an, denn er rannte jetzt ins Wasser uns ließ mich an einer tiefen Stelle fallen. Ich tauchte schnell wieder auf, da ich einen 'leichten' Kälteschock erlitten hatte.

"Oh mein Gott, ist das kalt! Na warte, das kriegst du zurück!"

Ich versuchte mich daran, Richard zu döppen, woran ich, so wie ich feststellen musste, kläglich scheiterte. Also bespritzte ich ihn mit Wasser, woraus sich eine Wasserschlacht entwickelte. Ich konnte mich nicht erinnern, in den letzten Jahren so viel Spaß gehabt zu haben.

Irgendwann blieb ich erschöpft stehen.

"Okay, ich kann nicht mehr", schnaufte ich. Ein tiefes Lachen kam von Richard. Er kam auf mich zugestapft und stellte sich vor mich. Ich schlang die Arme um meinen Körper, da ich mittlerweile fröstelte. Richard bemerkte es natürlich und nahm mich in den Arm. Ich verspürte sofort eine angenehme Wärme. Schon bald löste sich Richard von mir und blickte mir in die Augen. Er hatte so wunderschöne Augen, in denen ich mich verlor. So ein wunderschönes blau. Mit der einen Hand umfasste Richard meinen Körper, die andere plazierte er auf meiner Wange.

"Du bist so wunderschön", flüsterte er.

Er beugte sich vor. Unsere Lippen trafen sich und mein Körper explodierte vor Gefühlen. Es war wie ein Feuerwerk. Unsere Lippen bewegten sich synchron zueinander. Es war die perfekte Mischung aus Zärtlichkeit, Leidenschaft und Lust. Langsam lösten sich unsere Lippen und wieder schaute ich in leuchtend blaue Augen.

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