chapter five

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„Hallo?“, nahm ich den Anruf von Chris entgegen. „Hey Liv, ich bin's Chris.“, antwortete er auch sogleich und seine Stimme klang etwas zögernd. Ich biss mir auf die Lippe und unterdrückte eine Aufseuzfen. „Was gibt es?“, fragte ich ruhig nach.

Am liebsten würde ich ihn direkt zur Rede stellen, doch dies unterband ich mir, denn Chris schien ein netter Typ zu sein und ich glaubte nicht, dass er etwas derartiges mit Absicht tat, wobei ihm natürlich hätte bewusst sein müssen, dass so etwas passieren könnte.

Ich hingegen war aber auch nicht ganz unschuldig, wenn man es so nennen mochte. Nach den Medien zu Folge waren nicht nur er sondern auch die drei anderen bekannte Schauspieler und ich war nur zu weltverschlosen, um das zu realisieren.

„Also, ich weiß nicht wie sehr du auf Social Media unterwegs bist, aber es sind Bilder von uns von gestern Nacht im Club gemacht und veröffentlicht wurden, auf welchen du auch zu sehen bist.“, fing er an zu erklären und ich atmte einmal tief durch.

„Nicht sehr, ehrlich gesagt.“, antwortete ich ihm auf seine erste Frage. „Dennoch wurden mir gerade die Celebtrity-Nachrichten im Fernsehen gezeigt.“, fügte ich hinzu und es wurde für eine kurze Zeit still am Ende der Leitung.

„Du bist Zuhause?“, fragte er plötzlich und ich zog etwas die Augenbrauen zusammen. „Ehm ja, wieso fragst du?“, erwiderte ich etwas verwirrt. „Hast du was dagegen, wenn ich vorbei komme? Ich möchte das ungern über's Telefon klären.“

Nun war ich vollends verwirrt, stimmte ihm aber zu. Ich gab ihm meine Adresse und meine Apartmentnummer durch, daraufhin meinte, dass er in etwa dreißig Minuten bei mir sein würde. Gleich danach beendeten wir unser Telefongespräch auch schon. Noch eine ganze Weile starrte ich mein Handy an, als mir etwas einfiel und schreckte auf. Seit ich hier wohnte, hatte ich nie Besuch empfangen. Ich sprang vom Sofa auf und sah mich hektisch um.

Sofort setzte ich mich in Bewegung und fing an einige Dinge in Ordnung zu bringen. Es war nicht so, dass mein Apartment völlig chaotisch war, dennoch wollte ich nicht unbedingt, dass man einen schlechten Eindruck von mir bekam. Augenblicklich hielt ich inne. „Was zur Hölle tue ich hier eigentlich?“, sprach ich leise zu mir selbst und schüttelte den Kopf.

Ich war weder unhygienisch, noch war es hier wirklich unaufgeräumt. Ich ließ sofort alles sein und fuhr mir durch die Haare. Eindeutig war ich zu lange nur für mich selbst, dass ich mir tatsächlich Gedanken darüber machte, wie es bei mir aussieht, nur weil ich Besuch bekam.

Ich musste mir nun wirklich nicht darüber den Kopf zerbrechen, was andere von mir halten könnten und dass Chris wohl ein bekannter Schauspieler war, war mir eigentlich vollkommen egal.

Jedoch schaute ich in meinen Schränken und im Kühlschrank nach, ob ich eventuell was da hatte, was ich anbieten könnte. Ich war nicht schlecht erzogen worden und Gastfreundschaft war mir wichtig, doch leider musste ich feststellen, dass ich so gut wie nichts da hatte. Seufzend ging ich in meine Schlafzimmer und zog mich um und machte mich daraufhin direkt auf den Weg zum nächsten Supermarkt, welcher glücklicherweise nur ein paar Minuten von mir entfernt war.

Dort kaufte ich Getränke, Snacks welche größtenteils für mich waren und ein paar Dinge, damit ich nicht vollends verhungerte. Ich hatte mich beeilt und sobald ich Zuhause war, packte ich alles weg und setzte mich wieder auf das Sofa. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits nach halb vier war, was auch bedeutete, dass Chris in den nächsten Momenten da sein müsste.

Kaum hatte ich diesen Gedanken, zuckte ich auch schon zusammen, als ein lautes Schellen ertönte. Selten wurde die Klingel bei mir betätigt und dementsprechend erschrak ich jedesmal, wenn ich sie hörte. Ich stand vom Sofa auf und begab mich zur Haustür. Ich atmete noch einmal durch bevor ich diese öffnete.

Vor mir erblickte ich Chris, welcher eine Cap trug. „Hey Liv.“, grüßte er mich und wieder nannte man mich bei meinen, ich vermutete nun neuen Spitznamen und erwiderte seine Begrüßung. Ich bat ihn herein und schloss hinter ihm wieder die Tür.

„Möchtest du was trinken?“, fragte ich ihn und er nickte mir zu. „Eine Cola oder ähnliches wäre nicht schlecht.“, antwortete er. „Mach's dir bequem, ich bin gleich da.“, sagte ich noch zu ihm und begab mich zur Küchenzeile.

Mit Getränken und Gläser in den Händen ging ich zum Sofa, wo sich Chris bereits hingesetzt hatte und stellte alles auf dem Couchtisch ab. Ich setzte mich neben ihn und goss uns beiden etwas ein. Chris hatte bereits seine Cap abgesetzt, wodurch seine Haare nun etwas abstanden. Nicht nur ich, sondern sah man auch bei ihm ein paar Spuren der letzten Nacht.

Eine Weile blieb es ruhig zwischen uns. Ich vermutete, dass Chris nicht unbedingt wusste, wie er das Gespräch beginnen sollte. Also räusperte ich mich und wollte gerade ansetzen, als mir Chris doch noch zuvor kam. „Liv, sei bitte nicht sauer.“, sagte er und ich blinzelte ihn etwas perplex an. „Chris, ich bin-“, „Ich hatte gestern schon ziemlich früh bemerkt, dass du nicht wirklich eine Ahung hattest, wer wir eigentlich sind und ich hätte es dir erzählen sollen, damit du darauf vorbereitet gewesen wärst.“. Die Worte sprudelelten nur so aus ihm heraus und ich hatte in diesem Moment keine Chance, auch nur einen Satz zu sagen.

„Ich könnte es dir dennoch nicht verübeln, wenn du sauer bist und auch nicht mit mir abhängen willst, das würde ich vollkommen verstehen. Man, ich bin manchmal auch echt blöd.“, grummelte er und fuhr sich durch die Haare.

„Chris.“, sagte ich, doch er hörte nicht auf. „Es war schön mit jemanden abzuhängen, der nicht nur die Schauspieler in uns sieht und-“, Chris!“, rief ich nun etwas energischer, damit er endlich aufhörte zu reden. Er sah mich mit großen Augen an und ich atmete einmal tief durch. „Hör zu, ich bin nicht sauer.“, sagte ich nun. „Bist du nicht?“, redete er dazwischen und ich gab ihm zu verstehen, ruhig zu sein.

„So kann man es nicht nennen. Zu dem bist du oder ihr nicht Schuld daran, denn würde ich mehr von der Welt da draußen wissen, hätte ich gewusst, wer da vor mir saß.“, sagte ich ruhig und deutlich sah ich, wie Chris sich anspannte.

Leicht rieb er seine Hände aneinander und hatte den Kopf gesenkt. Seine Lippen waren aufeinander gepresst und mir kam diese Haltung mehr als bekannt vor. Er gab sich nicht nur die Schuld daran, nein, er hatte sogar einen leichten Anflug von Panik und Angst. Ich kannte diese Zustände leider nur zu gut und wollte nicht, dass er sich noch mehr unwohl fühlte.

Ich rutschte etwas näher an ihn heran und legte meine Hand auf seine Schulter, doch er sah nicht auf. „Ich bin ehrlich zu dir, mich dort in den Medien zu sehen ist alles andere als schön und ich war wirklich nicht begeistert davon, doch ich denke, dass ich damit leben kann, dass mein Gesicht nun im Internet die Runde macht.“ Chris Blick war immernoch gesenkt, als er mir antwortete. „Ich wollte dich wirklich nicht in diese Lage bringen und zu dem habe ich nicht erwartet, dass das passiert.“

„Chris, du bist nicht schuld daran.“, sagte ich eindringlich. „Und wenn ich jetzt so darüber nachdenke, hätte ich es vermutlich bereut, wenn ich dein Angebot abgelehnt hätte. Ihr seid ziemlich nett und cool, du hast quasi meinen Abend gerettet.“ Nun sah er endlich auf und ich grinste ihn an. „Vielleicht bleibe ich ja dann nicht ganz ohne Freunde hier in dieser Großstadt.“, setzte ich noch hinter her und griff nach meinem Glas, woraus ich einen Schluck trank.

„Danke, Liv.“, sagte Chris nun und man sah deutlich, dass er nicht nur meine Worte damit meinte. „Nicht dafür.“, erwiderte ich und stahl sich auch ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. Mir kam eine Idee. „Hast du heute noch Pläne?“, fragte ich ihn direkt und etwas perplex sah er mich an, schüttelte aber den Kopf.

„Gut. Du ziehst jetzt Schuhe und Jacke aus und ich bestelle uns was zu Essen.“, schlug ich vor und begab mich zum Kühlschrank, wo ich einen Sechserträger Heineken heraus holte. Als ich mich damit wieder zu ihm herum drehte, sah er mich mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

„Nach dieser Nacht willst du wieder was trinken?“, fragte er mich skeptisch, sah jedoch wie sich ein kleines Grinsen auf seinen Lippen schlich. „Feuer bekämpft man mit Feuer.“, erwiderte ich und zuckte mit den Schultern. „Okay, du hast mich.“, lachte er nun und stand auf um im Flur sich Schuhe und Jacke zu entledigen.

affection & desire - sebastian stan | germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt