Kapitel 7

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Für dieses und folgende Kapitel gilt eine Triggerwarnung wegen selbstverletzendem Verhalten. Wer sowas nicht lesen kann sollte das überspringen oder mit dieser Story aufhören.

Chuuya,

Ich bin so unglaublich müde, das glaubst du mir nicht. Heute war ein verdammt schlechter Tag, einfach alles geht schief. Ich könnte auf der Stelle einschlafen, dabei haben wir gerade mal 3 Uhr am Nachmittag. Ich habe das Gefühl, als würden mir sämtliche Stunden zur Entspannung fehlen. Was soll ich bloß tun? Mit jedem gottverdammten Tag wird es schwieriger morgens aus dem Bett zu kommen, weil ich einfach keinen Sinn mehr darin sehe. Jeden Abend schmerzt mein Rücken, da er vom ganzen Stress so verspannt ist. Ich will dich bei mir haben, deine Nähe spüren. Am liebsten würde ich mich einfach mit dir in meinen Armen auf die Couch legen, kuscheln und die Zeit anhalten. Aber leider ist das nicht möglich. Das wird wohl auch keine Spezialität für immer erlauben.

Auch jetzt gerade sitze ich mit einem schmerzenden Rücken an meinem Schreibtisch und will einfach nur schlafen. Jeder Tag, den ich ohne dich verbringe erschöpft mich ein bisschen mehr. Die Arbeit in der Detektei wird anstrengender, Atsushi gerät oft in Schwierigkeiten und ich muss ihn dann mit den anderen da raus holen. Außerdem verlässt sich jeder auf mich, das kann ich nicht ändern, auch wenn es mich erdrückt. Gestern wäre fast etwas schief gegangen, weil ich nachlässig war. Durch meine fehlende Konzentration wäre Atsushi fast schwer verletzt worden wäre Akutagawa nicht da gewesen. Wir hatten Glück, aber trotzdem nagen die Schuldgefühle an mir. Der kleine ist schließlich so was wie mein Schützling. Was soll ich nur machen, wenn so etwas nochmal passiert und niemand da ist um uns zu unterstützen? Ich glaube ich sollte mich etwas hinlegen.

Mit all meiner Liebe

Dazai"

Die Augen Chuuyas fliegen über die geschwungenen Worte, die auf dem Blatt Papier in seinen Händen stehen und er seufzt schwer. Es tut ihm weh zu sehen, dass es Dazai von Tag zu Tag schlechter geht. Er will für seinen Freund da sein, ihn in den Arm nehmen und nie wieder loslassen. Ja, er versteht den Braunhaarigen, denn auch er trägt tief in sich Schuldgefühle, allerdings hat er gelernt damit einigermaßen umzugehen. Dazai scheint das allerdings nicht zu können und macht sich selber Vorwürfe, das muss der Orangehaarige unterbinden so schnell es geht. Schnell greift er nach Papier und Stift und beginnt zu schreiben.

"Lieber Dazai,

Ich kann mir gut vorstellen wie du dich fühlst. Auch mir fällt es von Tag zu Tag schwerer so zu leben, wie ich es im Moment tue und auch mir unterlaufen Fehler. Aber eines musst du dir merken, die Person, die du gestern warst, das warst du. Die Person, die du heute bist, mit all den Fehlern und den Schuldgefühlen, die du in dir trägst, das bist du. Und vielleicht wirst du morgen ein kleines Stück klüger sein als heute, aber das wirst immer noch du sein. All die Fehler, die du machst, all die Taten die du ausführst und alle Gefühle, die tief stecken gehören zu dir und machen dich zu der Person die du bist. Und ich liebe diese Person. Du musst dir merken, dass es keinen Menschen auf der ganzen Welt gibt, der perfekt ist, auch wenn manche so erscheinen. Warum achten wir eigentlich immer mehr auf andere als auf uns selber? Es ist doch scheißegal, ob die Person jetzt dünner sportlicher, künstlerisch begabter oder was auch immer ist, als ich. Denn auch ich habe Fähigkeiten, die die eines anderen übersteigen. Und es wird auch eine Person geben, die das noch besser kann als ich. Man kann nun mal nicht perfekt sein. Deswegen sollten wir auch damit aufhören uns an anderen zu orientieren.

Du Dazai, bist immer noch Dazai. Du hast es geschafft mein Herz zu erobern und mich dazu zu bringen, dich zu lieben. Hättest du meine Liebe damals nicht erwidert, wäre ich vermutlich daran zerbrochen. Denn ich habe mich nach dir gerichtet, ich wollte dir gefallen im Nachhinein ist mir aber klar geworden dass ich mich nicht verstellen sollte. Schließlich solltest du mich ja so lieben wie ich wirklich bin und nicht nur eine Fassade, die ich aufgebaut habe um liebenswerter zu wirken. Zum Glück hat es ja funktioniert und dank dir hatte ich die schönste Zeit meines Lebens. Ich möchte auch wieder mit dir auf der Couch kuscheln und ich möchte dass die Zeit dann kurz stehen bleib. Leider ist das, wie du schon gesagt hast, bloßes Wunschdenken uns so unmöglich.

Ich habe mal wieder eine Bitte an dich, geh ins Badezimmer deiner Wohnung dreh das Wasser in der Badewanne an, lass diese voll laufen, in einer angenehmen Temperatur, und leg dich dann da rein. Versuch dich zu entspannen und atme tief durch. Bitte schlaf dabei aber nicht ein und ertränk dich nicht selbst. Danach ziehst du dir bequeme Sachen an und legst dich in dein Bett, von mir aus kannst du davor auch noch einen Tee trinken und etwas essen. dann legst du dich aber wirklich hin und schläfst. Ruf in der Detektei an und sag ihnen, dass es sein könnte, dass du morgen etwas später kommst. Bevor du dann richtig einschläfst machst du alle Wecker aus und schläfst dich am nächsten Morgen richtig aus. Jeder Mensch braucht mal eine Auszeit, auch wenn man Dazai Osamu heißt, merk dir das.

Mit Liebe

Chuuya"

Es sind ein paar Tage vergangen und Chuuyas Brief ist angekommen, Dazai sitzt auf seinem unbequemen Schreibtischstuhl und liest ihn aufmerksam. Der Orangehaarige hat recht, alle Fehler die er gemacht hat gehören zu ihm und machen ihn zu der Person, die er ist. Auch wenn er das tief in seinem Inneren weiß, ist es schwer das auch komplett zu akzeptieren. Als er das Ende des Briefes erreicht beschließt er, dass er Chuuyas Bitte folge leisten will und steht mühsam auf, noch immer wird er von Rückenschmerzen geplagt. Mit langsamen Schritten begibt er sich ins Bad und lässt Wasser in die Badewanne laufen, vielleicht bringt das ja wirklich was... Als das dann so ist legt er seine Kleider ab und lässt sich langsam ins angenehme Wasser gleiten. Sein Freund hatte recht, es hilft, je länger er im Wasser liegt, desto mehr lösen sich die Verspannungen. Langsam lässt er seinen Blick durch den Raum streifen und bleibt am Badewannenrand hängen. Ihm fällt sofort das ins Auge, das der Grund für seine bandagierten Arme ist. Langsam streckt er seine Hand nach dem Rasierer oder eher dessen Klinge aus und lässt sie dann träge in der Luft hängen. Nein, das kann er Chuuya nicht antun. Er hat dem Mafiamitglied versprochen, er würde damit aufhören und ist jetzt seit 5 Jahren clean. Trotzdem erklimmt ein Verlangen seinen Körper und er merkt, dass auch dieser große Zeitraum keinen Schutz vor Rückfällen bietet. Zischend zieht er seine Hand zurück und schüttelt den Kopf. Wie kam er überhaupt auf die Idee, das in Erwägung zu ziehen?! Schnell steht er auf und merkt, dass seine Muskeln zwar noch nicht vollständig gelöst sind, aber das es um einiges besser geworden ist. Er steigt aus der Wanne, zieht den Stopfen und trocknet sich dann mit einem Handtuch ab, dass er sich um die Hüfte wickelt. Dazai macht sich auf den Weg in sein Schlafzimmer, fischt ein paar bequeme Klamotten aus seinem Schrank, zieht diese an und geht dann in die Küche um sich einen beruhigenden Tee zu machen. Dann setzt er sich mit der dampfenden Tasse auf die Couch und kramt ein Blatt hervor, dass aus irgendeinem Grund auf dem Boden lag. Er muss es Chuuya sagen, ihm kann er immerhin vertrauen.

Letters from you - Dazai x ChuuyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt