Lieber Vater,
ich hoffe, es geht dir gut.
Stell dir vor, ich habe endlich ein Zuhause für das Hexenjahr gefunden und einen ziemlich netten Jungen kennengelernt, dessen Familie eine Bäckerei besitzt.
Eine echte Bäckerei!!!
Ich habe mir ja schon immer gewünscht, irgendwann die Küchenhexerei zu erlernen und hier scheint es mir wie ein endlich wahr gewordener Traum.
Vielleicht werde ich sogar selbst ein Geschäft eröffnen, mal sehen, was mir dazu einfällt...Ich melde mich ganz bald wieder, bis dahin sag Taehyung doch liebe Grüße von mir und dass ich ihn vermisse - wenn er Lust hat, kann er mich gerne mal besuchen kommen!
Einen dicken Kuss wünscht dir
Dein Jimin 💞
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Zufrieden ließ Jimin den Blick durch sein neues Zimmer schweifen, das im ersten Stock des Hauses lag und sich direkt neben Yoongis Schlafzimmer befand.
Das Musikzimmer mit dem großen Flügel wurde ausschließlich von ihm genutzt und nur Yoongi besaß den Schlüssel dazu, den er ständig um den Hals trug und nie jemand anderem übergeben würde.
Er hatte Jimin von einer uralten Legende erzählt, dass einst eine wohlhabende Familie in diesem Haus gelebt hatte, deren Tochter Komponistin gewesen war.
Bei ihrem Rundgang durch den zweiten Stock hatte Kagugi irgendwann den damals sehr verstimmten und sehr verstaubten Flügel entdeckt und sich seitdem im Musikzimmer eingeschlossen.
Und wenn sie mal vor die Tür ging, dann trug sie immer einen kleinen goldenen Schlüssel an einer Kette bei sich.
Niemand wusste von dem Flügel und Kagugis großer Leidenschaft, darauf ihre Lieder zu spielen, niemand durfte es wissen.
Denn um 1721 galt Musik im ganzen Land als Teufelswerk und wer sich dem widersetzte, der wurde mit dem Tod bestraft.
Die junge Frau erzählte niemandem etwas von ihrem Geheimnis, verbarg ihr wild klopfendes Herz, wenn sie auch nur eine Minute an das Musikzimmer dachte und was nach einem anstrengenden Tag dort auf sie wartete.
Eines Nachts jedoch schlich ihr strenger Vater Kagugi nach und legte Feuer im Musikzimmer, ohne auf seine eigene Tochter zu achten, die mit ihrem geliebten Instrument jämmerlich verbrannt war.
Am Morgen danach fand man zwischen den verkohlten Überresten des Flügels lediglich die Goldkette, die Kagugi um den Hals getragen hatte - ihre Leiche blieb bis heute spurlos verschwunden.
"Es heißt, wer diesen Schlüssel bei sich hat, dem wird eines Tages großes Glück widerfahren!", hatte Yoongi seine Geschichte schließlich beendet, während Jimin ihm angespannt zugehört hatte.
Dann hatte er der Junghexe tief in die blauen Augen geblickt und gemurmelt:
"Und wer weiß - vielleicht ist es bereits schon geschehen!"
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Noch am selben Tag erklärte Seokjin Jimin, was er in der Bäckerei alles zu tun haben würde.
"Eigentlich bekomme ich jeden Morgen immer frisches Mehl geliefert!", rief Yoongis Vater und wies in die hinterste Ecke des Verkaufsraumes, der zurzeit jedoch ziemlich leer wirkte.
"Da mein üblicher Lieferant jedoch kürzlich erkrankt, mein Mann auf Geschäftsreise und mein Sohn gerade eh viel zu beschäftigt mit anderen Dingen ist, möchte ich, dass du das Mehl abholst. Jeden Morgen um 10 kommt von Daegu eine neue Ladung in den Hafen, du solltest also wenige Minuten zuvor eintreffen und den für mich bestimmten Sack abfangen - meinst du, du kriegst das hin?"
Seokjin beäugte die Junghexe prüfend von der Seite, Jimin konnte zu hundert Prozent erkennen, dass er ihm diese Aufgabe ganz und gar nicht zutraute - zumal ein ganzer Sack Mehl nicht gerade federleicht war.
Doch Jimin nickte nur und sagte:
"Sie können sich auf mich verlassen, Herr Kim!"
Seokjin lächelte.
"Nenn mich einfach Jin, in Ordnung? Das ist persönlicher!"
"Wie auch immer, als Zweites möchte ich, dass du..."
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Später am Abend schickte Jimin den Brief an seinen Vater ab, versah ihn mit einem schnellen Findezauber und sah zu, wie sich der Umschlag kurz darauf in die kühle Nachtluft erhob.
Er hockte sich auf das Fensterbrett und schaute in die unergründliche Ferne, während er Mochi liebevoll zwischen den Borsten kraulte.
Jimin freute sich wie ein Schneekönig, dass er hier in dieser Bäckerei gelandet war und schon bald zu einer echten Küchenhexe heran wachsen würde, wie es einst seine Mutter gewesen war.
Bestimmt saß sie gerade auf einem der unzähligen hell funkelnden Sterne am Horizont und winkte ihrem Sohn zu...
Jimin winkte zurück und gähnte laut, einen Wimpernschlag später war er bereits eingeschlafen.
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Es war bereits Viertel nach 10, als Jimin die Augen aufschlug und sich verwirrt umsah - da dämmerte es ihm:
Das Mehl!
Ohne lange zu zögern, schlüpfte Jimin in sein nun sauberes Strickhemd, was Jin ihm gestern Abend noch gewaschen hatte, und war kurz darauf auf seinem Besen unterwegs zum Hafen.
Das Schiff mit den vielen Ladungen Mehl an Bord legte gerade ab, doch Jimin hob kurzerhand die Arme und sprach:
So halte ein, ich bitte dich,
hast du heute was für mich?Der Dampfer stoppte mitten in der Bewegung und die Leute auf dem Deck reckten zornig die Fäuste in die Luft, als sie Jimin erblickten.
"Hey, mach gefälligst, dass wir weiter fahren können. Sonst setzt es was..."
Doch die Junghexe reagierte nicht, sauste im Affentempo auf das Schiff zu und schnappte sich den nächsten Sack Mehl, ohne sich noch einmal zu dem vor Wut schnaubenden Mann umzudrehen.
Rasch sprach Jimin den Verkleinerungszauber und steckte das Mehl in seine Hosentasche, jagte mit seiner kostbaren Beute über den dämmrigen Horizont davon.
Als das Schiff endlich wieder fuhr, war die Junghexe bereits zurück in der Bäckerei, sprach den Gegenzauber für die Schrumpfformel und stellte das Mehl in die Ecke des Verkaufsraumes.
Das war ja gerade noch einmal gut gegangen...
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A Witch's Delivery || Yoonmin ✔
FanficMit gerade mal 16 Jahren muss die Junghexe Park Jimin von seinem vertrauten Zuhause in die große Stadt gehen, um dort den ersten Schritt ins eigene Leben anzutreten. Nach einem etwas holprigen Start lernt Jimin schließlich den gleichaltrigen Bäcker...