[9] Ein letzter Wunsch

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Am nächsten Morgen scheint das Glück auf deiner Seite zu sein. Gelangweilt schlenderst du von der Küche zurück zu den Gärten, da du Fry Obst bringen solltest, das er für das Essen heute braucht. Auf dem Weg kommst du an einer kleinen Hütte vorbei und bist für den Moment vom Rest der Lichtung abgeschirmt, da du dort hinter leicht versteckt bist.

Jedes Mal, wenn du an dem Ort vorbei gehst, denkst du an den Tag, an dem alle Lichter zusammen Verstecken gespielt haben, denn du hattest dich damals genau hier versteckt und stundenlang hat dich niemand gefunden. Das Spiel ist in einer Katastrophe geendet, da manche Lichter so gut versteckt waren, dass ihr sie erst gegen Abend gefunden habt.

Noch immer in Gedanken versunken kicherst du bei der Erinnerung an die Läufer, die sich im Labyrinth versteckt hatten, bis es Abend wurde. Niemand hätte jemals gedacht, dass sie sich dort verstecken, wo nur sie Zutritt haben. Plötzlich stößt du mit etwas Großem zusammen, was dich unsanft aus deinen Gedanken zurück in die Realität reißt.

Erschrocken reißt du deinen Kopf hoch und siehst die Person, mit der du zusammen gestoßen bist, mit großen Augen an. "Tut mir le-", setzt du zu einer Entschuldigung an, doch als du Gally vor dir erkennst, bleiben dir die Worte im Hals stecken.

Gestern den ganzen Tag und auch heute hast du darauf gewartet, Gally zu einem geeigneten Zeitpunkt zu treffen, um ihn zu fragen, was passiert ist. Doch jetzt, wo du die Chance hast, ihn darauf anzusprechen, ringst du in deinem Inneren um Worte. Auch Gally steht dir nur gegenüber und kratzt sich verlegen am Kopf. Er weiß, dass er dieses Mal nicht einfach verschwinden und dir somit ausweichen kann.

Überfordert ziehst du die Augenbrauen zusammen, als dir plötzlich wieder bewusst wird, was du ihm alles sagen willst und schon in dem Moment, in welchem du deinen Mund öffnest, weißt du, dass nichts Gutes dabei raus kommen kann.

"Bitte hör mir zu. Wenn ich irgendwas Schlechtes oder Falsches gesagt habe, tut es mir leid. Ich war sehr betrunken und kann mich nichtmal daran erinnern, was nach dem Kampf passiert ist. Es tut mir wirklich so leid. Ich hätte nicht so viel trinken dürf-" Dein Redefluss wird von seinen nächsten Worten unterbrochen, die dich zu tiefst überraschen und gleichzeitig verwirren.

"Küss mich." Sein Gesichtsausdruck ist ernst, doch in seinen Augen liegt ein glückliches und zugleich verunsichertes Glitzern.

"W-was?" Hast du ihn richtig verstanden? Hat er dich gerade wirklich dazu aufgefordert, ihn zu küssen?

"Das ist mein letzter Wunsch. Küss mich." Er kommt einen Schritt auf dich zu, was deinen Puls rasen lässt. Gally's Worte wiederholen sich in deinem Kopf und als seine Stimme darin allmählich verklingt, realisierst du, was er von dir will.

Abwartend ist sein sanfter Blick auf dich gerichtet. Deine Lippen formen sich zu einem Grinsen, wo du das Selbstbewusstsein plötzlich her hast, weißt du nicht, doch du vermutest, dass es von dem plötzlichen Verlangen kommt, Gally's Lippen auf deinen zu spüren.

Du gehst einen weiteren Schritt auf ihn zu, sodass ihr euch direkt gegenüber steht. Dann stellst du dich auf Zehenspitzen und näherst dich seinem Gesicht, sodass eure Lippen nur noch Zentimeter trennen. "Dafür musst du doch keinen Wunsch benutzen.", hauchst du, bevor du deinen Mund auf seinen presst.

Deine Hände finden den Weg zu seinem Nacken, wo du deine Finger mit einander verschränkst und in daran zu dir hinunter ziehst. Seine Hände an deiner Hüfte hinterlassen ein Brennen, das sich in deinem gesamten Körper ausbreitet. Schmetterlinge fliegen wild in deinem Bauch umher, als sich eure Lippen sanft auf einander bewegen. Als seine Zunge vorsichtig über deine Lippe fährt, lässt du sie hinein, wobei dir ein leises, zufriedenes Seufzen entfährt. Gally scheint dies gehört zu haben, da er leicht in den Kuss lächelt. Gerade bist du jedoch zu sehr in den Kuss vertieft, um dir Gedanken darum zu machen.

Um dich herum nimmst du nichts wahr. Es ist, als stünde die Welt für einen Moment still, keine Geräusche dringen an deine Ohren und das einzige, was du spürst, ist das angenehme Prickeln, das Gally in dir auslöst. Seine Fingerspitzen fahren behutsam deine Hüfte hinauf und ab, was dich schaudern lässt.

Du wünschst dir zwar, dass dieser Moment für ewig andauert, doch als Gally sich langsam von dir löst, stürzen alle Farben, Geräusche und Gefühle wieder auf dich ein. Die erste Frage, die dir durch den Kopf schießt ist, wieso er dich erst ignoriert und jetzt küsst. Als hätte er deine Gedanken gelesen, beantwortet er genau diese Frage.

"Beim Lagerfeuer haben wir über ernste Themen gesprochen und da ist mir aufgefallen, wie sehr ich deine Nähe genieße. Ich musste dann erstmal herausfinden, was ich für dich empfinde. Ich habe Angst auch dich zu verletzten." Jetzt, wo er es erwähnt, schwebt der Hauch einer Erinnerung durch deine Gedanken. Schleierhaft erinnerst du dich an einzelne Gesprächsfetzen.

"Und was hast du herausgefunden?" Obwohl es dich beruhigen sollte, dass ihr euch gerade noch geküsst habt, siehst du unsicher zu Boden.

"Ich mag dich wirklich sehr und ich werde alles dafür geben, dich zu beschützen.", antwortet er ohne zu zögern. Dein Kopf schießt nach oben und augenblicklich ziehst du ihn wieder zu dir, um ihn erneut zu küssen.

~~~
Wie fast jeden Abend, sitzt du mit Chuck an eurem speziellen Ort, doch dieses Mal schreibst du nicht. In Gedanken wiederholt sich euer Kuss immer und immer wieder, was dich überhaupt nicht stört, denn jedes Mal verspürst du wieder diese wohlige Wärme und Sicherheit, die du in seinen Armen immer hast.

"Es scheint so, als hättest du das mit dem Streich mit Gally geklärt.", unterbricht Chuck die Stille plötzlich. Dabei sieht er mit einem niedlichen Grinsen von der Figur hoch, die er gerade schnitzt.

"Du hast uns gesehen?", fragst du entsetzt. Doch dann lachst du, als dein bester Freund grinst.

"Du solltest mittlerweile wissen, dass ich mich gut anschleichen kann. So viele Streiche, wie wir zusammen gespielt haben." Du bist noch immer so glücklich wegen des Kusses, dass du nicht einmal ansatzweise wütend auf Chuck sein kannst. Du kicherst nur leise und richtest dann deine Aufmerksamkeit ein weiteres Mal auf ihn, als er erneut zum Sprechen ansetzt.

"Also können wir doch eigentlich wieder Streiche spielen, oder?" Du musst nicht darüber nachdenken, wie du antwortest.

"Nur dieses Mal nicht an Gally." Nickend kichert auch Chuck vor sich hin.

Du ziehst den Jüngeren in deine Umarmung, welcher daraufhin ein "Igitt" von sich gibt, doch du spürst, wie er sich in deinen Armen entspannt und sich weiter in deine Berührung sinken lässt.

***
Hey! Fast ist die Geschichte zu Ende. Es kommen noch ein Kapitel und der Epilog!
Hättet ihr gedacht, dass Gally nur Angst hat?

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Gab einen schönen Tag/ eine gute Nacht! <3
~Emily

Drei Wünsche [Gally x reader] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt