Kapitel 3

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"Lieber Dazai,

Ich kann einfach nicht auf den nächsten Brief von dir warten, deswegen schreibe ich dir noch einen. Gestern Abend saß ich in meinem Bett und musste an unsere erste Begegnung denken. Wie wir uns durch Mori kennengelernt haben. Damals konnte ich dich auf jeden Fall kein bisschen leiden. Und je nachdem wie du dich verhältst geht es mir heute immer noch so. Aber das ist egal, denn ich liebe dich trotzdem.  Unsere erste Mission zusammen war auch nicht die beste, aber je mehr wir miteinander gemacht haben, desto mehr habe ich gelernt dir zu vertrauen. Ich habe mich dir komplett anvertraut, wenn ich die Kontrolle über meine Fähigkeit abgegeben habe. Und du hast mich nie enttäuscht, immer warst du da und hast mich gerettet, bevor mir  etwas wirklich Schlimmes zustoßen konnte. Irgendwann war es nicht mehr Freundschaft was ich für dich empfand, es war viel tiefgründiger. Das war auch der Grund dafür, dass ich dich an jenem Tag geküsst habe. Und wieder hast du mich nicht enttäuscht. Nein, du hast mich gehalten und den Kuss erwidert. Du weißt gar nicht wie glücklich mich das gemacht hat."

Oh und wie gut sich Dazai an jenen Tag erinnern konnte. Der Himmel war wolkenverhangen und hin und wieder gab es ein paar Schauer. Ein Tag, an dem normale Menschen ihren Wohnungen oder Häusern geblieben wären. Vermutlich hätten die beiden dasselbe getan, wenn sie keine Mission von Mori zu erfüllen gehabt hätten. Nachdem sie diese erledigt hatten sind sie zusammen zu Chuuyas Wohnung gefahren, weil diese in der Nähe war. Dort haben sie sich auf die Couch fallen lassen und haben einen Kaffee getrunken. Und dann, ganz plötzlich, wurde Dazai von dem Orangehaarigen geküsst. Ohne jede Vorwarnung. Als Chuuya sich lösen wollte, weil es ihm dann doch unangenehm war zog Dazai ihn näher zu sich und erwiderte den Kuss. Danach lagen sie einfach kuschelnd auf der Couch und haben die Nähe des anderen genossen. Geredet haben sie seit dem Kuss nicht mehr, aber das war auch nicht nötig. So vergingen ein paar Tage, in denen es zwischen den beiden immer wieder zu Küssen und anderen Zärtlichkeiten kam, aber keiner von beiden konnte genau deuten, was das nun war. Dann nach einer guten Woche haben sie sich zusammengerissen und darüber geredet. Tja und dann waren sie heimlich ein Paar. Sie wussten beide, dass sie es nicht offiziell sein durften, da sie sonst als Druckmittel gegeneinander benutzt werden konnten. Die Feinde der Hafenmafia würden diese Situation gewiss ausnutzen wenn sie davon gewusst hätten. Dazai schwelgt so sehr in seinen Erinnerungen, dass er fast vergessen hätte, dass der Brief noch weiter geht. Für eine viertel Stunde hat er bestimmt nur Löcher in die Luft gestarrt und wie ein Trottel gegrinst. Über sich selbst grinsend widmet er sich wieder dem Papier in seinen Händen.

"Aber jetzt genug davon, sonst fange ich gleich noch an zu heulen während ich diesen Brief schreibe. Ich weiß zwar nicht den genauen Grund, warum du die Mafia verlassen hast, aber es muss verdammt wichtig gewesen sein. Du hast dabei allerdings auch mich verlassen und für kurze Zeit habe ich mein Vertrauen in dich verloren. Naja  eigentlich sind vier Jahre ja doch eine verdammt lange Zeit. Aber als ich den ersten Brief von dir erhielt, war ich positiv überrascht. Ich dachte du hättest die Zeit mit mir einfach so weggeschmissen, aber dieses Blatt Papier hat mir das Gegenteil bewiesen. Für dich waren diese vier Jahre genau so schwer wie für mich. Ich liebe dich noch genauso wie damals bei unserem ersten Kuss und auch mein Vertrauen hast du dir durch die Briefe zurückerobert. 

