𝙺𝚊𝚙𝚒𝚝𝚎𝚕 𝟹

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„Y/N", hörte ich meine Mutter rufen.
„Gott sei Dank geht es dir gut!" Sie schloss mich in ihre Arme. Okay, damit hätte ich jetzt am wenigsten gerechnet.
„Wo warst du?!"
„Wir waren nur schwimmen."
„Wir?" fragte Dad.
„Ja, JJ, John B, Po–"
„Warum hängst du immer noch mit diesen Pogue's rum?"
„Mum, hör auf! Das sind meine Freunde."
„Das sind keine Freunde, glaub mir."
„Okay dann erklär mal, was sind genau Freunde? Leute die sich den Arsch mit Geld abwischen? Die nichts im Kopf haben außer Geld machen oder welche Jacht sie sich als Nächstes kaufen?"
„Y/N, rede nicht so mit deiner Mutter!"
Ich verstummte.
Eine Weile herrschte Stille.

„Tut mir leid, das ich nicht zu deiner Feier erschienen bin."
Sie nickte einmal und wollten dann Richtung Veranda.
„Ich gehe noch kurz zu Sarah und dann komme ich okay?"
Mum nickte einmal und ich machte mich auf zu den Cameron's.
Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen aber ich kann nicht immer bei diesem Kook shit mitmachen.

Abrupt blieb ich stehen. Ich hörte schreie. Als ob sich jemand streiten würde.
Ich kam näher und blieb vor der Tür stehen ich sah Rafe und Ward.
Ich konnte nicht verstehen worum es ging aber es sah ernst aus. Plötzlich klatschte Ward's Hand gegen Rafe's Wange.
Ich klatschte mir die Hand vor den Mund und sah zu wie Rafe, geschockt, ohne ein weiteres Wort hoch in sein Zimmer lief.
Ward fuhr sich durchs Haar und vergrub sein Gesicht in den Händen.
Der einzige Gedanke der mir durch den Kopf schoss war ich muss zu Rafe.
Ich öffnete die Tür und wollte grade die Treppe hoch laufen, als Ward mich am Handgelenk fest hielt.
„Y/N."
Ich blickte zu ihm runter.
„Bitte lass mich zu ihm."
Er zögerte, ließ mich schließlich aber los.
„Na schön."

Ich lief die Treppe hoch und hielt vor Rafe's Zimmer kurz inne.
Ich habe nichts überdacht. Vielleicht wollte er alleine sein. Egal, ich musste sichergehen, dass es ihm gut geht.
Ich klopfte zwei mal an seine Tür und schob sie gleichzeitig langsam auf.
„Rafe?"

Er lief unruhig in seinem Zimmer auf und ab, bis er mich sah.
„Y/N, was machst du hier?"
Ich trat nun vollständig ein und schloss die Tür hinter mir.
„Ich wollte nach dir sehen. Eigentlich wollte ich zu Sarah aber dann hab ich das gesehen und... geht's dir gut?"
Er zuckte mit den Schultern. Ich sah das er gegen die Tränen ankämpfte.
Ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken wickelte ich meine Arme um ihn und drückte ihn.
Zuerst schien er etwas überfordert zu sein, doch dann spürte ich auch seine Arme um meinem Körper.
Er schluchzte einmal und löste sich dann von mir. Er drehte sich von mir weg um seine Tränen wegzuwischen.
„Du weißt schon das ich dich bereits weinen gesehen habe?"
Er drehte sich verwirrt wieder zu mir um.
„Ich hab dir immer dein Spielzeug weggenommen und du hast immer wirklich IMMER geheult."

Er ließ ein leichtes Lachen aus, was mich zum lächeln brachte. Ich hab es geschafft ihn zum Lachen zu bringen. Das war ein gutes Zeichen.
„Willst du mir erzählen was los war", fragte ich nach einer Weile.
Er zuckte nur mit den Schultern.
Ich ging rüber zu seinem Bett und setzte mich so, das ich mich anlehnen konnte.
Er rührte sich nicht vom Fleck bis ich auf den Platz neben mir klopfte.
Er setzte sich neben mich und atmete einmal tief durch.
„Du musst nicht reden wenn du nicht willst."
Und das tat er auch nicht er saß nur da und starrte mit mir an die Wand.

„Ich denke nicht das du das verstehen würdest", sagt er plötzlich nach einer halben Ewigkeit.
„Was meinst du?"
„Ich meine du hast keine Geschwister."
„Also geht es um Sarah?"
„Es geht doch immer nur um Sarah."
„Ich versteh nicht."
„Wie solltest du auch."
„Rafe! Block jetzt nicht ab nur weil ich nicht weiß was du meinst. Erklär es mir."
„Sarah wird immer bevorzugt, in allem! Sie kriegt immer was sie will und Dad liebt sie."
„Dich liebt er auch."
Er lachte ironisch auf.
„Nein tut er nicht. Du müsstest sehen wie er sie anguckt. Voller liebe und... bei mir sehe ich nur Ekel und bedauern."
Wieder wischte er sich schnell die Tränen weg.
Ich nahm ihn in den Arm und vergrub eine Hand in seinem Haar, als er seinen Kopf auf meinem Schoß ablegte.
„Rafe ich glaube du siehst das falsch. Ich kann mir vorstellen wie du dich fühlen musst aber dein Dad liebt dich."

„Tut er das?"
„Natürlich tut er das! Du bist sein Son!"
„Du kennst ihn nicht so wie ich ihn kenne, y/N."
„Aber warum würde er dich hassen?"
„Ich denke nicht das er mich hasst sondern das er mich nicht liebt. Nicht so wie Sarah."
„Vielleicht weiß er nur nicht wie er es zeigen soll."
„Wenn ein Vater sein Kind wirklich lieben würde, würde er es wirklich schlagen?"
„Ja."

Er richtete sich auf.
„Ich weiß das mein Vater mich liebt."
„Dein Vater hat dich geschlagen?"
„Einmal habe ich vergessen die Tür abzuschließen und dann wurde bei uns eingebrochen."
„Ja ich erinnere mich daran. Es war sogar in der Zeitung."
„Und dann hat er mich angeschrien und mich durchs Haus gezerrt um mir zu zeigen was alles geklaut wurde. Ich hab gesagt das es mal passieren kann und dann hat er mir eine verpasst... Danach hatte ich eine Panikattacke und er hat mich in meinem Zimmer eingesperrt."

Ich sah wieder hoch direkt in seine Augen.
Sie funkelten vor Wut.
Sein Kiefer verspannte sich.
„Tut mir leid das du das durchmachen musstest."
Ich lächelte leicht.
„Wie hast du ihm verziehen?"
„Gar nicht. Aber du kannst es nicht ungeschehen machen also muss man damit klar kommen."
Hab ich JJ nicht ganz davon abgeraten?

Nach einer Weile des Schweigens stand ich vom Bett auf.
„Ich sollte dann mal zu Sarah sie wartet schon."
Ich wendete mich zum gehen, doch er hielt mich an der Hand.
„Bitte geh nicht. Du hast den ganzen Tag mit Sarah verbracht."
„Rafe..."
„Bitte."
Ich presste die Lippen aufeinander und versuchte nachzudenken, was nicht so einfach war wenn er meine Hand hielt. Seine war warm, groß und stark.
„Na schön, okay aber nicht mehr lange, weil ich bald wieder nach Hause muss."

Ich zuckte heftig zusammen als es plötzlich hell blitzte, gefolgt von lautem Donner.
Rafe lächelte.
„Du bist immer noch ein Schisser. Es hat sich nichts verändert."
„Ach, halt die Klappe."

𝙴𝚟𝚎𝚛𝚢𝚝𝚑𝚒𝚗𝚐  𝚏𝚘𝚛  𝚢𝚘𝚞 (𝚘𝚋𝚡 𝚏𝚊𝚗𝚏𝚒𝚌𝚝𝚒𝚘𝚗)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt