Christmas saves the year [4.12.]

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„Du willst mich doch verarschen!"
„Was kann ich dafür?!"

Da war die Tür auch schon zugeschlagen.

Seufzend strich sich Semi über sein Gesicht, rieb sich über die Stirn, während er darüber nachdachte, wieso er denn nicht einmal seinen Kopf einschaltete, wenn er gewisse Aussagen tätigte.
Es war doch klar gewesen, dass Shirabu nicht gerade erfreut sein würde, wenn er ihm sagte, dass er an Weihnachten, wo sie von dessen Familie zum Essen eingeladen worden waren, einen Sonderauftritt hatte.
Es wäre eine „weihnachtliche Überraschung", hatte das Management seiner Band gesagt.
War wohl doch nicht so eine schöne Überraschung, wenn Semi seinem Freund genau dies sagte, nachdem dieser von dem anstrengendsten Tag der Woche zurückkam - Es war Mittwoch, da hatte der Jüngere nicht nur Vorlesungen in den seiner Meinung nach schlimmsten Fächern, sondern direkt darauf auch eine Schicht im Krankenhaus, in dem er nebenbei als Pfleger arbeitete, um etwas Geld dazu zu verdienen.

Semi ging in die Küche, holte eine Packung Schokoladenkekse aus dem Schrank, lief zurück zum Schlafzimmer, klopfte vorsichtig an die Tür.
Als - wie er erwartet hatte - keine Antwort kam, beschloss er, das Zimmer einfach zu betreten.

Shirabu saß beim Schreibtisch, seine Bücher waren vor ihm ausgebreitet, sein Blick starr auf die Zettel vor sich gerichtet, während das Licht seines Laptops den dunklen Raum etwas erhellte - nur die kleine Nachttischlampe auf seiner Seite des Bettes war eingeschaltet.

Vorsichtig näherte Semi sich ihm, umarmte ihn von hinten, was den Kupferblonden dazu veranlasste, von seinen Notizen aufzusehen und mit den Augen zu rollen.

„Was ist?"

Der Musiker reichte ihm die Kekse, während er seinen Kopf in Shirabus Halsbeuge vergrub. „Tut mir Leid."
„Was denn?"

Er wusste es ganz genau.
Er wusste es sowas von ganz genau.
Aber er zwang Semi förmlich dazu, es noch einmal zu wiederholen, indem er sich zu ihm umdrehte, ihm einen Blick zuwarf, der töten hätte können, und Semi ging vorsichtshalber einen Schritt zurück.
„Dass ich an Weihnachten keine Zeit habe."

Innerlich gab er sich gerade eine Ohrfeige.

Shirabu hob die Augenbrauen, starrte ihn an, als hätte er ihm etwas gesagt, was allen Gesetzen der Physik widersprach.
„Was-"
„Ja, also, ich- Es tut mir Leid, dass ich nicht mitkommen kann."

Und eine weitere gedankliche Ohrfeige.
Semi hätte sie am liebsten in Wirklichkeit ausgeführt.

„Scheiße... sorry, ich weiß doch nicht, was los ist."
War auch nicht ganz richtig, aber vermutlich das Beste, bevor er noch weitere Dinge sagte, die er nicht sagen wollte.

„Was los ist?", wiederholte der Jüngere. „Weißt du, meine Mutter geht mir seit Fünf Monaten damit auf die Nerven, dass sie an Weihnachten die ganze Familie versammeln will." Er atmete durch, schloss kurz die Augen. „Seit. Fünf. MONATEN! Und weißt du, was los ist, wenn ich ihr jetzt sage Ach, übrigens, geht doch nicht, weil Eita das vergessen und 'nen Auftritt eingeschoben hat?!"

Semi presste die Lippen zusammen, dachte gründlich über seine nächsten Worte nach. „Schau, ich... ich kann nichts dafür, wenn die jetzt draufkommen, dass wir das machen müssen. Die... die haben das halt einfach mit dem Frontmann beschlossen."
„Eita."
„Ja?"
Du bist der Frontmann."

Stille.

„Oh."

Augenrollend drehte Shirabu sich um, schrieb sich etwas zu seinen Notizen dazu.
„Es tut mir Leid, okay?! Es ging kein anderer Tag!"
„Gib doch einfach zu, dass du es vergessen hast!"
„H-Hab ich nicht!"
„EITA!"

It's Christmas TimeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt