Es waren Wochen vergangen und Conney erfuhr dass dieses Mädchen welches Vince vor seinen Augen geküsst hatte nun seine neue Freundin war.
Conney versuchte Vince aus dem Weg zu gehen, was bei ihrer kleinen Schule nicht wirklich einfach war. Oft kamen sie sich in den Gängen entgegen, und auch nach der Schule wenn sie ihre Sachen in den Spind räumten konnte Conney es nicht vermeiden.
Manchmal war es als würde Vince in seiner eigenen Blase leben. Conney hatte das bei ihm zuvor noch nie bemerkt, aber manchmal stand er einfach nur da, an seinem Spind und starrte ins Weite. Es war als würde er über etwas nachdenken. Über etwas für das er keine Antwort fand. Und dabei sah er manchmal sogar etwas verzweifelt aus. Conney würde zu gerne wissen worüber er ständig grübelte.
Als Conney gerade aus dem Chemiesaal kam, weil er kurz die Toilette benutzen musste hörte er plötzlich Vinces Stimme. Zuerst blieb er geschockt stehen, sollte er nicht doch lieber wieder zurück gehen und einfach in der Pause auf das Klo gehen? Anderseits musste er schon wirklich dringend und es wurde auch Zeit dass er sich langsam wieder seines Alters entsprechend benahm, er war doch kein kleines Kind mehr, wegrennen wurde langsam zu keiner Option. Als nahm er seinen Mut zusammen und wollte sich gerade bewegen als er verstand worüber Vince redete. Er war nicht allein, da war noch eine hektische Mädchenstimme, anscheinend seine Freundin.
»Halt jetzt endlich mal den Rand! Mach doch nicht aus einer Mücke gleich einen Elefanten!«
»Ich soll aus einer Mücke keinen Elefanten machen? Du machst Schluss und willst mir nicht einmal den Grund sagen! Das ist einfach nur unfair!«
Conney riss seine Augen auf, Vince machte Schluss?
»Ist es weil ich nicht hübsch bin? Oder weil ich zu dick bin?«
»Du bist nicht hässlich, und dick bist du erst recht nicht, red dir sowas nicht ein.«
»Warum denn dann? Sag es mir doch einfach!«
»Ich ... das geht dich nichts an.«
»Das geht mich nichts an? Hör mal, ich bin deine Freundin und - «
»Eigentlich bist du ja jetzt meine Ex-freundin.«
»Und du willst Schluss machen. Sag es mir jetzt oder ich erzähl den anderen dass du mich geschlagen hast.«
Vince hatte seine Freundin geschlagen? Sowas konnte Conney sich nicht vorstellen.
»Willst du mich verarschen? Ich hab dich nie geschlagen!«
»Ja, aber das wissen die anderen doch nicht. Also?«
»Du regst mich auf. Ich geh jetzt.«
Conney hörte Schritte und wurde panisch. Was wenn Vince ihn jetzt hier sah? Conney musste weg! Ganz vorsichtig drehte er sich um und setzte leise einen Fuß vor den anderen. Er war ganze drei Schritte gekommen als ihn ein Satz der Blondine erstarren lies.
»Ist es weil du eigentlich schwul bist?«
Auch Vince war anscheinend geschockt, denn Conney hörte keine weiteren Schritte, er war stehen geblieben.
Es war als würde Conneys Herz aufhören zu schlagen, irgendwie verstand er nichts mehr.
»Ist es weil du eigentlich diesen Constantin liebst?«
Sie redete von ihm, warum redete sie von ihm? Es war doch längst vorbei mit Vince und Conney, es hatte nicht einmal richtig angefangen, wie kam dieses Mädchen darauf Vince würde ihn lieben?
»Sei leise.«
»Du liebst ihn, stimmts? Du warst doch die gesamte Zeit in der wir zusammen waren nie richtig glücklich. Glaubst du ich habe das nicht bemerkt? Ich habe versucht es zu ignorieren, weil ich dich wirklich gerne habe, aber irgendwie macht dein Verhalten auch mich kaputt. Du stehst da und denkst oft mit diesem traurigen Ausdruck in deinem Gesicht nach. Wenn du das tust denkst du an Conney, stimmts? Du siehst sein Lächeln, seine wundervollen braunen Augen vor deinem Auge, habe ich recht? Das ist bei mir genauso. Nur denke ich eben dabei an dich. Erzähl mir doch endlich wieso du dich überhaupt mit mir verabredest hast, wenn du nichts von mir wolltest! Wieso hast du zugelassen dass ich mich in dich verliebe? Erklär es mir bitte.«
Die ganze Zeit war kein Mucks von Vince gekommen, jetzt konnte Conney ein lautes Schlucken vom Blonden hören. Aber auch Conney hatte einen Klos im Hals. Das was dieses Mädchen sagte konnte nicht stimmen, es konnte einfach nicht.
»Ich - « Vince Stimme brach ab. »Es ist wegen meiner Mutter. Ich kann nicht mehr.« Vince hörte sich so traurig an. Conney wollte zu ihm und ihn in den Arm nehmen.
»Eigentlich wollte ich nie darüber reden, weißt du? Aber das wird alles zu viel, meine Gefühle fressen mich auf. Ich muss es jemanden erzählen, es tut mir so unendlich leid wenn ich dich dabei verletze. Ich sollte doch leise sein.«
»Nein, erzähl es mir.« Ihre Stimme war sanft aber bestimmt. Sie wollte jetzt endlich die Wahrheit wissen, Conney konnte es verstehen, er wollte auch endlich Wahrheit.
»Eigentlich steh ich gar nicht auf Mädchen - «
»Hab ich es mir doch gedacht.«
»Aber meine Mutter will nicht dass ich schwul bin, verstehst du? Ich will es selber nicht. Ich will normal sein, das kann ich mit Conney nicht. Ich dachte mir, vielleicht täusche ich mich ja, vielleicht bin ich gar nicht schwul. Weißt du, ich dachte mir, wenn ich was mit einem Mädchen anfange entwickle ich vielleicht Gefühle, irgendwann. Aber da geistert ständig Conney in meinem Kopf herum. Man kann nicht das ändern was man ist, aber ich habe es versucht, und ich kann nicht mehr. Ich will meine Mutter nicht enttäuschen, verstehst du? Ich will niemanden enttäuschen. Eigentlich ist sie total nett, das einzige was sie nicht in Ordnung findet ist meine Sexualität. Sie mag es nicht wenn ich Jungs mit nach Hause bringe. Irgendwie kann ich es verstehen. Verstehst du? Schwule Menschen haben es schwerer. Meine Mutter macht sich nur Sorgen.
Ich werde es einfach weiter versuchen, irgendein Mädchen, das etwas in mir verändert wird es schon geben.«Es war beeindruckend. Vince und dieses Mädchen hatten sich beide gegenseitig sprachlos gemacht.
Auch Conney konnte nicht glauben was Vince ihr da gerade offenbart hatte.
Für andere mochte es vielleicht verwirrend sein, aber auf einmal verstand Conney. Er konnte Vince verstehen auch wenn es ihn traurig stimmte.
Vince suchte sein Glück.
Aber nicht bei ihm.Die letzten Hoffnungen Conneys zerplatzten wie eine Seifenblase und trieben ihm die Tränen in die Augen.
Aber Vince hatte Recht. Vielleicht sollte sich Conney auch einfach ein Mädchen holen und versuchen alles zu vergessen.
Langsam und mit schwerem Herzen drehte sich Conney um, ging den Gang zurück in sein Klassenzimmer und verbrachte den Schultag wie in Trance.
Als die Schulglocke klingelte stand Conney auf, er hatte die letzte Stunde versucht nicht nachzudenken, sonst hätte er vermutlich noch das Weinen angefangen.
Er packte seine Sachen, ging an seinem Spind vorbei und als er die Tür passierte und die Schule verließ stand da eine Person.
Vince.
Er stand da und starrte Conney an. Er stand da und tat eine Weile nichts. Und dann, auf einmal huschte ein trauriges Lächeln über sein Gesicht und er verhackte seine Finger mit denen des Mädchens neben ihm welches Conney noch gar nicht aufgefallen war. Anscheinend hatten sie sich wieder vertragen.
Vielleicht, dachte Conney, vielleicht half sie Vince dabei normal zu werden.
Gemeinsam drehten er und seine Freundin sich um und gingen.
Und als Conney ihnen nachsah war es als würde sein Herz brechen.In tausend kleine Teilchen.
Ende
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Sweets (boyxboy)
Romance»Kann ich etwas davon haben?« »Wenn du dann weiter mit mir redest, ja.« _ Teil I: Sweets (boyxboy) Teil II: Sour Sweets (boyxboy)