Kapitel 10

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"Lieber Dazai, 

Ich muss dir das jetzt einfach schreiben, auch wenn wir uns vor nicht mal zwei Stunden gesehen haben. Auf dem Weg zu meiner Wohnung war ich wohl zu sehr in meinen Gedanken versunken und bin gegen jemanden gelaufen. Aber es war nicht einfach irgendwer, nein es war Ranpo Edogawa, einer deiner Arbeitskollegen. Und da du nunmal mit ihm zusammenarbeitest weißt du ja auch, wie schnell er seine oft richtigen Schlüsse zieht. Tja und er fragte mich wie unser Treffen war und ob es dir nun besser geht. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie er das durchblicken konnte, denn ich glaube nicht, dass du ihm etwas verraten hast. Trotzdem bereitet mir das Sorgen. Ich habe Angst, dass er unsere Verbindung unterbrechen will oder dich damit bedrängt oder gar erpresst. Könntest du dich in deiner momentanen Verfassung dagegen wehren oder würdest du viel eher daran zerbrechen? Ich will es mir nicht vorstellen. Wir werden ja sehen, wie sich die Dinge entwickeln werden...

Dennoch möchte ich dir dafür danken, dass du zum Treffen gekommen bist. Ich habe es so verdammt vermisst dich zu umarmen, dich zu küssen, ja dich auch nur aus der Nähe zu sehen. Auch wenn wir uns jetzt ein Limit gesetzt haben, möchte ich nicht, dass du dich unnötig unter noch mehr Druck setzt. Alles was jetzt zählt ist, dass es dir besser geht. Mir ist durchaus bewusst, dass das nicht von heute auf morgen geht und das es ein langer Weg sein kann, aber bitte versuch es wenigstens. Leider werde ich dich nicht so gut unterstützen können, wie ich es mir wünsche, aber ich bin immer für sich da. Schreib mir wann immer du das Verlangen hast einen Brief, egal ob er voller Liebe, Trauer, Hass oder einfach negativen Gefühlen ist. Wie ich schon einmal gesagt habe, ist es wichtig, dass du über deine Gefühle, auch die negativen, redest und nicht nur alles in dich hineinfrisst. Du sagtest mal, dass ich die einzige Chance für dich bin ehrlich zu sein. Also nutze diese Möglichkeit bitte auch. Jedes mal wenn du aufrichtig mit mir sprichst, bin ich stolz auf dich, dass du es tust und ich bin gerührt davon, dass ich die Person sein darf, der du so sehr vertraust. Ganz nachvollziehen, warum das gerade ich bin, kann ich zwar immer noch nicht, aber es macht mich glücklich. Falls es dir schlecht geht denk immer daran, dass ich bei dir bin, zwar nicht körperlich aber ich werde in Gedanken immer bei dir bleiben. 

Mit Liebe 

Chuuya"

Chuuya faltet den Brief mit einem Seufzen und hofft die richtigen Worte gewählt zu haben. Immer noch ist die Sorge in ihm, was es mit dem seltsamen Treffen mit Ranpo Edogawa zu tun hat. Will er ihnen Schaden oder ist er einfach nur neugierig und will herausfinden, was zwischen den beiden läuft? Leider kennt der Orangehaarige den Schwarzhaarigen nicht so gut und kann ihn daher auch nicht einschätzen, um richtig zu wissen, was er vor hat. Sollte der Detektiv mit seinem neugewonnenen Wissen Dazai bedrohen, so wird ihm Chuuya das nicht verzeihen können. Nachdem er den Brief in den Umschlag gepackt hat, legt er ihn auf seinen Schreibtisch und legt sich etwas auf die Couch um zu dösen. Heute hat er zum Glück mal frei und versucht etwas zu entspannen. 

Dazai öffnet den Brief und als er die ersten Worte liest stockt ihm der Atem. Zwar wusste er, dass Ranpo überaus schnell richtige Schlüsse zieht, aber warum gerade er? Am liebsten würde er ihn später in der Detektei darauf ansprechen, aber das wäre dann doch etwas zu offensichtlich. Der Braunhaarige glaubt zwar nicht, dass sein Arbeitskollege ihn erpressen würde, aber dennoch fühlt er sich eingeschüchtert. Chuuya war immer sein Geheimnis, niemand soll wissen, was zwischen ihnen läuft und es ging ja auch eine Zeit lang gut. Es ist so als wäre seine Privatsphäre völlig durchbrochen würden und er fühlt sich auf eine seltsame Art und Weise nackt. Jetzt wird ihm klar, dass wohl jedes Geheimnis und jede Lüge irgendwann aufgedeckt werden muss. Lange überlegt Dazai, was er antworten könnte, aber es fällt ihm nicht sehr viel ein.

"Chuuya,

Danke, dass du mir das mit Ranpo erzählt hast. Ich wage es zu bezweifeln, dass er mich mit seinem Erpressen will, aber trotzdem habe ich irgendwie Angst. Ich kann ihn ehrlich gesagt auch nicht wirklich einschätzen, vielleicht ist er auch wirklich nur neugierig. Es kommt mir so vor, als würde er hinter jedes Geheimnis kommen und jede Lüge durchblicken und selbst ist er ein Mensch, der von eben diesen Dingen umgeben ist. Man weiß nichts wirkliches über seine Vergangenheit und seine Fähigkeit ist auch nicht mit Sicherheit eine solche. Vielleicht werden wir seine Absichten irgendwann durchschauen, oder wir sterben vorher...

So wichtig die Sache mit Ranpo auch sein mag, gibt es für mich etwas wichtigeres zu sagen. Du bist die Person, der ich am meisten vertraue, weil du mich noch nie hintergangen hast. Selbst als ich damals gegangen bin, hast du insgeheim noch zu mir gehalten. Außerdem bist du auf meinen ersten Brief eingegangen und hast diesen nicht einfach aus Groll ignoriert. Ich möchte ehrlich mit dir sein, ich bin mir nicht sicher, ob ich so stark gewesen wäre, wenn die Rollen getauscht wären. Du bist das wertvollste für mich und deswegen gebe ich mich dir voll und ganz hin. Und ja ich versuche gesünder und positiver zu werden aber wie du schon gesagt hast ist es ein langer Weg. Letztes mal warst du direkt an meiner Seite und es hat trotzdem über ein Jahr gedauert, bis ich nicht mehr rückfällig war. Jetzt bist du zwar noch in meinem Herzen bei mir, aber deine körperliche Nähe fehlt einfach und die kann man nicht einfach so ersetzen. Dennoch werde ich dir immer schreiben, egal um was es geht, darauf kannst du dich verlassen. 

Mit all meiner Liebe

Dazai"

Letters from you - Dazai x ChuuyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt