Kapitel 14

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Trice

Also nochmal für's Protokoll:
Ich habe Justin aus Wut aufs Bett gedrückt, wobei er keine Reaktion gezeigt hat. Und plötzlich liege ich unter ihm. Was passiert hier? Irritiert starre ich zu ihm nach oben. Er schaut mich jetzt doch etwas verunsichert an und beginnt unbeholfen mit seinen Händen an mir herumzutasten. "Was machst du da?", frage ich ihn ziemlich verwirrt, doch er antwortet nicht. Erst als er Anstalten macht meinen Pulli hochzuziehen, stoppe ich ihn. Nun nimmt sein Gesicht doch eine rote Färbung an. Frustriert legt er seinen Kopf auf meine Brust: "Ich kann das einfach nicht..." Wovon spricht er da? Ich schaue ihn nur verständnislos an, woraufhin sein Blick wieder leicht glasig wird. Er beugt sich zu mir runter, hält kurz bevor sich unsere Lippen berühren jedoch inne. Versucht er etwa grade mich zu küssen? Schwer zu sagen, da er total gequält drein schaut und ziemlich mit sich selbst zu kämpfen scheint. "Du schaffst das, Justin..", murmelt er leise vor sich hin, als Versuch sich selbst zu ermutigen. Aber zu was? Etwa zu einem.. Kuss? Ich weiß selber wie bescheuert das klingt, angesichts der Tatsache, was ich eben erst gedacht habe. Aber wonach soll es denn sonst aussehen? Erschöpft von meinen nervigen Gedanken, versuche ich mich auf zu richten, während Justin immer noch über mir hängt. "Nein! Bleib liegen.", ruft er fast schon panisch und drückt mich wieder nach unten. "Was soll das Ganze werden, wenn's fertig ist?", frage ich gereizt. Was geht nur in diesem Jungen vor? Richtig unberechenbar. Zuerst sträubt er sich, selbst wenn ich ihn nur bisschen berührt habe und jetzt, nachdem ich ansehen musste, dass er bereits vergeben ist, kommt er mit sowas? Nicht mit mir. "Geh zur Seite.", befehle ich und bereue es sofort wieder. Es ist deutlich zu sehen, dass ihn das verletzt hat. In seinen Augen spiegelt sich Verzweiflung wider und seine Wangen sind gerötet. Erst jetzt merke ich, wie stickig es hier drinnen ist. Jedenfalls bekomme ich nur sehr schlecht Luft. Oder liegt es an meinem Herzschlag, der sich beschleunigt? "Trice", flüstert er mit einer gebrochenen Stimme, die mir zusätzlich Gänsehaut bereitet. Ich schließe meine Augen und atme tief durch. Er soll damit aufhören! Es ist fast schon unerträglich. Je länger ich versuche, mich zu beruhigen, desto schwerer wird mein Herzschlag und meine Atmung. Was stimmt mit meinem Körper nicht?

Kurz bevor ich meine Augen wieder öffne, spühre ich eine leichte Berührung auf meiner Wange, gefolgt von einem leisen Schmatzer. Ich starre in ein zufrieden lächelndes Gesicht, was ein noch komischeres Gefühl in mir auslöst. Mir wird heiß und mein Magen drückt seltsam. Trotz dieses Zusandes, würde ich ihn am liebsten...
Nein, ich darf sowas nicht denken! Ich schüttel irritiert den Gedanken von mir ab. Die Situation ist kaum noch zu ertragen und ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich könnte durchdrehen. Mein Herz zieht sich zusammen und aus irgendeinem Grund kommen mir fast die Tränen, was ich niemals zulassen würde. Ich schlucke und versuche erneut mich zu beruhigen. Justin will mir wieder einen Kuss auf die Wange geben, aber ich halte ihn auf: "Lass das! Mach sowas nicht, wenn du mich nicht liebst!" Die Worte sind mir einfach so heraus gerutscht. Oh mein Gott, wie lächerlich und bekloppt das klingt. Genau das zeigt auch Justins Reaktion. "Willst du mich verarschen? Du hast doch sozusagen genau dasselbe gemacht.", sagt er verständnislos. Ja, ja, das stimmt, aber trotzdem. "Außerdem..", Justin wendet seinen Blick ab, senkt seine Stimme und sieht mir dann wieder direkt in die Augen. Einen Moment lang herrscht absolute Stille. "Ich liebe dich.", flüstert er. Bei diesen Worten zieht sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Aber wieso? Aufeinmal ist mir die ganze Situation total peinlich. "Nein! Tust du eben nicht.", behaupte ich schnell. Wobei ich mir bei meiner Aussage ganz und gar nicht sicher bin und das eigentlich nicht mal sagen wollte. Liebt er mich also doch? Aber Leon? Mein Kopf fängt an zu schmerzen. Da ich nicht weiß, was ich tun soll, stoße ich ihn zur Seite und stürme einfach schnell aus dem Zimmer. Was mache ich nur?

Justin

Ich schaue Trice nach, wie er hinter der Tür verschwindet. Dann sinke ich kraftlos auf's Bett. Das war's dann wohl. Ich habe es verkackt. Und zwar so richtig. Wie kann man nur so dumm sein? Ich hätte echt nicht auf Luke und Leon hören sollen. Eine Mischung aus Enttäuschung, Trauer und Wut macht sich in mir breit. Und ich Idiot habe ihm auch noch meine Liebe gestanden! Die er dann auch noch eiskalt abwiesen hat! Wie fies kann man sein? Es hat mich meinen ganzen Mut gekostet und er?! Er... liebt mich einfach nicht. Ist es das was ich denken will? Ich kann ihn für nichts beschuldigen, trotzdem tut es weh. Eine Träne kullert mein Gesicht entlang. Nach und nach erscheinen immer mehr Flecken auf dem Bettlaken. Ich werfe schnell die Decke drüber und verschwinde aus dem Zimmer. Irgendwohin, wo mich keiner sehen kann. Ich komme mir vor wie der größte Idiot auf Erden, während ich krampfhaft versuche meine Tränen zurück zu halten. Wieso weine ich überhaupt? Was habe ich bitte erwartet? Genau... was?? Es war doch schon im Vorhinein klar, wie meine dämliche Aktion und mein lächerliches Geständnis enden würden. Was habe ich mir nur dabei gedacht? Und was war das bitte für 'ne Reaktion von ihm? Ich meine, er hat doch angefangen.. mit sowas. Woher nimmt er sich das Recht mich jetzt so zu behandeln? Ich hätte einfach stoppen sollen, als er es wollte, statt mich derart zu blamieren. Nie wieder.. ich werde nie wieder irgendwem meine Liebe gestehen! Ich hatte es ja von Anfang an nicht vor. Boah, ich hatte einfach so recht. Also hat er mich doch einfach nur verarscht. Natürlich, was denn sonst?

Zu meinem Entsetzen laufe ich in dem Moment auch noch Luke und Leon über den Weg. Das hat mir gerade noch gefehlt. Wie viel Pech kann man nur haben? "Justin! Was ist los?!", fragt Leon besorgt und kommt angerannt, während Luke auf der Stelle kehrt macht und in die entgegengesetzte Richtung geht.

Reverse (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt