Lavena massiert Sunny nebenan die Schulter, aber es ist nicht so als würde ich sie beobachten; ich verlese Caryla's Schweif und Caryla und Sunny stehen nun mal nebeneinander. Zwischen uns ist also nur so eine Art Gitterstab-Wand, wenn ihr wisst, was ich meine. Dann schrubbe Caryla weiter, denn Oma will sie nachher noch ein bisschen longieren, damit sie sich austoben kann. Also Caryla natürlich. Ich schnappe mir die nächste Bürste, eine Wurzelbürste und putze ihre Beine, die eigentlich sauber sind, nachdem ich sie vor dem Transport noch abgespritzt habe, aber Putzen regt ja den Kreislauf an, deswegen kann das nicht schaden. Ich blicke nocheinmal zu Lavena, die mittlerweile Sunny's Hufe auskratzt. Sie hat noch Reitstunde, glaube ich. Wenn ja, werde ich zusehen, denn davon kann man auch lernen und außerdem schaut sich eigentlich jeder die Reitsunden der Anderen an, wenn man Zeit hat.
Ich sehe, wie Lavena sich in den Sattel ihres hübschen Palominowallachs schwing. Sie gurtet nach und beginnt dann, Sunny aufzuwärmen. Ich weiß, dass er ein Hannoveraner ist, sehr gut springen kann und sein Stockmaß bei ca. 170cm liegt. Das hat Oma mir erzählt. Dann kommt eine Frau in die Halle. Sie hat kein Pferd bei sich und ich erkenne Silvi. Silvi ist Reitlehrerin und Dressurreiterin in einem. Sie ist noch jung, vielleicht 20 und total sympathisch. Lavena und Silvie schwätzen ein bisschen, dann beginnt Lavena Sunny im Trab zu lockern und Übergänge zu reiten.
Mannomann, kann Lavena gut reiten. Es sieht so einfach bei ihr aus. Sie und Sunny harmonieren perfekt und die beiden gehen gut aufeinander ein. Im Parcous sind solche Teams definitiv die gefährlichsten Konkurrenten, dass weiß ich von Oma. Später hat Silvi auch noch einen kleinen Parcous aufgebaut, was mich wundert, wo sie doch Dressurreiterin ist, und hat Lavena mehrmals hindurchreiten gelassen. Sunny ist ein gut ausgebildetes Springpferd, das merkt man. Und Lavena reitet auch schon ewig. Silvi hat den Parcours echt fies aufgebaut, also mit blöden Abständen und so, aber die beiden haben das echt fantastisch gemacht. Sunny ist nur einmal blöd aus dem Takt gekommen, deswegen mussten sie einemal abbrechen und neu starten. Und eine Stange ist mal gefallen, aber hey, das war ja auch keine einfache Aufgabe, deswegen kann Lavena echt stolz auf sie sein. Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch, als Oma sich neben mich plumpsen lässt. Sie grinst und meint, Lavena wäre eine herausragende Springreiterin und dürfe in einem halben Jahr an einem Sichtungslehrgang teilnehmen. Sie sei immer sehr fokusiert und konzentriert, deshalb passieren ihr so wenige Fehler. Aber trotz allem müsse sie noch einiges dazulernen, denn bisher sei sie noch nicht so besonders hoch gesprungen. Und so weiter... Ich grinste in mich hinein. Oma war totaaal in ihrem Element und würde nicht damit aufhören, bis die Reitstunde zu Ende sein würde.
Nach Lavena's Reitstunde, fahre ich auf meinem alten Klapperrad nach Hause. Ich muss nämlich noch Hausaufgaben machen und für eine Französischprüfung lernen. Deshalb summe ich auch "Je ne parle pas francais, ..." vor mich hin, was schon irgendwie ironisch ist. Französisch fällt mir eigentlich recht leicht, aber ich hätte eventuell früher mit dem Vokabel-Gelerne anfangen sollen. Ganz vielleicht vielleicht. Meine Mutter umarmt mich, als ich nach Hause komme und zieht dann ihre Nase kraus. Soll wohl heißen, ich stänke nach Pferd und Stall und solle dringend unter die Dusche oder wenigstens frisches Zeug anziehen. Ich tu ihr den Gefallen und gehen in mein Zimmer. Mein Zimmer ist nachmittags hell und warm. Überall sind Bücher und Bilder von Dingen, die mich interessiernen. Also Bücher über Biologie und Tiermedizin, aber auch Fantasybücher. Auf den Bildern sind verschiedenste Tiere, auch Pferde , aber es hängen auch Mikroskopaufnahmen an den Wänden. Ich mag mein Zimmer sehr, obwohl es echt vollgestopft ist. Auf der einen Seite ist mein Bett und auf der anderen sind Regale bis zur Decke und mein Schrank. An der Türseite hängen nur Bilder und auf der gegenüberliegenden Seite ist ein großes Fenster und mein Schreibtisch plus Stuhl. Auf jenen Stuhl lasse ich mich jetzt fallen und schlage mein Französischbuch auf.
DU LIEST GERADE
Elfe
Teen FictionJo ist klein, aber was ist schon Größe... Als seine Oma, eine ehemals erfolgreiche Reiterin, sich ein Pony kauft, ernennt sie ihren Enkel kurzerhand einfach zum Reiter der Stute. Doch Jo hat in der Schule eigentlich schon genug Probleme, denn klein...