Mit Liebe 

Chuuya"

Es stimmt, Dazai hat Chuuya nie von der Sache mit Oda erzählt, er konnte es einfach nicht. Aber vielleicht wäre es mal an der Zeit genau das zu tun... Andererseits sollte man das persönlich klären und das ist nunmal unmöglich. Es fällt dem Braunhaarigen nicht mal wirklich leicht, an Odas Tod zu denken, wie soll er seine Gefühle, die er dabei empfindet dann in Worte fassen und diese auch noch aussprechen? Natürlich sind seitdem bereits vier Jahre vergangen und die Zeit soll ja bekanntlich dabei helfen alte Wunden zu heilen, wie viel Zeit es braucht, bis sie vollständig verschwunden sind hat allerdings niemand gesagt. Die einen brauchen ein Jahr, die anderen fünf und wieder andere brauchen ihr ganzes Leben lang. Dazai nimmt sich ein Blatt und einen Stift und beginnt damit seine Antwort zu verfassen. 

"Chuuya,

Ich habe vollstes Verständnis für deine Neugier, aber es fällt mir gerade bei dieser Sache wirklich schwer meine Gedanken in Worte zu fassen. Aber lass es mich trotzdem versuchen, weißt du damals, kurz bevor ich die Hafenmafia verlassen habe, war Sakunosuke Oda einer meiner engsten Freunde. Wir sind abends oft zusammen mit Ango Sakaguchi in eine Bar namens "Lupin" gegangen, das war halt  einfach unser Ding. Tja und wie du vielleicht weißt hat uns Ango verraten und Oda ist gestorben. Tja und daraufhin habe ich euch und leider auch dich verlassen. Tief in meinem Herzen bin ich immer noch traurig und es besteht auch immer noch eine Leere, die Odas Tod hinterlassen hat. Es tut mir aufrichtig leid, dass ich nicht schon vorher mit dir darüber geredet habe, aber der Schmerz war zu groß. Ich hatte keine Ahnung, wie ich meine Gefühle in Worten ausdrücken soll. Und ja, es tut immer noch weh, wenn ich an ihn denke, wie er in meinen Armen starb. Aber ich habe dich. Ich habe immer noch dich. Auch wenn ich oft versuche Suizid zu begehen, will ich eigentlich nur mit dir zusammen sterben, weil ich weiß, dass du dann bei mir bist. Also, wenn wir keinen anderen Ausweg finden, dann begehen wir Doppelsuizid. Denn dann werden wir endlich zusammen sein. Bitte Chuuya, ich weiß einfach nicht, wie lange ich es ohne dich aushalten kann. Ich brauche dich einfach, auch wenn ich dich sonst immer in meinen Armen gehalten habe brauche ich deine Nähe, die mir Kraft gibt. 

Ich freue mich jetzt schon so unglaublich sehr auf deine Antwort und ich hoffe, dass du mich jetzt ein bisschen besser verstehen kannst. 

Mit all meiner Liebe

Dazai"

Dazai blickt noch einmal auf seine geschriebenen Worte und überlegt ob es wirklich eine gute Idee war, etwas so vertrauliches in einen Brief zu packen. Chuuya ist natürlich die Person, die er am meisten vertraut, aber trotzdem hat der Braunhaarige etwas Angst. Er war noch nie so ehrlich, was seine Gefühle über Odas Tod angehen. Was ist, wenn der Brief von jemand anderem gefunden und gelesen wird? Egal, jetzt ist es geschrieben, also sollte der Brief auch verschickt werden. Seufzend packt er den Brief sorgfältig in einen Umschlag und schreibt die Adresse auf diesen. Er wird ihn zur Post bringen, wenn er zur Arbeit geht. 


Letters from you - Dazai x ChuuyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt