Ein leichter Windhauch weht durch deine Haare, die Blätter in den Bäumen über dir rascheln sanft und dein Stift, der über das Papier fährt, erzeugt ein leises kratzendes Geräusch. So, wie jeden Tag nach der Arbeit, sitzt du mit dem Rücken an den Baumstamm gelehnt und schreibst in deinem Tagebuch, dessen Seiten mittlerweile von den Ereignissen mit Gally übersät sind. Chuck sitzt neben dir und schnitzt an einer kleinen Figur, von der du noch nicht ganz erkennen kannst, was es werden soll.
Bis jetzt habt ihr noch nicht viel mit einander geredet, da ihr beide auf eure Arbeit fokussiert wart, doch als Chuck das Wort ergreift, schließt du dein Buch und siehst in aufmerksam an.
"Es tut mir leid, dass der Streich mit Gally so weit gegangen ist. Du wolltest aufhören und ich habe dich dazu überredet, weiter zu machen." Schuldbewusst senkt sich der Blick des Jüngeren auf den Boden. Er hat mitbekommen, dass du auf Grund des Streiches Probleme mit Gally bekommen hast. Aber kann man es wirklich ein Problem nennen? Bis jetzt ist noch nichts schlimmes passiert und, auch wenn du froh bist, wieder als Gärtnerin arbeiten zu können, hattest du in den letzten drei Tagen viel Spaß bei der Arbeit mit dem Baumeister.
Auf der anderen Seite könnte er jeden Moment hier auftauchen und sich etwas Unangenehmes von dir wünschen. Doch du vertraust darauf, dass Gally's nächsten Wünsche genauso harmlos werden, wie sein letzter.
"Ist schon okay. Ich stehe das durch." Mit einem Zwinkern untermalst du deine Worte. Du kannst Chuck förmlich ansehen, dass er erleichtert über deine Antwort ist, doch da ist noch etwas, das ihn beschäftigt. Es hängt wie eine schwere Gewitterwolke über seinem Kopf und hindert ihn daran, vollkommen loszulassen und sorgenfrei zu sein.
"Meinst du, ich muss irgendwann auch drei Wünsche für Gally erfüllen oder so?", spricht er dann seine Sorgen aus, als hätte er gespürt, dass du sie bemerkt hast.
Für einen kurzen Moment überlegst du. Wieso sollte der Hüter den kleinen Jungen bestrafen, wenn er bei dir schon drei Wünsche frei hat? Dieser Gedankengang ergibt eher weniger Sinn für dich. "Nein, ich glaube nicht. Dann hätte er es schon längst gemacht.", antwortest du wahrheitsgemäß.
Obwohl du es scheinbar geschafft hast, deinen besten Freund davon zu überzeugen, dass er keine Konsequenzen davon tragen wird, macht er sich schleunigst aus dem Staub, als er sieht, dass Gally auf euch zukommt.
Du siehst ihm noch hinterher, wie er zu den Hängematten eilt und dann zwischen den Lichtern in der Ferne verschwindet. Dann richtest du deine Aufmerksamkeit auf Gally, der sich gerade neben dich setzt und ebenfalls mit dem Rücken an den Baumstamm lehnt. Als du jedoch merkst, dass er kein Gespräch anfängt, öffnest du erneut dein Tagebuch und setzt dort an, wo du vorhin unterbrochen wurdest.
Von der Seite sieht der Baumeister dir zu, wie du Wort für Wort überdenkst, bevor du es niederschreibst. Sein Blick ist jedoch nicht auf den Inhalt der Seiten gerichtet, sondern auf dein Gesicht, in dem er die verschiedenen Emotionen versucht abzulesen, die beim Schreiben über deinen Ausdruck huschen.
Du hingegen bist so ins Schreiben vertieft, dass dir nicht auffällt, wie intensiv Gally dich mustert. Erst, als er seine Hand nach dir ausstreckt und eine deiner Haarsträhnen von deiner Schulter streicht, siehst du zu ihm hoch.
Seine Finger streifen dabei deine Haut, wodurch sich an dieser Stelle ein angenehmes Brennen ausbreitet. Eure Blicke treffen sich und er hält dich damit gefangen, jedoch nicht auf eine gewaltsame, sondern auf eine warme, vertraute Art.
Dein Körper entspannt sich, als du dich mehr und mehr in seinen Augen verlierst und dich von der Ruhe, die er ausstrahlt, in die Tiefe ziehen lässt. Alle Geräusche um dich herum verstummen und die Farben verschwimmen zu einem Ozean aus verschiedenen dunklen Tönen. Erst jetzt fällt dir auf, wie wunderschön seine Augen sind, obwohl du schon so oft in sie hinein gesehen hast. Im Gegensatz zu jetzt waren sie jedoch immer eisern und kühl, doch heute sind sie verletzlich und warm.
Als er seinen Blick abwendet, hast du das Gefühl, aus einem Traum aufzuwachen, plötzlich wird dir wieder bewusst, wo du bist.
"Ich muss noch das spezielle Getränk für das Lagerfeuer später vobereiten. Willst du mir vielleicht helfen?" Du hattest vollkommen vergessen, dass heute ein weiterer Frischling auf die Lichtung gekommen ist, doch du nickst schnell auf seine Frage hin.
Niemand weiß, wie sein Getränk hergestellt wird, immerhin ist es sein geheimes Rezept und du fändest es schon spannend, ihm zu helfen. Vor allem auch, um herauszufinden, was du da jedes Mal zu dir nimmst.
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"Ich wusste nichtmal, dass wir so viele verschiedene Sorten Alkohol hier haben." Erstaunt nimmst du eine der Flaschen in die Hand und betrachtest skeptisch die klare Flüssigkeit darin. An keiner der Flaschen befindet sich ein Ettiket, doch Gally scheint zu wissen, was das alles ist."Das wissen nicht viele, sonst würden viel mehr Lichter in die Küche einbrechen." Auf seinen Kommentar hin rollst du die Augen und schnaubst, kannst danach ein leises Kichern aber nicht zurück halten.
"Was ich eigentlich immer mache ist einfach. Ich schütte nur die verschiedenen Alkohole zusammen.", erklärt er und macht dann genau das, was er gesagt hat. Er schnappt sich die Flasche, die du in der Hand hältst und beginnt dann, den Alkohol in eine große Schüssel zu gießen, schließlich muss es für alle Lichter reichen. Bevor Gally eine weitere Flasche nehmen und sie zur Mischung hinzufügen kann, schnappst du sie dir und riechst daran.
"Was ist das überhaupt?" Bei dem bitteren Geruch, den du wahrnimmst, rümpfst du die Nase.
"Um ehrlich zu sein, keine Ahnung.", lacht der Hüter, bevor er dir die Flasche aus der Hand zieht und den Inhalt ebenfalls in die Schüssel kippt.
"Und was ist daran so besonders, dass du das Getränk machen musst? Jeder hier kann Alkohol zusammen schütten." Du verschränkst die Arme vor der Brust und siehst Gally auffordernd und gleichzeitig gespannt an.
"Ohne meine geheime Zutat schmeckt es nicht gut." Schulterzuckend entleert er die letzte Flasche und stellt sie dann auf den Tisch zu den anderen. "Und weil die geheime Zutat geheim bleiben soll, musst du jetzt die Augen schließen."
Du machst, was er sagt und legst deine Hand vor die Augen. Weil er dir jedoch anmerkt, dass du zu neugierig bist, besteht Gally darauf, dass du dich noch mit dem Rücken zu ihm drehst, damit du auf keinen Fall sehen kannst, was er noch hinzufügt. Das einzige, was du hörst ist, wie sich ein Schrank öffnet und kurz darauf wieder schließt. Dann hörst du, wie sich die Flüssigkeit in der Schüssel bewegt. Neugierde nagt an dir und du möchtest dich so gerne umdrehen, um zu sehen, was Gally macht, doch du hältst dich zurück, wissend, dass es fies wäre.
"Bitte sag mir, was deine geheime Zutat ist.", bettelst du stattdessen. Einen Versuch ist es immerhin wert.
"Willst du es so unbedingt wissen?", dringt Gally's ruhige Stimme an dein Ohr.
"Ja.", bestätigst du.
Schwere Fußschritte nähern sich dir und keine Sekunde später spürst du seine großen Hände an deiner Hüfte. Daran dreht er dich zu sich, sodass eure Gesichter nicht weit von einander entfernt sind. Dein Herz pocht sehr laut gegen deinen Brustkorb und dein gesamter Körper kribbelt, obwohl er dich nur ganz leicht berührt.
Er beugt seinen Kopf vor und legt seine Lippen an dein Ohr. Sein warmer Atem kitzelt deine Haut, doch du weichst nicht zurück.
"Liebe.", raunt er dann in dein Ohr. Ein Schauer läuft deinen Rücken hinunter und du bist für einen Moment zu erstaunt, um dich zu bewegen. Doch Gally weicht von dir zurück, als wäre nichts gewesen und widmet sich wieder der Schüssel.
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Hey! Ich hoffe, das Kapitel hat dir gefallen!Vergiss nicht zu kommentieren und voten☆
Hab einen schönen Tag/ eine gute Nacht! <3
~Emily
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Drei Wünsche [Gally x reader]
Fanfictionabgeschlossen ~ Gally x reader Kurzgeschichte ~ "Was willst du?" Dein Puls beschleunigt sich mit jeder verstreichenden Sekunde, dennoch unterbrichst du ihn nicht beim Überlegen. "Drei Wünsche.", verkündet Gally dann endlich. ~•~~•~~•~ Noch lange...