Wiedersehen

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Das leise Rauschen des Wassers drang durch das geöffnete Fenster in die Küche der kleinen Wohnung.
Stimmengewirr und das Kreischen der Möwen vermischte sich und hier und da unterbrach der Ruf eines Jagaras die eintönige Geräuschkulisse.

Kaia saß über den Küchentisch gebeugt. Das Gesicht in ihrer Handfläche vergraben und tief durchatmend.
Ein weiteres Mal hatte sie ihre Schulden überschlagen und ist nun endgültig zu dem Entschluss gekommen, dass es die beste Entscheidung war sich eine neue Wohnung zu suchen. Ihre Wohnung im innersten Stadtring war relativ hoch im Kurs und wenn sie sie vermietete sollte sie gut über die Runden kommen können.
Selbstverständlich würde sie auch arbeiten müssen.

Doch das alles machte ihr nicht so viele Gedanken und eigentlich auch gar nicht so viel Angst.

Viel schlimmer war, dass sie immer noch nicht genau wusste, wie sie die ganze Situatuion mit der Galeera klären sollte.

Noch einmal konnte sie die Rate nicht aufschieben und wenn Kaia ehrlich war, dann sah sie jeden Moment die Gerichtsvollzieher vor ihrer Tür stehen, die ihr die Wohnung leer räumten.
Nicht, dass die junge Frau viel von Wert besaß.
Aber in Extremfällen wurden hoch verschuldeten Familien selbst die Jagaras weggenommen und davor fürchtete sie sich besonders.

Mit einem Seufzen fuhr sie sich durch die Haare, schob sie sich mit den Fingern nach oben und band sie sich hoch.
Minto schnarchte am Beckenrand leicht vor sich hin und Kaia war so in Gedanken versunken, dass sie das erste Klopfen an der Tür gar nicht hörte.

Das zweite, etwas lautere Klopfen, ließ sie dafür umso mehr aufschrecken.
Als die junge Frau vom Küchentisch aufsprang, stieß sie sich sowohl den kleinen Zeh, als auch das Knie am Tischbein und einen Moment blieb ihr die Luft weg, als der Schmerz durch ihren Körper jagte.

"Verdammte Scheiße!", fluchte Kaia los, hielt sich an der Tischplatte fest und ballte ihre freie Hand zur Faust.
"Ich komme sofort!", rief sie dann noch ein bisschen lauter und rieb sich mit ihren kühlen Fingern über die schmerzenden Stellen.
Dann drehte sie sich von den ganzen Papieren weg und ging humpelnd die wenigen Schritte zur Hautür.

"Was kann ich für Sie tun?", fragte sie, den Blick noch auf den Boden gerichtet und als die Augen nach oben wandern ließ, zuckte sie leicht zurück.

Einen Moment lang war es still und Kaia glaubte, dass der Mann, der ihr gegenüber stand ihr Herz schlagen hören musste, so laut hörte sie selbst es in ihren Ohren pochen.

"Guten Morgen, Frau Edalon.", sagte die melodische Stimme.
Sie klang wie ein angnehmes Brummen und die Brünette strich sich überfordert eine Strähne die aus ihrem Zopf gerutscht sein musste, hinters Ohr.

"Nun... Guten Morgen, Herr Bürgermeister.", nuschelte sie dann und blickte unruhig zur Seite.
Dann öffnete sie die Tür ein Stück weiter und deutete mit ihrer freien Hand, dass er gerne reinkommen durfte. "Kommen Sie doch rein...", murmelte sie dann unsicher und blickte zu ihm auf, wich direktem Augenkontakt aber sofort aus.

Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als der groß gewachsene Mann an ihr vorbei in die Wohnküche trat.
Angst flammte in ihrem Bauch auf, da sie genau wusste, dass Herr Eisberg ihren Wutanfall am Vortag mitbekommen haben musste.

"Ich denke das hier", der Blauhaarige kramte in seiner Hosentasche, dabei unterbrach er seinen Satz und blickte nach unten. Heiße und kalte Schauer jagten Kaia über den Rücken. Sie wusste genau, was er gleich hervorziehen würde. "haben Sie gestern verloren...", sagte er und ein paar seiner dunkelblauen Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht, als er wieder zu ihr aufblickte.

Kaia sah ihn perplex an.

Sie wusste es.

Sie brauchte nicht einmal auf seine Hand zu schauen, um zu wissen, dass er ihre Einladung in der Hand hielt, die sie gestern in Rage zusammengeknüllt hatte.

Schiffswrack || One PieceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt