Justin
Jetzt krieg dich mal wieder ein. Es war doch nur ein dummer Scherz, kein Grund sich das gleich so zu Herzen zu nehmen.
"Leon, komm mit. Ich will mich jetzt doch umschauen" , wende ich mich Leon zu.
"Nicht dein ernst, oder? Bin ich dein Sklave oder was? Ich hab dich doch vor ein paar Minuten gefragt und da wolltest du nicht.", empört er sich.
Ich schaue ihn eindringlich an und versuche ihm so ein Zeichen zu geben. Er versteht natürlich sofort und wirft Trice einen kurzen Blick zu. Geht doch, die jahrelange Freundschaft zahlt sich aus.
Widerwillig legt er sein Magazin zur Seite und steht auf.Als wir das Zimmer verlassen, fragt er mich sofort begeistert: "Und? Was ist zwischen euch vorgefallen, dass es dich derart aus der Bahn geworfen hat?"
Ich hebe eine Augenbraue: "Woher plötzlich dieser Stimmungswechsel? Ich dachte du hattest kein Bock mit mir zu kommen?"
"Das war doch nur alles Show! Ich kann ja schlecht genauso auffällig sein, wie du immer.", erwidert er grinsend und legt mir einen Arm um die Schulter, "Nah, erzähl schon! Ich bin ganz Ohr"
Ich schaue ihn für einen kurzen Moment grimmig an und beginne dann doch zu erzählen: "Du weißt ja wir waren nur zu zweit...", ich zögere kurz während er mich erwartungsvoll ansieht, "Ach, ich weiß auch nicht genau was passiert ist. Ich habe ganz unschuldig ein Stück Schokolade gegessen, woraufhin er auch etwas abhaben wollte. Statt die Schokolade zu nehmen, hat er mich aber plötzlich angefallen und mich abgeleckt!"
"Wow, ist ja interessant. Und du hebst mir nichts von der Schokolade auf?" Leon tut so als wäre die Schokolade das wichtigste in der Geschichte. Ich boxe ihm in die Seite.
"Aua, ist ja gut. Kein Grund gleich handgreiflich zu werden. Ich mache ja nur Spaß!", er reibt sich die Stelle, die ich getroffen habe, "Was heißt, er hat dich abgeschleckt?"
Jaja, typisch Leon! Ich erzähle ihm hier von meinen Problemen und er hat nichts besseres zu tun, als sich mal wieder über mich lustig zu machen. Ich zeige auf die Stelle neben meinem Mund und an meinem Hals, da wo Trices Zunge mich berührt hat. Bei der Erinnerung wird mir wieder ganz heiß und ich wage es nicht Leon in die Augen zu schauen. Die ganze Situation ist mir aus irgendeinem Grund viel zu peinlich.
Leon scheint nicht zu verstehen, was daran so schlimm ist. Stattdessen fragt er, was denn mein Problem sei und weshalb ich mich nicht darüber freue.
"Wieso sollte ich mich darüber freuen, dass mein Schwarm mit mir spielt und es anscheinend auch amüsant findet, mich zu verarschen?!", entgegne ich frustriert.
"Wer sagt denn, dass er dich nur verarscht? Vielleicht steht er ja auch auf dich."
"Das glaubst du ja wohl selbst nicht."
"Ausschließen kann man es jedenfalls nicht. Ich kann ja auch nicht wissen, wieso er es sonst gemacht hat. Ich meine er hat doch keinen Grund, um dich zu veräppeln, oder? Also wenn du 'ne Antwort auf deine Frage haben willst, musst du schon ihn fragen."
Ich seuftzte: "Als ob ich das einfach so könnte. Ich weiß halt nicht, wie ich ihm nach der Sache noch unter die Augen treten kann."
"Das wird schon. Ich würd' vorschlagen, wir warten jetzt einfach mal ab. Vielleicht denkt er sich nichts dabei und es war nur eine einmalige Sache für ihn."
Bei diesen Worten fühle ich aufeinmal einen kleinen Stich in der Brust. Natürlich eine einmalige Sache, schließlich bin nur ich der Idiot, der was von ihm will und nicht anders rum. Es steht mir wohl auf dem Gesicht geschrieben, dass es mich leicht verletzt hat, denn Leon tätschelt mir den Kopf. Das macht er immer, wenn er meint, dass es mir nicht so gut geht.
"Kopf hoch", murmelt er. In so einer Situation, weiß er nie so recht, wie er sich verhalten soll. Leon legt seinen anderen Arm auch noch um mich, in der Hoffnung mich damit einwenig trösten zu können. Ich versuche meine Trauer zu überspielen und setze ein Lächeln auf, um ihm keine weiteren Sorgen zu bereiten.
In dem Moment kommen Trice und Luke um die Ecke. Mein Blick trifft sich mit dem von Trice. Wie immer kann ich nichts von seinem Gesicht ablesen.
