Kapitel 6

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Nach knapp zehn Minuten drehe ich mein Blatt und er wirft einen Blick darauf. ,,Erklären Sie mir, was sie sich vorgestellt haben!" er schaut kurz auf und dann wieder auf meine Zeichnung. ,,Das Shirt ist leicht oversize geschnitten und soll durch den kleinen Print nur in der Mitte des Shirts die Aufmerksamkeit hauptsächlich auf den Schnitt lenken und nicht auf einen überdimensionalen Aufdruck. Der Schnitt ist etwas spezieller, kann aber von jeder Frau getragen werden! Die passende Jeans dazu gibt es nicht, deswegen habe ich mich für zwei Varianten entschieden!" Er nickt nur und sieht sich das Papier vor sich noch einmal genauer an. ,,Einen kleinen Moment!" Er tätigt einen Anruf und nur wenige Augenblicke später klopft es an der Tür und die Junge Frau von vorhin betritt das Büro.

,,Marie, schau dir bitte mal diese Entwürfe an!" Er reicht ihr den Zettel, während sie einen Blick darauf wirft, nickt sie nur ein paar Mal. ,,Wann könnten Sie anfangen? Die Entwürfe sind perfekt und treffen genau unsere Vorstellung, wenn Sie diese nicht sogar übertroffen haben!" überrascht sehe ich ihn. ,,Ich stehe aktuell noch in einem Arbeitsverhältnis, in Berlin! Dort habe ich eine vierwöchige Kündigungsfrist!" Er nickt zufrieden. ,,Haben Sie bereits eine Wohnung in Hamburg gefunden?" ich schüttle nur den Kopf. ,,Ich bin aktuell noch bei meinen Eltern unter gebracht. ,,Ich besitze ein Wohngebäude gleich hier in der Nähe, da ist eine 2-Raum-Wohnung noch nicht belegt, wenn Sie möchten, können wir die besichtigen!"

Knapp vier Wochen später hieve ich den letzten Umzugskarton in mein Auto und sehe noch einmal an dem Gebäudekomplex hoch, welcher die letzte Jahre mein zu Hause war. Ich steige in meinen Wagen und starte den Wagen und fahre aus der Parklücke. Wenige Minuten später beschleunige ich und fädle ich mich auf der Autobahn ein und bin auf dem Weg Richtung Hamburg. Ich drehe das Radio noch ein wenig lauter und lasse den Berliner Sender laufen, welcher gerade den nächsten Song ankündigt. Die ersten Töne der Melodie erklingen und ich erkenne sofort High Hopes von Panic! At The Disco, welcher mich direkt an Felix erinnert. Seit dem Abend nach seinem Abschluss der Tour, habe ich den Kontakt zu ihm gemieden. Auf seine Nachrichten und Anrufversuche habe ich nicht reagiert und bin die einschlägigen Orte, welche er häufig besucht, umgangen. Das Klingeln meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken um den Comedian. Ich erkenne auf dem Display Julians Name und nehme den Anruf etwas verwundert entgegen. ,,Hey Julian!" So neutral wie möglich, versuche ich ihn zu begrüßen.

,,Lina, ich bin's Felix!" Ich seufze und sofort tauchen die Bilder aus der Nacht von vor vier Wochen auf. Er lässt mich gar nicht zu Wort kommen, bis er weiter redet. ,,Ich wollte mich noch von dir verabschieden, bevor du nach Hamburg gehst und weil du nicht an dein Telefon gehst. Ich weiß, dass es ziemlich beschissen gelaufen ist zwischen uns und ich hab eigentlich gehofft, dass wir nochmal miteinander reden können. Ich hab alles, was ich in der Nacht gesagt habe Ernst gemeint! Ich wollte dich nicht länger anlügen und hab damit meine beste Freundin verloren!" Aus seiner Stimme heraus, kann ich hören, dass er nach Worten ringt. ,,Es ist besser so, Felix!" ,,Kehrst du Berlin komplett den Rücken zu?" Ich schlucke kurz, da mir in den letzten Wochen genau das bewusst geworden ist, dass ich mein Leben in Berlin hinter mir lasse.

Das ist das, was ich nie wollte! ,,Felix, bitte!" flehe ich. ,,Warum? Hast du Angst davor, mir über den Weg zu laufen?" Es herrscht einen unangenehme Stille, bis das Gespräch beendet. Felix hat nach dem Moment der Stille einfach aufgelegt. Ich wusste, dass ich ihn verletzt habe, als er erfahren hat, dass ich nach Hamburg ziehe. Meine Eltern waren vor wenigen Jahren nach Hamburg gezogen und er hatte damals schon bedenken, dass ich es ihnen gleich tun würde und jetzt tat ich es. Es tat weh und ich hatte lange mit mir gerungen, ob ich ein letztes Mal in das Büro fahren sollte, um mich von Julian, Becci, dem Rest und vor allem von Felix verabschieden sollte, hatte mich dann aber dagegen entschieden. Jeder hatte ein persönliche Nachricht erhalten, in welcher ich mich für die letzten Jahren bedankte und ihnen versprach bald wieder zu kommen und ihnen in der Hauptstadt einen Besuch abzustatten.

Hype! - Felix LobrechtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt