SHADOW || kuroken

004

[ Kuroo ]
ring ring... ring ring...

Noch im Halbschlaf schalte ich meinen Wecker aus, ehe ich mich müde im Bett aufsetze.

Zuerst tapse ich, wie jeden Morgen, in die Küche und richte mir ein Müsli her, welches ich anschließend esse. Ich habe für heute keinen Auftrag bekommen, ich kann mir also einen entspannten Tag machen und abends vielleicht etwas trinken gehen.

Ich könnte später noch-

Fuck!

Ich hab das Blondchen ganz vergessen!
Ich kann ihn hier schlecht alleine lassen... andererseits ist er gefesselt, er könnte wohl nicht so einfach fliehen.

Was mache ich nur mit ihm??

Wobei ich ihm als erstes vielleicht mal etwas zu Essen bringen sollte. Wenn er hier stirbt, soll es durch meine Hand geschehen, aber nicht durchs Verhungern.

Das wäre irgendwie erbärmlich...

》

Wenig später laufe ich also schon den Flur, mit zwei Brotscheiben und einem Glas Wasser in den Händen, entlang.

Davor habe ich mir allerdings noch eine schwarze Jogginghose, einen schwarzen Hoodie, meine Maske und eine Mütze angezogen.

》

"Guten Morgen, Prinzesschen!", rufe ich, doch der junge Mann bleibt ruhig sitzen. Sein Kopf ist gesenkt und er wirkt, als würde er noch schlafen.

Seufzend laufe ich also zu ihm rüber, gehe vor ihm in die Hocke und stelle sein Frühstück ab.

Ich will mich gerade wieder aufrichten, als er seinen Kopf blitzschnell hoch reißt und versucht mir einen Schlag damit zu verpassen.

Scheiß, Bastard! Was fällt ihm ein mich so zu erschrecken?

Von außen scheint es zwar so, als hätte ich mich kein bisschen erschrocken. Doch mein Herz rast wie verrückt und ich habe einen halben Herzinfarkt hinter mir.

"Verfehlt.", entgegne ich ihm emotionslos und setze mich vor ihn. "Iss schön brav auf, du musst schließlich noch groß und stark werden", gebe ich amüsiert von mir.

"Ich bin 22 Jahre alt, ich wachse nicht mehr.", murmelt er leicht beleidigt vor sich hin, während er versucht an das Essen zu kommen, was allerdings nicht wirklich funktioniert, da er weder seine Arme noch seine Beine verwenden kann.

22? Er ist nur ein Jahr jünger als ich?

"Sagen Sie mal... wie alt sind Sie eigentlich?", fragt er plötzlich und sieht mich neugierig an.

Hatte er gestern nicht noch panische Angst vor mir? Wieso scheint er auf einmal so ruhig?

"Das werde ich dir sicherlich nicht sagen.", entgegne ich ihm gelangweilt und schiebe den Teller und das Glas näher an ihn heran.

"Wegen den Nachrichten hätte ich Sie auf circa 35 oder älter geschätzt, aber nun da Sie vor mir sind, würde ich 28 sagen.", gibt er nachdenklich von sich und betrachtet mich dabei genau.

"Wobei das vielleicht auch noch zu alt geschätzt ist... Ihre Hände sind gepflegt, bis auf ein paar Narben, Ihre Haare, die die unter der Mütze hervor schauen, sehen ebenfalls gesund aus und Ihre Stimme ist angenehm tief aber nicht kratzig. Könnte es sein, dass Sie um die 25 Jahre alt sind?", fragt er schließlich neugierig nach.

"Wer weiß, aber jetzt Schnauze halten und essen.", befehle ich ihm, da ich nicht den ganzen Tag hier herum sitzen will. "Wie soll ich das ohne Hände anstellen? Ich denke Sie müssen mich wohl füttern.", entgegnet er mit einem provozierenden Unterton.

"Beug dich runter und nimm dann deinen verdammten Mund her."

Ich erschieße ihn doch noch, wenn er nicht endlich mal die Schnauze hält.

Beleidigt macht er es und isst so sein Frühstück. Wurde aber auch mal Zeit...

Er will gerade wieder etwas sagen, als mein Telefon klingelt. Ohne zu zögern gehe ich ran, überraschender weise gibt der Blonde während des Gesprächs kein Wort von sich.

》

"Wer war das?", fragt er neugierig nach, nachdem ich aufgelegt habe. "Ein Auftraggeber."
"Wen müssen Sie umbringen?"
"Das geht dich einen scheiß Dreck an.", antworte ich ihm genervt und verstaue mein Handy in der Hosentasche.
"Haben Sie nicht Angst, dass er Sie an der Stimme erkennt und der Polizei übergibt?"

"Nein. Ich habe einen Stimmenverzerrer eingestellt und außerdem habe ich von diesem Auftragsgeber bereits davor sechsmal Zielpersonen bekommen.", entgegne ich ihm gleichgültig.

"Wie viel erhalten Sie durchschnittlich für einen Mord?"
"Unterschiedlich. Anfangs war es wenig, aber mittlerweile sind es meist zwischen 6.440.456Yen (=50k Euro) und 12.880.913Yen (=100k Euro).", beantworte ich seine Frage.

"Dann sind Sie ja reich??", "ich bin nicht arm, sagen wir es so. Aber mir bedeutet Geld nichts, für mich ist der erbärmliche, flehende Blick meiner Zielperson, kurz vor dem Tod, deutlich mehr wert.", erkläre ich ihm ohne Emotionen in meiner Stimme zu offenbaren.

"Und jetzt hör verdammt nochmal auf mich zu Siezen!"