Kapitel 12

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„Wieso brachte mich dieser Kuss nur so durcheinander?"

Denki's Sicht:

Fast zwei volle Tage war es nun her, seit ich Y/N das letzte Mal gesehen habe. Ich wollte so gern mit ihr über die Sache von Samstagabend sprechen, aber sie reagierte auf keine meiner Nachrichten. Und anstatt mich ihr einfach in der Schule zu stellen, lag ich hier im Bett und schwänzte. Meine Gedanken spielten verrückt und drehten sich fast nur noch um die Tatsache wie ich ihr Näherkommen könnte. Dabei war es total unnötig sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Denn eine Sache würde sich nicht ändern, egal wir oft ich darüber nachdachte...


Y/N ist vor mir weggerannt.

Ich hatte mich ihr, entgegen meinem Vorsatz, aufgedrängt. Doch wie konnte ich da nicht schwach werden, wenn sie mich mit diesem Blick, den sie sonst nur Kirishima schenkte, ansah. Und ihre Lippen...

Ich schüttelte den Kopf um wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Fakt ist, sie hat den Kuss erwidert. Hatte sie sich von der Situation mitreißen lassen? Oder steckte vielleicht mehr dahinter? Schließlich ist sie weggerannt. Könnte es sein...?

Ich setzte mich auf.

Könnte es sein, dass Y/N Gefühle für mich hatte?

Ich ließ mich aufs Bett zurückfallen und starrte wieder an die Decke. Nein, das konnte nicht sein. Sie hatte es selbst gesagt...

„Du bist eher wie ein Bruder für mich."

Ihre Worte hallten in meinem Kopf wider. Bruder. Dazu kam die Sache mit Sero.

Er kam gestern Abend noch zu mir, als er von seiner Familie zurückkam und wollte mit mir bei einem Film das Wochenende ausklingen lassen. Wir unterhielten uns beiläufig über die unterschiedlichsten Dinge. Dabei ließ er allerdings kein Wort über das Date mit Y/N fallen und ich traute mich um ehrlich zu sein auch nicht ihn danach zu fragen. Ich hatte ihn schließlich hintergangen und konnte ihm nichts von meinen Gefühlen für sie erzählen.

Vielleicht wäre es das Beste die ganze Sache mit ihr ruhen zu lassen. Die Freundschaft mit Sero war mir sehr wichtig und außerdem war Y/N in Kirishima verliebt. Wer weiß, ob ich je Chance hätte...

Ich wollte einen freien Kopf bekommen und nahm meine Jacke um ein wenig nach draußen zu gehen. Nicht weit vom Wohnheim entfernt gab es einen kleinen Park, in welchem wir oft einfach nur chillten. Ein kleiner Spaziergang täte mir jetzt sicher ganz gut.

Im Park angekommen suchte ich mir eine freie, leicht abgelegene Bank und setzte mich. Ich legte meinen Kopf auf der Lehne der Bank ab und schaute gedankenlos in den Himmel. Es war ein klarer sonniger Tag und nicht eine Wolke war am Himmel zusehen.

Ich schloss meine Augen und genoss die Ruhe...

Etwas berührte meinen Arm. Ich riss, erschrocken von der plötzlichen Berührung, die Augen auf und schaute in Richtung des besagten Armes.

Y/N saß neben mir und schaute mich mit leicht schräg geneigtem Kopf an.

„Was machst du hier?"

„Ich... ich habe dich gesucht. Man sagte mir, dass du Richtung Park gegangen bist und jetzt find ich dich hier."

Ausgerechnet jetzt wo ich nicht an sie dachte, musste sie auftauchen und meine Gedanken direkt durcheinanderbringen.

Ich rutschte vorsichtig ein Stück von ihr weg und schaute sie an.

„Warum hast du mich gesucht", fragte ich neutral. Mir gingen natürlich verschiedene Dinge durch den Kopf.

„Ich wollte mit dir reden... über Samstagabend", gab sie leise von sich und schaute dabei auf ihre Hände, welche auf ihrem Schoß lagen und unruhig ihre Finger kneteten. Ein leicht roter Schleier schlich sich auf ihre Wangen.

Ich wurde nervös.

„Was hat dich umgestimmt, dass du auf einmal doch mit mir reden willst", fragte ich sie schnippischer als ich wollte.

„I-ich habe mir gestern den ganzen Tag darüber den Kopf zerbrochen, was das alles zu bedeuten hatte", sagte Y/N, „ich wollte einfach nichts ungeklärt im Raum stehen lassen."

„Du bist weggelaufen als ich es klären wollte."

Sag mal bin ich komplett bescheuert? Wieso konnte ich genau in diesem Moment nicht normal mit ihr reden?!

Y/N schaute mich mit geweiteten Augen an.

„Ja das stimmt, aber nur weil ich in dem Moment total überfordert war", antwortete sie mir aufgebracht, „Es... war mein erster Kuss und dann auch noch mit dir...", fuhr sie fort.

Dann auch noch mit dir... Was soll dieser abfällige Ton? Sollte das heißen sie bereute den Kuss? Ich musste die Situation irgendwie retten.

„Tut mir leid, dass ich dich in dem Moment überfordert habe. Ich weiß auch nicht was in mich gefahren ist. Wenn du jetzt auf Abstand gehen oder nichts mehr mit mir zu tun haben willst, dann..."

Ich brach mitten im Satz ab. Y/N klatschte sich ihre Handflächen auf die Wangen und gab dabei einen kleinen Schrei von sich. Ich schaute sie erstaunt und erschrocken an.

„A-alles ok?"

„Ja! Ich versuche einen klaren Kopf zu behalten", sie schaute mich an, „ich habe nur eine... nein zwei Fragen an dich..."

Was kam jetzt? Ihr Blick macht mich nur noch nervöser.

„Warum hast du mich an dem Abend geküsst?"

„Ehm wie soll ich sagen...?"

„Denki... hast du dich etwa in mich verliebt", fragte sie mich und ihr Blick wirkte noch nie so eindringlich auf mich.

Wie sollte ich jetzt reagieren? Sollte ich ihr einfach die Wahrheit sagen? Aber was, wenn sie meine Gefühle nicht erwidert? Doch was, wenn sie meine Gefühle erwidert?

Abermals schlich sich Seros Gesicht in meine Gedanken. Da wurde mir klar wie ich die Sache klären musste.

„Verliebt? In dich?", ich stand auf und täuschte ein Lachen vor, „ich glaube du hast da etwas falsch verstanden. Ich bin nicht in dich verliebt. Ich habe mich einfach von der Situation mitreißen lassen, das hatte nichts weiter zu bedeuten."

Ich konnte einfach meine jahrelange Freundschaft nicht für ein Mädchen, welches ich erst seit ein paar Monaten kannte aufs Spiel setzen. Und wenn sie meine Gefühle nicht erwidert, dann hat sie die Sache sowieso hierdurch von allein erledigt.

„Ich habe es gewusst", Y/N stand ebenfalls auf, drehte sich zu mir und das nächste was ich spüren konnte war ein brennender Schmerz auf meiner Wange. Ich stolperte vor Schreck ein zwei Schritte nach hinten und landete auf meinem Hintern. Ich hielt mir die Wange und mein Blick wanderte zu Y/N.

Sie sah auf mich herab und es liefen ihr einige Tränen das Gesicht hinab. „Du bist genau wie sie alle sagen. Wie konnte ich nur jemals annehmen, dass du anders bist? Ich dachte ich kann dir vertrauen und letztendlich war ich doch nur eine passende Gelegenheit für dich! Ich hoffe du hattest deinen Spaß", schluchzend griff sie nach ihrer Tasche und entfernte sich mit schnellen Schritten von mir.

Was hab ich nur angerichtet? Ich vergrub immer noch am Boden sitzend mein Gesicht in meinen Händen.

Verdammt!

Was hab ich nur getan? Anstatt sie zu schützen, hab ich sie schon wieder zum Weinen gebracht. Doch war es wirklich die richtige Entscheidung sie einfach so aufzugeben? Gäbe es nicht doch eine andere Möglichkeit mit der alle zufrieden wären? Mir wollte in diesem Moment keine in den Sinn kommen.

Mein Herz tat weh. Ich wollte mich nur noch verkriechen und ging zurück ins Wohnheim.

Angekommen in meinem Zimmer, warf ich mich aufs Bett und bedeckte meine Augen mit meinem Arm. Die Emotionen übermannten mich und ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Wurde mir nun schmerzlich bewusst, dass ich durch meine Entscheidung nicht nur eine Chance auf eine Zukunft mit Y/N verspielt hatte, sondern auch unsere Freundschaft.

Ich hatte sie verloren.

~Thunderbolt~ // Denki x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt