Louis P.o.V.
"Wir steigen jetzt auf die -80°C um. Ihr bekommt dann einmal die Möglichkeit, auf die Toilette zu gehen."
Still setzte ich mich auf und berührte überrascht meinen Arm. Er war heiß. Und zwar richtig. Generell fühlte ich mich, als würde ich in Flammen stehen. Schnell öffnete ich den Reißverschluss der Jacke und seufzte leise auf. Warme Luft strömte aus den Winterklamotten, die ich nach und nach ablegte. Warum mir heiß war, wusste ich nicht. Ich wusste nur, dass mir heiß war.
Mein Blick wanderte in die rechte hintere Ecke, in der Harry lag. Er hatte sich zusammengerollt und schlief tief und fest. Seine braunen Locken glitzerten wegen den winzigen Eiskristallen, die die dünnen Haare überzogen und auch seine Wimpern waren schneeweiß. Ein Zittern durchlief seinen Körper und traurig sah ich zu, wie er immer wieder vor Kälte durchschüttelt wurde. Wie gerne würde ich ihn wärmen, ihn berühren, durch seine Locken fahren...
Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Ich darf nicht so denken, er will mich doch sowieso nicht! Er hat ja diesen Luke.
Der Gedanke schmerzte in meinem Herzen und ich presste die Lipprn aufeinander, als Schluchzer meinen Mund verlassen wollten. Doch ich ließ es nicht zu. Ich durfte jetzt nicht schwach werden, nicht zeigen, wie weich ich innerlich war.
Außen eine harte Hülle, innen ein weicher Kern.
Ja, es stimmte so. Nach außen hin mochte ich gewalttätig wirken, doch in meinem Herzen war ich ein emotionaler Mensch, der sich nach Liebe sehnte. Wie jeder Andere auch.
"Louis? Bist du wach?", flüsterte eine tiefe Stimme und ich sah in die Richting, aus der sie kam. Zayn hatte sich halb aufgesetzt und blickte mich aus vom Schlaf verklebten Augen an. Ich lächelte leicht und nickte ihm zu. Er ging auf alle Viere und robbte zu mir rüber, wobei er sah, dass ich keine dicken Klamotten mehr trug. Seine Augen wurden groß und seine Hand legte er an meine Stirn. Erschrocken zuckte ich zurück, da er eisig kalt war.
"D - du hast F - Fieber.", stotterte er und schob plötzlich mein T-Shirt hoch, was mich zum Aufquieken brachte. Was macht der da?!
Seine kalten Finger glitten über verschiedene Stellen und dann fasste er an mein Handgelenk. Wahrscheinlich, um den Puls zu fühlen. Ich saß still da, bewegte mich nicht. Von Sekunde zu Sekunde wurde sein Gesicht nachdenklicher, als würde er über das Fieber nachdenken.
"Hmm ... Dein Puls ist enorm schnell, aber irgendwie ..."
Verwirrt glitten seine Augen meinen freien Oberkörper entlang, bis sie an meinem Hosenbund stehen blieben und er scharf die Luft einzog.
"Mach mal b - bitte deine Hose a - auf.", flüsterte er und sah mich aufdringlich an. Ich sagte nichts und öffnete den Knopf, Zayn's Finger berührten meine V-Linie und ich zischte erschrocken auf. In dieser Zone war ich extremst empfindlich.
"Sorry.", nuschelte der Schwarzhaarige und konzentrierte sich wieder.
"Du hast Sepsis.", sagte er mit kalter Stimme, als wäre er in einem Schockzustand. Ich wusste nicht, was Sepsis war.
"Was ist Sepsis?" Seine wunderschönen braunen Augen blickten mich an und man konnte Verzweiflung in ihnen sehen.
"Blutvergiftung..."
Moment mal - was?! Ich habe eine Blutvergiftung?
"W - was?", stotterte ich, wollte das nicht akzeptieren.
"Ja. Du hast eine Blutvergiftung."
Er zeigte mit seinem Finger auf meine V-Linie und erst jetzt fiel es mir auf. Ein dünner, fast unsichtbarer roter Streifen lief von meinem Bauch zu meiner Intimzone. Meine Augen füllten sich mit Tränen und mein Herz setzte für einen Schlag aus.
"W - wie lange?"
Er schüttelte den Kopf.
"Ich weiß es nicht."
***
"Warum wacht er denn nicht auf?!", jammerte ich schon zum gefühlt tausendsten Mal und fuhr mir durch die Haare. Im Laufe des Tages ging es mir immer schlechter und mittlerweile schwitzte ich wie aus Eimern, doch Zayn konnte nichts machen, obwohl er Arzt war.
"Lasst' mich ihn wenigstens wärmen, bitte!"
Wenn ich schon nicht mehr lange leben konnte, so wollte ich den anderen meine Wärme geben.
"Okay. Aber mach schnell, ja?", sagte Zayn, der sich zu mir gesellt hatte und mir aufhalf. Meine Sicht verschwamm für einen kurzen Moment und ich keuchte auf. Sofort stützten mich zwei Arme und zusammen torkelten wir zu Harry, welcher immer noch bewegungslos am Boden lag. Der Arzt - Zayn - hatte ihn zwar schon untrrsucht, aber nichts gefunden. Ich ließ mich an die Wand gleiten und bettete den Lockenkopf auf meinen Schoß. Legte meine Hände an seine Wangen und wärmte ihn einige Zeit lang.
Irgendwann kamen auch die anderen zwei und kuschelten sich an mich, wobei ich leicht lächeln musste. Irgendwann schliefen wir dann ein.
"Hopp hopp, Toilettengang!", weckte uns eine Stimme, die sich als die des schmierigen Typen herausstellte. Die eisig blauen Augen schickten uns gefährliche Blicke und sofort standen wir auf. Harry's Kopf legte ich sanft auf den Boden und lächelte. Er war einfach zu schön, um wahr zu sein.
***
Harry war jetzt schon den ganzen Tag lang ohne Bewusstsein und langsam machte sich auch Niall Sorgen, der selbst noch in einer Schockstarre lag.
Aber wir konnten nur warten. Nichts anderes tun. Und das brachte mich fast um den Verstand. Als die Stimme aus dem Lautsprecher ertönte, zuckte ich zusammen."Wir steigen auf die -90°C um. Dann bekommt ihr eine kleine Wärmeflasche. Viel Spaß in der Kälte."
Und damit legte ich meine Hände wieder auf Harry's Wangen, drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn und flüsterte:
"Du schaffst das, Harry. Ich bin für dich da."
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Frozen Hearts
FanfictionEin Projekt. Fünf Opfer. Zwei Wochen. Ein Raum. Eine Skala von -10°C bis -110°C. Ein Türsteher. Ein Computer. Ein Herz, das aufhört zu schlagen. Frozen. ©Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte liegen bei der Autorin.