"Wir haben jetzt Mittagessen.", berichtet Luke uns. Wir nicken nur und gehen zusammen in den Essenssaal. Auf dem Weg dorthin, kleben meine Augen die ganze Zeit über auf dem Boden.
"Und wie findest du die Herberge?", fragt mich Trice aus dem Nichts. Einfach so. So als wäre rein gar nichts. So als hätte er mir vorhin keine komischen Dinge angetan.
Stimmt ja, ich habe mir offiziell ja das Gebäude mit Leon angesehen."Ganz in Ordnung. Lässt sich hier aushalten, denke ich."
Hoffe ich. Die Herberge an sich ist ja wirklich okay, aber ob ich es hier mit Trice aushalte, ist eine andere Frage.
Er nickt kurz und setzt sich dann an einen Tisch. Da Leon und Luke sich am selben Tisch niederlassen, mache ich es ihnen nach.Scheint so, als würde Trice sich mir gegenüber ganz normal verhalten. Also werde ich das auch versuchen. Wenn man die ganze Situation aus einem anderen Blickwinkel aus betrachtet, habe ich eigentlich ein ziemliches Glück. Ich penne mit der Person, die ich mag in einem Zimmer, esse mit ihr zusammen, kann sie mal "außerhalb der Schule" beobachten. Ich betrachte seine Gestalt, während er isst und mir wird ganz warm ums Herz. Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Leon verdreht nur seine Augen, als er das sieht, hält aber diesmal seinen Mund. Er wirft mir diesen Blick zu der sagt: "Hast dich ja wirklich schnell erholt."
Nach dem Essen ist Trice der erste der aufsteht. Anscheinend will er seine Eltern anrufen. Da fällt mir ein, das muss ich ja auch noch machen. Ich esse noch schnell die Nachspeise auf und folge ihm dann. Im Zimmer angekommen, erblicke ich Trice ruhend auf dem Tisch liegen.
Ich gehe an ihm vorbei und rufe erstmal meine Eltern an.
Als er sich nach dem Anruf immer noch nicht gerührt hat, wage ich es, näher zu kommen. Ich setzte mich auf den anderen Stuhl."Schläfst du?", frage ich ihn leise. Da er keine Antwort von sich gibt, werte ich das mal als ein "Ja". Wieso schläft er nicht einfach im Bett? Ich muss leise lachen. Mhm, er sieht so süß aus, wie er da so liegt. Leider kann ich sein Gesicht nicht sehen, das er in seinen Armen vergraben hat. Mein Herz fängt an sich zu beschleunigen. Ich hab aufeinmal das Gefühl etwas seltsames, verbotenes zu tun, obwohl ich nur hier rum sitze. In mir wächst das Verlangen, einfach meine Hand auszustrecken und seinen Kopf, seine Haare zu streicheln. Also tue ich es auch. Ich finde das hab ich mir nach allem verdient. Langsam hebe ich meinen Arm. Seine Haare sind so schön weich, dafür, dass er ein Junge ist. Ich höre auf zu denken, sitze einfach nur da und tätschel seinen Kopf. Wie gerne würde ich ihn sein Gesicht blicken können. Ohne, dass ich auch irgendetwas tun kann, beugt sich mein Körper nach vorne und ich küsse ihn. Natürlich nicht auf den Mund, geht ja schlecht, aber immerhin seinen Kopf. Er erschrecke über mich selbst. Was zum Teufel mache ich hier eigentlich? Mein Herz macht keine Anstalten sich zu beruhigen. Ich fange an über mehr Dinge mit ihn zu fantasieren. Wie es wäre seine Lippen zu küssen, wie es wäre wenn wir ein Paar wären.
Plötzlich rührt er sich. Ich ziehe meine Hand schnell zurück. Schweiß bricht mir aus. Ich setzte mich aufrecht hin, während mein Herz gegen meine Brust pocht. Mir fällt keine passende Ausrede ein, für das was ich gerade getan habe. Aber zu meinem Glück, wacht er doch nicht auf. Schnelk und leise stehe ich auf und ziehe mich in mein Bett zurück. Ich bin doch nicht mehr normal! Bis vor knapp ein, zwei Stunden wollte ich ihm noch aus dem Weg gehen und jetzt fange ich mit soetwas an. Leon wäre stolz auf mich. Ich bin verdammt nervös, so wie noch nie zu vor. Aber auch verdammt glücklich. Mit einem Lächeln im Gesicht vegrabe ich mich unter der Decke und warte darauf, dass sich mein Herz wieder beruhigt und diese unerträgliche Hitze wieder verschwindet.
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Reverse (BoyxBoy)
RomanceJustin steht schon länger auf Trice, der bisher noch nie romantische Gefühle für jemanden empfunden hat. Dieser scheint allerdings schon bald zu ahnen, dass Justin in ihn verliebt sein könnte und nähert sich ihm zunächst ohne romantische Absichten...