Kapitel 9

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Justin

Am nächsten Morgen weiß ich gar nicht mehr wie ich in mein Bett gekommen bin. Ich erinnere mich nur noch schwach daran, wie Trice direkt nach dem "Kuss" wieder eingepennt ist. Ist das alles echt passiert? Oder hab ich das vielleicht doch nur geträumt? Ich hätte nicht so viel trinken sollen...
Verschlafen ziehe ich mir mein Hemd an, als plötzliche zwei fremde Hände unter meinen Armen hindurch schlüpfen und sich an meinen Knöpfen zu schaffen machen. Erst nachdem mein Hemd schon bis zur Hälfte aufgeknöpft ist, realisiere ich, was hier vor sich geht.

"Was machst du da eigentlich?!", fauche ich Trice an, der hinter mir steht, steige ihm dabei unsanft auf den Fuß und schubse ihn weg.
Für eine Weile ist es ruhig, bis er mit seinem Finger auf meinen Körper zeigt. Völlig verwirrt starre ich an mir runter. Ich hab doch tatsächlich mein Hemd falsch zugemacht.

"... das ist Absicht", versuche ich mich zu rechtfertigen, doch stattdessen kommt nur ein leises Murmeln aus meinem Mund. Trice hebt eine Augenbraue: "Hast du deinen Style geändert oder was?" Er schaut mich forschend an, während ich unruhig versuche seinem Blick stand zu halten. Irgwann wandern meine Augen automatisch zu seinem Mund hinunter. Sofort schießen mir Bilder von gestern Nacht in den Kopf. Ich schlucke und wende meinen Blick schnell ab. Bitte werd jetzt ja nicht rot!, flehe ich mich selbst an. Dann fällt mir auf, dass Trice keine Anzeichen davon zeigt, dass er weiß was passiert ist. Er verhält sich ganz normal, so wie immer.

Als er einen Schritt auf mich zu geht, zucke ich zusammen. "Alles okay bei dir? Du hast gestern etwas übertrieben" Ich hoffe du meinst das Trinken und nicht meine dämliche Akion in deinem Bett. "Ja passt schon", entgegne ich ihm, den Kopf gesenkt. "Sieht meiner Meinung nach aber nicht so aus..", er umfasst meinen Kopf und kurz darauf liegt seine Stirn auf meiner. Für den Bruchteil einer Sekunde bleibt mein Herz stehen und ich breche in Schweiß aus. Ich stoße ihn schnell von mir weg, damit er auch ja nichts mitbekommt. "Musst du mir immer gleich so nah kommen? Das ist unangenehm!", sprudelt es aus mir heraus. Kurz flackert etwas wie Wut in seinen Augen auf. "Wirklich? Wieso sträubst du dich immer so, obwohl du auf mich stehst?" Er wirkt todernst. Ich auf ihn stehen? Hab ich richtig gehört?! Was bildet er sich eigentlich ein. Eine Hitze steigt in mir hoch... Woher weiß er das überhaupt?

"Wie kommst du auf so einen Mist?!", presse ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen heraus, "Ich und auf dich stehen? Dass ich nicht lache!"
Ich packe ihn am Kragen und hoffe, dass ich grad wütend, statt gedemütigt wirke: "Würdest du mich bitte einfach in Ruhe lassen?"
Anstatt von mir eingeschüchtert zu sein, wirkt er total gelassen. Ruhig und bedacht greift er nach meiner Faust und seuftzt: "Musst du immer gleich so gewalttätig sein?"
Der Kerl will mich wohl komplett auf den Arm nehmen! Wieso hab ich überhaupt Gefühle für so einen Idioten?!

Trice

"Hör auf damit!", schreit Justin mit gerötetem Gesicht und geweiteten Augen. Dabei wirkt er so als würde er selber nicht mal wissen, ob er es zu sich selbst oder zu mir sagt. Ein Kribbeln macht sich in mir breit. Wieso macht es mir nur so viel Spaß ihn zu ärgern und ihn wütend zu sehen? Ich mache es ja nicht mal absichtlich, es passiert einfach.

"Womit soll ich aufhören? Was mach ich denn, was dir nicht gefällt?"

"Hör auf mich zu verarschen...", seine Stimme klingt bitter und die Wut ist aus ihr gewichen, ganz so, als würde er gleich das Weinen anfangen. Am liebsten würde ich ihn in meine Arme nehmen, aber wir wissen ja alle wie das enden würde. "Ich verarsche dich nicht." Wirklich nicht. Wobei ich mir jetzt auch nicht mehr so sicher bin.
Er lässt mich los und möchte abhauen, doch ich will ihn nicht gehen lassen. Nicht mit diesem Blick. Wut, damit kann ich leben, aber wenn er traurig ist, hinterlässt das ein ungutes Gefühl in mir. Ich halte ihn fest. Er versucht sich loszureißen, doch das lasse ich nicht zu. Und so geht es immer weiter. Hin und her, bis schließlich einer von uns ausrutscht und wir beide hinfallen. Er auf mich drauf. Langsam komm ich mir echt albern vor. Ich versuche mich aufzurappeln als plötzlich etwas hartes an meinem Bein spühre. "Du bist hart", rutscht es aus mir heraus. Sein Gesicht färbt sich wieder rot. "Das ist nur 'ne Morgenlatte! Wie eingebildet kann man eigentlich sein?!", wütend stößt er mich gegen den harten Boden, stürmt zur Tür hinaus und knallt sie mit voller Wucht zu.

"Was ist hier los?", murmelt Leon verschlafen.
"Boah, kann man nicht EIN MAL in Ruhe schlafen?", kommt es von Luke und er rollt sich zur Seite um weiter zu pennen, während ich immer noch verdattert auf dem Boden hocke. So hab ich das doch gar nicht gemeint...

Reverse (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt