Ich stand vor der Tür, zitternd vor Angst. Ich hatte keine Ahnung, was mich da drin erwarten würde. Naja, doch irgendwie. Aber ich glaubte ihm nicht ganz, als er sagte, das wäre alles. Nein, irgendwas in mir sagt, dass er mich anlügt. Irgendwas. Und ich glaube diesem Teil in mir. Ich hörte, dass jemand zu mir kam und stumm wartete. Ich drehte mich um und blickte in zwei fast schwarze Augen, die mich mitleidig ansahen.
"Du bist Harry, oder? Die Testperson?", seine Stimme war schön warm und weich. Man könnte meinen, er wäre nett und lieb, doch er würde nicht hier arbeiten, wenn er nett wäre, oder? Ich nickte und sah zu Boden. Die Tür vor mir ächzte und ich spürte die Kälte, die daraus strömte. Ich schluckte und schloss für einen Moment die Augen.
"Du wirst es schaffen, ja? Du bist stark genug."
Verwirrt sah ich auf, doch er war schon verschwunden. Ich hörte noch ein kurzes "Geh rein.", dann ging ich langsam auf die Tür zu und setzte einen Fuß in den Raum.
***
Ich zitterte. Die Kälte kroch in meine Glieder und meine Unterlippe war blass. So fühlen sich also -10°C an. Meine Kleidung war viel zu dünn, um mich warm zu halten, doch ich rollte mich immer mehr zusammen und rieb meine Arme aneinander. Mein Atem bildete weiße Wölkchen in der Luft und das Ding an der Decke piepste, als neue kalte Luft in den Raum gelassen wurde. Ich schloss die Augen und rollte mich mehr zusammen. Ich würde das überstehen, obwohl es verdammt kalt war.
"Das sind jetzt -10°C. Schaffst du es bis morgen, bekommst du Handschuhe.", ertönte plötzlich eine Stimme aus der rechten oberen Ecke. Überrascht sah ich auf und erblickte eine Kamera, deren kleines Licht in regelmäßigen Abständen blinkte. Meine Stimme zitterte, als ich ein kurzes "okay" herausbrachte und ich meine Augen schloss. Doch dann fiel mir ein, dass es nicht besonders ratsam wäre, zu schlafen. Ich riss die Augen wieder auf und sah mich zum ersten Mal richtig um. Es gab einen großen Tisch, einen Stuhl, ein Laufgerät und ein Bett ohne Decke. Es war aus Holz, nur eine sehr dünne Matte machte es nicht allzu unbequem.
Ich stöhnte und blickte starr zur Decke. In unterschiedlichen Abständen durchlief ein Zittern meinen Körper und langsam tat es weh. Ich hatte keine Kontrolle mehr über meine Glieder. Meine Nase war kalt und ich merkte, wie sie nass wurde. Na toll! Gibt es hier ein Tempo oder so?! Ich seufzte und umschlang meine Knie mit den Armen, um mich ein wenig warm zu halten. Das gelang aber eher mäßig und so saß ich da. Alleine, frierend, mit Alltagsklamotten und verzweifelt. Warum ich?! Warum nicht jemand anderes? Ein leises Schluchzen entkam meinem Mund und eine Träne verließ meinen Augenwinkel. Aus der einen Träne wurden mehr und mehr, irgendwann gab ich es auf, sie wegzuwischen. In meinem Herzen tat es weh, aus welchem Grund auch immer.
"Du hast noch eine Stunde. Vielleicht legst du dich schlafen. Siehst müde aus.", ertönte wieder die Stimme. Wütend schnaufte ich aus und sprang aus meiner sitzenden Haltung auf. Ich stöhnte, als ich meine eingerosteten Körperteile wieder spürte. Was denken die sich eigentlich?! Die wollen doch, dass ich sterbe! Aber so leicht gebe ich nicht auf. Nein, ich will noch ein bisschen leben, ob in der Kälte oder normal!
Doch irgendwann lehnte ich mich doch an die Betonwand und schloss die Augen, versuchte, die Wut abzubauen, was mir irgendwann auch gelang.
"Hey! Aufwachen!", riss mich eine bekannte Stimme aus meinem Schlaf. Müde öffnete ich die Augen und das erste, was ich wahrnahm, war diese verdammte Kälte. Ich zuckte zusammen und zitterte wieder. Meine Zähne klapperten aufeinander und ich sah, dass der Mann von vorher auf mich zukam.
"Hier sind die Handschuhe, Harry."
Ich sah ihn an, nickte, sagte jedoch nichts. Er soll ruhig wissen, wie angepisst ich bin! Doch entgegen meiner Wut, flüsterte ich:
"Darf ich fragen, wie du heißt?" Ein kleines Lachen entwich seinem Mund, es hörte sich wunderschön an. Doch es erreichte seine Augen nicht. Sie blieben weiterhin so schwarz und matt glänzend wie beim ersten Mal, als ich ihn gesehen hatte.
"Klar, wieso nicht?" Ich zuckte mit den Schultern und lächelte ihn gespielt an.
"Ich weiß ja nicht, was ich hier fragen darf und was nicht." Sein Lächeln fiel, stattdessen bereitete sich Ernst auf seinen Gesichtszügen aus.
"Mach einfach das, was sie dir sagen, ja?"
Und dann war er auch schon wieder aus dem Raum verschwunden. Ich machte mir aber nicht groß was draus und griff nach den Handschuhen. Meine Finger zitterten, ich wollte endlich Wärme spüren. Der Stoff war weich und schmiegte sich an meine Haut. Als wieder die Stimme aus dem Lautsprecher ertönte, zuckte ich zusammen und sah auf.
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Frozen Hearts
FanfictionEin Projekt. Fünf Opfer. Zwei Wochen. Ein Raum. Eine Skala von -10°C bis -110°C. Ein Türsteher. Ein Computer. Ein Herz, das aufhört zu schlagen. Frozen. ©Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte liegen bei der Autorin.