Fuego

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Andrés kam immer weniger nach Hause

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Andrés kam immer weniger nach Hause. Natürlich bemerkten die anderen das auch, doch nur Sergio traute sich seinen Bruder darauf anzusprechen.
„Du hast was?", fragte Sergio fassungslos. „Eine Frau geheiratet. Was ist daran denn so besonders?", fragte Andrés. „Und das ist der Grund, warum du kaum noch hier bist? Was ist mit Ámbar?", fragte Sergio. „Die hat doch jetzt Martín. Wo ist das Problem?", fragte Andrés. Er bemerkte keineswegs, dass sein Handeln äußerst fragwürdig war. Sergio seufzte. „Na siehst du? Es gibt kein Problem.", sagte Andrés und ging. Sergio sah ihm hinterher. „Wie soll ich ihr das nur erklären?", fragte er sich leise.

Er machte sich auf den Weg ins Kaminzimmer, wo Ámbar stand. „Na gut, kurz und schmerzlos.", flüsterte er.
Ámbar stand mit dem Rücken zu ihm gekehrt. „Ámbar, also...", fing er an, doch sie unterbrach ihn. „Es ist mir egal, was es ist. Sag es einfach.", sagte sie, ohne ihn auch nur anzusehen. „Andrés hat wieder geheiratet. Deswegen ist er kaum noch hier. Und seine Frau weiß nichts von dir. Sie mag keine Kinder.", erklärte er etwas bedrückt. „Ach wirklich?", fragte Ámbar. Sie hatte einen Klos im Hals, versuchte es aber so gut sie konnte zu verbergen. „Ich hoffe sie kann ihn glücklich machen.", fuhr sie fort. Sergio hatte sie natürlich schon durchschaut, doch er sprach es nicht an. Er wollte sie nicht in eine noch unangenehmere Situation bringen. „Er kommt später wieder. Vielleicht sprichst du selbst mal mit ihm darüber.", schlug Sergio vor und zog sich zurück.
Ámbar atmete tief durch. Sie musste das ganze erstmal verdauen.

„Hey, warum so griesgrämig?", fragte Martín, der Sergio über den Weg lief. „Ich habe gerade Ámbar erzählt, dass...", weiter kam er nicht. Auch ihm war das ganze ein Dorn im Auge. „Was erzählt?", fragte Martín skeptisch. Sergio seufzte. „Dass Andrés wieder geheiratet hat.", sagte er knapp. Martín erstarrte. Für ihn brach die gesamte Welt zusammen. Nun wurde ihm auch klar, warum Andrés unbedingt wollte, dass er mit Ámbar zusammen war.
„Martín, geht es dir gut?", fragte Sergio besorgt. Martín war total blass und konnte sich scheinbar kaum auf den Beinen halten. „Was...? Nein, mir gehts gut...", sagte er und ging etwas taumelnd. Sergio sah ihm hinterher. „Jetzt geht alles den Bach runter.", befürchtete er.

Am Abend kam Andrés nach Hause. Keiner war im Haus, außer Ámbar. Sie stand im Wohnzimmer. Die Stimmung war schon jetzt angespannt. Als er das Wohnzimmer betrat und Ámbar sah, blieb er stehen. Sie stützte ihre Arme auf die Sofalehne und war ihm mit dem Rücken zugewendet. „Ich hab gehört, du hast wieder geheiratet. Herzlichen Glückwunsch.", sagte sie ohne irgendeine Emotion in der Stimme. „Ámbar, es tut mir leid, dass ich es dir nicht gesagt hab. Ich wollte einfach nicht, dass du es in den falschen Hals bekommst.", antwortete er. Ámbar wusste natürlich, dass das nichts weiter als leeres Geschwafel war. Er legte seine Hände auf ihre Schultern und sah ihr über ihre Schulter hinweg ins Gesicht. Sie zwang sich ein Lächeln auf und sagte „Ist schon okay. Ich freue mich für dich.". Sie sah ihn jedoch nicht an. „Na siehst du? Dann ist doch alles gut!", sagte er und lachte. Ámbar war gar nicht zum Lachen zumute. „Ich bin zwar jetzt öfter weg, aber du hast ja Martín.", fügte er hinzu. Ámbar ließ nur ein zustimmendes „Hmm" erklingen. Noch immer zierte ein gezwungenes Lächeln ihr Gesicht. „Gut, dann kann ich ja wieder gehen.", beschloss er und verließ mit einem grinsen das Haus. Nun stand Ámbar dort, völlig allein in dem riesigen Haus. Ein Windzug wehte durch den Raum und ihr lief ein kalter Schauer über den Rücken. Es war dunkel. Es kam ihr schon fast vor, wie in einem Horrorfilm.

Mit einem prachtvollen Abendkleid bekleidet, lief sie durch die Gänge des Hauses. Sie trug 2 Kanister und leerte diese beim laufen. Noch immer war es dunkel und noch immer war sie alleine. Als die Kanister schließlich leer waren, und sie die Flüssigkeit im ganzen Haus verteilt hatte, holte sie ein Feuerzeug aus der Tasche ihres Kleides. Sie ließ die kleine Flamme erscheinen und betrachtete sie kurz. Dieses kleine Licht konnte die große Eingangshalle jedoch nicht mal ansatzweise erleuchten. Sie schrie „Feuer!", und warf das Feuerzeug in die von ihr gelegte Spur. Die gesamte spur entzündete sich augenblicklich und das ganze Haus war hell erleuchtet. Es stand in Flammen.  Mit großen Augen betrachtete sie das Feuer und fing an zu lachen, wie eine verrückte. Sie verlor den Verstand. Sie dachte nicht einmal daran das Haus zu verlassen.

Glücklicherweise kam genau in diesem Moment Martín die Straße entlang gelaufen. Er sah, dass das Haus hell erleuchtet war, dachte sich zunächst jedoch nichts dabei. Erst, als er den Rauch roch, wurde ihm klar, dass das Haus dabei war, niederzubrennen. So schnell er konnte, rannte er in das brennende Haus.
Ámbar saß zwischen den Flammen auf dem Boden. Martín konnte nicht genau sagen, ob sie noch immer lachte, oder ob sie hustete. Er hob sie hoch und brachte sie in den Garten. Vorsichtig setzte er sie auf dem Rasen ab. „Was machst du denn, bist du irre?", fragte er entsetzt. „Ich bin ein krankes Mädchen, das eh nicht mehr lange zu leben hat. Ich bin die Tochter von Andrés, was erwartest du denn? Dass ich mir so einen Spaß entgehen lasse und stattdessen in der Hütte vergammle?", fragte sie und lachte auf. „Das hat Spaß gemacht.", fügte sie hinzu. Martín kniete vor ihr. Er packte sie am Ausschnitt und zog sie etwas zu sich hoch. „Bist du verrückt geworden?", fragte er entsetzt und etwas aufgebracht. „Ich mag es, wenn du böse wirst.", antwortete sie und ließ ihren Kopf in den Nacken fallen. Sie lachte und sagte „Bestraf mich doch.". Martín seufzte. „Ich bin schon tausende Male gestorben, da schadet ein weiteres Mal doch auch nicht, oder?", fragte sie und sah ihn wieder an. „Hast du zu viel Rauch eingeatmet, oder was?", fragte er etwas sauer und hob sie hoch. Er blickte zum Haus. Es stand lichterloh in Flammen. Die rot orangenen Flammen vor dem violetten Abendhimmel hatten was schönes. Er brachte sie in seine Wohnung. Das Haus brannte komplett aus.

Nachdem das Haus schon komplett ausgebrannt war, kam Sergio zurück. Als er das Haus sah, stockte ihm der Atem. Mit Tränen in den Augen, fiel er auf die Knie. Er konnte ja nicht wissen, dass Martín Ámbar rechtzeitig gerettet hatte.

Sergio klingelte bei dem Haus von der neuen Frau seines Bruders. Seine Augen waren rot. Die Frau öffnete die Tür. „Ist Andrés da?", fragte Sergio. Die Frau, die nicht besonders nett schien, nickte nur. Sergio trat ein und ging ins Wohnzimmer, wo Andrés stand. „Andrés, dein Haus ist verbrannt.", sagte er geradeheraus. „Was?", fragte Andrés und drehte sich geschockt von ihm weg. „Es ist komplett ausgebrannt und...", fing er an, doch zögerte, bevor er fortfuhr. „Ich denke Ámbar war darin.". Andrés erstarrte. „Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass sie woanders war, doch die Wahrscheinlichkeit, dass sie darin war, ist deutlich höher. Du weißt, dass sie das Haus nie verlassen hat...", sagte Sergio. Andrés erstarrte. Er nickte nur. „Wer ist Ámbar?", fragte seine Frau streng. „Meine Tochter.", gab Andrés zu. „Tochter? Du weißt ganz genau, dass ich Kinder verabscheue! Das war's!", schrie sie und warf ihren Ehering sauer auf den Boden, bevor sie den Raum verließ. „Lass uns gehen.", schlug Sergio vor, dem die ganze Situation äußerst unangenehm war. Andrés nickte und sie verließen das Haus.

Nachdem Martín die beiden angerufen hatte, eilten sie zu ihm.
Ámbar lag friedlich schlafend auf seinem Sofa. Er betrachtete sie. Obwohl er ihr Sachen von sich selbst zum anziehen gegeben hatte, lag noch immer der Geruch von Rauch in der Luft. Er seufzte.

Ist diese Familie noch zu retten?

Haus des Geldes - Auf zu neuen UfernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt