Kapitel 1

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"Chuuya,

Ich weiß es nicht, aber vielleicht schaust du gerade auch in den Himmel. Vielleicht sehen wir gerade beide den vollen Mond an und denken an unsere gemeinsame Zeit. Ich vermisse dich so unfassbar sehr. Ich will wieder zurück zu dir, auch wenn es mir verwehrt ist. Die Hafenmafia wird mich nicht mehr aufnehmen und von den Detektiven will ich auch nicht weg. Hoffentlich finden wir irgendwann einen Weg um zusammen zu sein."

 Der Brief ist zwar noch nicht zu Ende und trotzdem treten Chuuya Tränen in die Augen. "Du Dummkopf, ich vermisse dich doch auch", flüstert er leise vor sich hin und betrachtet die schön geschwungene Handschrift seines alten Teamkollegens. Wie soll man auch bei solchen Worten gefasst bleiben? Sie schreiben sich jetzt schon seit einer Weile Briefe und jedes mal überraschen die Worte Dazais das Mitglied der Hafenmafia aufs Neue. Wie kann man bloß so geschickt damit umgehen? Der Orangehaarige schüttelt den Kopf und liest weiter, denn er hat nicht viel Zeit. 

"Manchmal denke ich daran, was gewesen wäre, wenn wir noch zusammen wären. Wenn ich damals nicht gegangen wäre. Wären wir wirklich glücklich geworden? Um ehrlich zu sein kann ich diese Frage nicht beantworten. Ich weiß auch nicht, wie dieses wahre Glück aussehen würde. Vielleicht wären wir in einem Team, du und ich und würden die Aufträge von Mori erfüllen. Aber ich will ich das wirklich? Das einzige, was ich weiß ist, dass ich mit dir zusammen sein möchte. Ohne Zwänge und Verbote. Ich möchte mit dir frei sein. Aber das wird uns wohl ewig verwehrt sein. Schließlich bist du bei der Hafenmafia und ich bei den bewaffneten Detektiven, da ist es uns einfach nicht erlaubt uns zu treffen. Das einzige, das ich jetzt mit absoluter Sicherheit sagen oder besser gesagt schreiben kann ist, dass ich dich immer noch genau so liebe wie vor vier Jahren. Und ich hoffe, du liebst mich auch noch. Leider habe ich jetzt nicht mehr sonderlich viel Zeit, da Kunikida gleich mit mir irgendwo hin will. Trotzdem freue ich mich wie immer auf deine Antwort.

Mit all meiner Liebe

Dazai"

Jetzt kann Chuuya sein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Es tut einfach weh diese Worte zu lesen, denn er fühlt genau das gleiche. Sie leiden beide unter dieser Liebe, die sie aber unter keinen Umständen aufgeben wollen. Es ist auch nicht der erste Brief, den der Orangehaarige von Dazai bekommt und der ihn so fertig macht, trotzdem gehen seine Gefühle gerade mit ihm durch. Seine Antworten fallen immer etwas knapper aus und trotzdem weiß er, dass Dazai genau merkt, was Chuuya nicht aussprechen kann. Das Mitglied der Hafenmafia wicht sich die Tränen weg und kramt in seinem Schreibtisch nach einem Blatt und einem Stift.

"Mein Lieber Dazai,

Ich habe nicht viel Zeit, gleich muss ich Akutagawa unterrichten, aber ich möchte zuerst eine Antwort für dich verfassen. Ja, ich schaue mir nachts immer den Mond an und ja ich muss dabei an unsere gemeinsamen Momente denken. Wie wir abends einfach auf einem Dach sitzen und den Himmel bestaunen. Wie wir uns heimlich küssen, damit die anderen der Mafia das nicht mitbekommen. Ich vermisse dich auch so unheimlich sehr und meine Liebe ist in keiner Sekunde verschwunden. Wir werden einen Weg finden zusammen zu sein, aber wir müssen noch warten. So weh es auch tut. Ich freue mich schon auf den nächsten Brief von dir. 

Mit Liebe

Chuuya"

Er starrt auf die Worte vor ihm und verzweifelt. Es sieht herzlos aus. So als wäre es einfach nur hingerotzt worden. Die Schrift unordentlich, die Worte nicht sorgsam überdacht. Aber es muss reichen, zu mehr bleibt keine Zeit. Schnell holt der Orangehaarige einen Briefumschlag hervor und schließt den Brief darin ein. Dann steht er von dem kleinen Schreibtisch seines Zimmers auf und begibt sich zu seinem kleinen Lehrling, der sich viel zu oft überschätzt. 

Dazai geht wie jeden Tag an seinem Postfach vorbei um zu sehen ob er einen neuen Brief von Chuuya bekommen hat. Und ja, da war einer. Schnell nimmt er ihn und macht sich auf den Weg zu seiner Wohnung. Dabei rempelt er versehentlich ein paar Passanten  an, die ihn dann beschümpfen. Aber all das kümmert ihn nichts. Das einzige was zählt ist das Papier in seinen Händen. Viele werden gerade das als wertlos erachten, aber sie haben keine Ahnung wie unbezahlbar ein paar geschriebene Worte sein können. An seiner Wohnung angekommen zieht er schnell die Schuhe im Flur aus, schließt die Tür und lässt sich dann auf das graue Sofa im Wohnzimmer fallen. Langsam und vorsichtig öffnet er den Briefumschlag und liest die Worte Chuuyas. Es ist nicht sonderlich viel, definitiv weniger als das, was er geschrieben hat, aber es reicht. Der Braunhaarige liest den Brief mehrmals und muss lächeln. So kennt er seinen kleinen Chaoten, immer im Stress, will aber trotzdem niemanden enttäuschen. Er erkennt den Ernst in Chuuyas Worten und weiß, dass die ihm entgegengebrachte Liebe genau so stark ist, wie seine eigene. Der Orangehaarige hat Recht, es wird noch viel Zeit beanspruchen, bis sie zusammen sein können, aber irgendwann wird es möglich sein. Man muss nur Geduld haben. Nachdem er den Brief ein fünftes Mal gelesen hat packt er ihn sorgsam in die abschließbare Schublade seines Schreibtisches, wo auch schon andere wertvollen Papiere von Chuuya liegen. Noch einmal atmet Dazai tief durch bevor er sich auf den Weg zum Büro der bewaffneten Detektiven begibt. 


Letters from you - Dazai x ChuuyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt