Abschluss

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Kaia mochte ihre neue Arbeit.

Summend sah sie die Bücher durch, die gerade von einem älteren Herren zurück in die Bibliothek gebracht worden waren. Er hatte mehrere Krimis ausgeliehen und eben mit den Worten "Jetzt muss ich mir etwas neues zum auslesen suchen." zurückgegeben. Dann hatte er sich mit einem zufriedenen Lächeln auf den Weg zur Ecke der Bibliothek gemacht, in dem die Krimis ihren Platz hatten.

Kaia genoss die Ruhe hier. Sie genoss den Geruch der Bücher, das warme Licht, das durch die Fenster schien und sie genoss die Atmosphäre. Sie hatte des Öfteren auch nette Gespräche mit Besuchern der großen Stadtbibliothek.
Sie liebte es, sogar viel mehr, als sie es anfangs erwartet hätte.
Als junge Frau hatte sie immer im Laden ihrer Eltern ausgeholfen, bis sie schließlich mit ihrem Ex-Freund nach St. Popura gezogen war, um dort zu leben. Dort war sie Hausfrau, wollte ihn damals sogar heiraten, bis sie herausfand, dass er sie betrog. Und als Kaia zurückkam arbeitete sie für kurze Zeit als Sekretärin des Bürgermeisters.

Kaia musste zugeben, dass ihr die Arbeit hier mit Abstand am besten gefiel. Im Laden ihrer Eltern stank es oft nach Fisch und immer immer immer rochen ihre Hände fischig, egal wie oft sie sie wusch. Als Hausfrau hasste sie es nicht ausgelastet zu sein, sie langweilte sich halb zu Tode und wollte immer mehr machen, aber kam nie wirklich dazu alles in die Hand zu nehmen.
Sie musste schon zugeben, dass es ihr großen Spaß gemacht hatte für den Bürgermeister zu arbeiten, zumindest anfangs, doch rückblickend nahm es so viel Zeit in Anspruch, sie war beinahe immer am arbeiten gewesen. Und außerdem war sie immer im Zentrum des Geschehens und mitten im Trubel.

Doch hier hatte sie den perfekten Ausgleich gefunden, auch wenn sie noch nicht so lange hier war, fühlte sie sich außerordentlich wohl.
Es waren erst ein paar Wochen vergangen, seit sie Kalifa vertreten hatte und seitdem hatte Kaia Eisberg nicht mehr gesehen.
Sie hatte anfangs noch gehofft, dass er vielleicht zu ihr kommen würde, doch das war nicht geschehen. Ein kleiner Funken Hoffnung war immer noch in ihr, doch sie versuchte ihn nicht zu nah an sich heran zu lassen.
Denn sie dachte ständig, in jeder freien Minute, an den Bürgermeister. Sie konnte nichts dagegen tun. Sie liebte ihn. So sehr, dass es sie immer noch schmerzte. Aber es war besser, dass sie nun hier war.

Und Kaia war froh, dass sie nun wusste, woran sie war. Es war wie damals, als sie noch 15 gewesen war. Beinahe 15 Jahre später war es fast genauso. Er liebte sie nicht.

Kaia verzog das Gesicht. Alleine der Gedanke machte sie traurig und trieb ihr die Tränen in die Augen. Ihr Herz schmerzte und sie versuchte tief durchzuatmen und sich zu beruhigen. Auch wenn es nun weh tat, so wusste Kaia auch, dass es viel schmerzhafter wäre ihn regelmäßig zu sehen und so zu tun, als wäre nichts. Sie könnte nie nur mit ihm befreundet sein, denn das wäre viel schmerzhafter für sie gewesen.

Mit einem Seufzen verbannte sie diese Gedanken wieder und ordnete die Bücher, nachdem sie das Rückgabedatum hinten in die Karte eingetragen hatte, auf den kleinen Wagen neben sich. Auf diesem lagen schon ein paar andere Bücher, die im Laufe des Tages zurückgebracht wurden und nur darauf warteten wieder an ihren ursprünglichen Platz gebracht zu werden.

Der Tag verging ruhig und Kaia ging ihrer Arbeit nach, plauderte mit den Kollegen und Kolleginnen und auch mit den Besuchern. Sie räumte die Regale wieder ein, beriet ein kleines Mädchen welches Märchen ihr wohl besser gefallen würde und räumte dann noch ein bisschen auf. Kaia musste zugeben, dass sie sich wünschte es gäbe noch mehr zu erledigen, aber die Bibliothek schloss bald und es gab nichts mehr zu tun.

Das bedeutete, dass sie sich nun auf den Weg zur Galeera machen musste. Etwas, das sie schon seit Tagen aufschob.
Aber auch wenn sie nicht so gerne dorthin wollte, musste sie doch immer noch ihre Schulden abbezahlen und die nächste Ratenzahlung war inzwischen fällig. Um genau zu sein, die Erste seitdem sie selbst für die Galeera gearbeitet hatte.
Davor musste sie allerdings noch bei der Wohnung vorbeisehen, die sie vermietete.
Also stieg sie in Mintos Sattel und machte sich langsam und gemächlich auf den Weg.

Schiffswrack || One PieceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt