Reverse (BoyxBoy)

Kapitel 5

Trice

"Du hattest da Schokolade" , flüstere ich.
Meine Augen funkeln ihn vergnügt verführerisch an. Seine Augen sind geweitet und anhand seiner Reaktion schließe ich, dass er noch nicht ganz realisiert hat, was gerade passiert ist. Ich konnte einfach nicht widerstehen. Die Situation war einfach zu perfekt dafür.
So langsam scheint er die Lage verstanden zu haben, denn sein Gesicht fängt an sich immer weiter rot zu färben. In mir steigt ein komisches Gefühl auf. Ich bekomme den Drang ihn weiter zu ärgern. Und eine weitere Reaktion aus ihm rauszukitzeln. So langsam bin ich über meine eigene Neugier echt erstaunt. Ich drücke Justin gegen die Wand und kniee vor ihm. Meine Hände umfassen seine Schultern und ziehen ihn zu mir heran. Mein Kopf nähert sich seinem Hals und ich berühre ihn vorsichtig mit meinen Lippen. Seine Haut fühlt sich so unglaublich weich an. Ich streiche mit einem Finger seinen Hals entlang bis zu seinem Schlüsselbein, woraufhin er erschaudert und eine Gänsehaut bekommt. Er mustert mich mit einem lustvollen Blick, der mich in seinen Bann zieht. Ich kann nicht anders und vergrabe meinen Kopf an seiner Schulter. Mit meiner Zunge lecke ich ihm langsam über den Hals bis zu seinem Kinn hinauf und wieder hinunter. Ich kann nicht widerstehen in seine weiche Haut zu beißen. Er zuckt leicht zusammen. Seine Hände zucken auch. Will er mich gleich wieder wegstoßen? Da er sich nicht rührt, mache ich für's erste weiter. Ich küsse mich seinen Hals entlang und schlecke immer wieder drüber. Sein Körper ist schon ganz angespannt. Er schaut zu mir auf und sieht mir fest in die Augen. Seine grün-braunen Augen sehen entschlossen aus, strahlen aber auch eine gewisse Unsicherheit aus. Und plötzlich werde ich von ihm weggeschubst.

"Was soll der Scheiß?", fährt er mich an und fässt sich an den Hals. Seine Stimme klingt wütend, doch sein Gesicht sieht überhaupt nicht danach aus. Es scheint viel mehr so, als hätte es ihm gefallen. Aber wieso reagiert er so? Was sind denn nun seine wahren Gefühle? Ich bringe kein Wort heraus, weshalb eine Weile Stille zwischen uns herrscht.

Doch diese Stille wird schnell wieder, durch eine heraufgerissene Tür, unterbrochen.

"Was macht ihr denn da?", fragen Luke und Leon gleichzeitig. Einen Moment lang denke ich, dass sie meine sexuelle Belästigung meinten, doch dann fragen sie weiter: "Wieso packt ihr schon ohne uns aus?"
Ich zucke nur mit den Schultern. Justin steht auf und verschwindet ohne ein Wort zu sagen und ohne irgendwen von uns anzuschauen im Bad.

Justin

Was zum Teufel sollte das eben?! Ich kann es immer noch nicht fassen. Ist das grad echt passiert? Ich denke nochmal an die Situation zurück. Mir steigt das Blut sofort wieder ins Gesicht. Die Körperstellen, die Trice berührt hat, glühen förmlich.

Wieso zum Teufel hat er das gemacht? Ich hatte ja wohl nicht ernsthaft Schokolade am Hals oder? Nein, das kann nicht sein. Wahrscheinlich treibt er nur seine Späße mit mir. Aber welcher Junge würde schon so weit gehen? Sowas würd nicht mal ich mir zutrauen, und ich stehe sogar auf Männer. Also für einen Scherz geht er definitiv zu weit.

"Lass dir das nicht gefallen, Justin!", murmel ich laut vor mich hin.

Wenn er das noch einmal macht, missverstehe ich es am Ende noch. Wie soll ich mich ihn gegenüber von nun an verhalten? Ich hab einfach keine Ahnung. Ich muss Leon bitten ihn von mir fern zu halten. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis Trice meine Gefühle für ihn bemerkt. Bei dem Gedanken werfe ich einen Blick in den Spiegel. Was ich sehe ist ein knallroter, bis über beide Ohren verliebter Idiot, der eigentlich total verzweifelt sein müsste. Stattdessen sehe ich ein Grinsen in dem Gesicht. Ich raufe mir die Haare.

"Jetzt reiß dich mal zusammen und wisch dir dieses verdammte Grinsen aus dem Gesicht", fluche ich mich selbst an.

"Justin, alles klar bei dir?", klopft Leon an die Tür. Er klingt besorgt.

"Jaja", rufe ich, "kann man nicht mal mehr in Ruhe aufs Klo gehen?"

Wie gern würde ich jetzt einfach hier drinnen bleiben und nie wieder raus kommen. Einfach die Nähe von Trice vermeiden... Ich betätige die Klospülung und wasche mir mit Wasser das Gesicht, in der Hoffnung die Röte vertreiben zu können. Von wem hab ich das überhaupt geerbt?! Das wird mir irgendwann echt noch zum Verhängnis! Ich seuftze und öffne die Tür.

"Hast ja echt lang gebraucht", heißt mich Leon gleich willkommen. Er liegt mit einem Magazin in der Hand auf seinem Bett.

Ich schiele automatisch in die Richtung von Trice. Er starrt mich ohne eine Regung in seinem Gesicht an. Wieder mal habe ich keine Ahnung was in seinem Kopf vorgeht. Ich versuche ihm einen bösen Blick zu zuwerfen und wende mich schnell ab. Eine Woche lang mit meinem Schwarm im selben Zimmer? Gott steh mir bei.